Hier finden sich chronologisch die Texte der lateinischen und griechischen Theaterstücke, die zwischen 1988 und 2019 am Katharineum zu Lübeck aufgeführt wurden. Die Seitenangaben lassen sich nicht ohne Weiteres in Aufführungsdauer umrechnen, geben aber einen gewissen Anhaltspunkt. Bei den Angaben über die Zahl der Rollen beachte man, dass jeweils noch (empfohlen 2) ÜbersetzerInnen zum Einsatz kommen müssen. Bei „Massenszenen“ kann man als KomparsInnen auf die Kinder, die im Chor singen, zurückgreifen.
Die lateinischen Stücke sind für altsprachliche Klassen der Jahrgangsstufen 5 bis 8 geschrieben worden, meistens für 6. oder 7. Klassen. Entsprechend bemühen sich einige, den Wortschatz und die Formenwelt von Sprach-Anfängern nicht zu sehr zu verlassen, in anderen spielen solche methodischen Skrupel eine geringere Rolle. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es kein Problem ist, z.B eine Deponential-Form oder ein Gerundivum zu verwenden, bevor diese Phänomene „offiziell“ eingeführt worden sind. Die Schüler verstehen sie im Kontext des Stücks auch ohne systematische Erklärung, und wenn das Lehrbuch sie dann vorstellt, kennen sie eben schon ein paar Beispiele.
Ein größeres Problem ist die lateinische Idiomatik. Nicht alles, was man sagen möchte, ist in originalen Texten belegt, zumal es in Bühnenstücken für Sprachanfänger einfach zugehen muss. So schleichen sich dann Wendungen ein, die antiken Römern ein Kopfschütteln entlockt haben mögen, z.B Interjektionen wie „Hm“ oder „Buuuuh!“. Über Hinweise und Korrekturen sind wir dankbar. Einige nicht-authentische Ausdrücke sind allerdings auf die konkreten Bedingungen unseres Aufführungsortes zugeschinitten: Das in den Regieanweisungen häufig vorkommende „proscaenium“ („Vorbühne“) meint ein Podest vor der eigentliche Bühne in unserer Aula; auch die Ausdrücke „aulaeum tollitur“ / „aulaeum mittitur“ beschreiben unsere Bühnentechnik, nicht die umgekehrte der Antike.
Auch bei den Handlungen und den Charakteren der Stücke war historische Korrektheit nicht das alles überlagernde Kriterium. So genießen in den meisten unserer Stücken die Frauen eine weit größere Entfaltungmöglichkeit als sie sie im antiken Rom gehabt hätten, weil es in jeder Klasse mehr Mädchen gibt, die gerne eine größere Rolle spielen wollen als Jungen.
Bei den ersten, kleineren Stücken wurden die Aufführungen folgendermaßen erarbeitet:
Als Erstes bekamen die Schüler ein Heft mit dem lateinischen Text auf der einen, Vokabeln und gegebenenfalls grammatischen Erklärungen auf der anderen Seite. (Diese Übersetzungs-Ausgaben sind nicht ins Netz gestellt worden, da die sprachlichen Hilfen auf die jeweiligen Vorkenntnissen einer Klasse zugeschnitten sein müssen.) Der Text wurde im Unterricht übersetzt, in jeder Stunde schriebt ein Schüler die Übersetzung mit. Daraus entstand dann die zweisprachige Ausgabe, die die Grundlage der Aufführung war.
Mit zunehmender Länge der Stücke und dem zunehmenden Zeitdruck (G8) konnten nur noch einzelne Akte oder gar nichts mehr im Unterricht übersetzt werden; die Schüler erhielten das fertige Textbuch mit Übersetzung und die Bühnenarbeit begann.
Die Aufführungen sind zweisprachig, das heißt: ein Schauspieler sagt einen Satz auf Lateinisch, dann wird er vom Übersetzer auf Deutsch wiederholt. So können auch Zuschauer ohne Lateinkenntnissen den Stücken folgen. Wenn das Verfahren einer Szene die Dynamik zu nehmen droht, kann man auch einmal eine Passage unübersetzt spielen lassen. Bei Wendungen wie „Salve, o senator!“ oder „Eheu!“ versteht sich das von selbst.
Die Übersetzungsarbeit wird im Lateinunterricht geleistet, die Regie übernehmen dann SchülerInnen höherer Jahrgänge. Sie brauchen allerdings gelegentlich die Hilfe der Fachlehrer, da ihnen gesprochenes Latein meistens doch nicht so geläufig ist, dass sie die korrekte Aussprache (Quantitäten!) und Betonung mit der gebotenen Sicherheit durchsetzen können. Kulissen und Requisiten werden im Rahmen den Kunstunterrichts angefertigt, im Musikunterricht die Chorpartien einstudiert. Orchester bzw. Band müssen sich in eigener Verantwortung vorbereiten.
Die Proben finden zu einem großen Teil in der Unterrichtszeit statt: Das Regieteam holt sich dazu die in einer Szene beschäftigte Kleingruppe aus dem Unterricht (sofern die betroffenen Lehrkräfte das erlauben). In den Lateinstunden werden die „Massenszenen“ geprobt. Zusätzlich treffen sich Gruppen an Nachmittagen, auch Projekttage werden genutzt. Am Wochenende vor der Aufführung gibt es eine oder mehrere Durchlaufproben. Am Vormittag der Aufführung ist die Generalprobe, nachmittags dann eventuell noch letzte Einzelproben.
Die Stücke dauern zwischen 35 und 100 Minuten. Wenn die Stücke zu den kürzeren gehören, geben wir zwei an einem Abend, damit sich für das Publikum das Kommen lohnt. Auch bei längeren Stücken sind die einzelnen Rollen nicht zu umfangreich: das Lernen bereitet bei lateinischen Texten eine weit größere Schwierigkeit als bei muttersprachlichen oder auch englischen.
Wem Schultheater vornehmlich ein Gegenstand allgemeiner ästhetischer und pädagogischer Reflexionen ist, wird die folgende Liste trivial finden. Wer tatsächlich eine Aufführung organisieren will/muss, dürfte den einen oder anderen Nutzen aus der Zusammenstellung ziehen. All diesen Kolleginnen und Kollegen viel Glück, Gelassenheit und gute Laune !
Auswahl des Stückes
-
Die Geschichte sollte Akteuren und Zuschauern wirklich Spaß bringen, auch den verantwortlichen Lehrern. Vorwiegend pädagogisches Interesse trägt ein Theaterprojekt nicht.
-
Es gibt Stücke, die lesen sich gut, spielen sich aber schlecht, weil die Charaktere der Bühnenrollen nicht zu denen der schauspielernden Schüler passen. Bei der Sichtung immer die konkreten Gegebenheiten im Auge haben.
-
Alle Schüler und Schülerinnen der Klasse sollten beteiligt sein. Wie viele Hauptrollen, wie viele Mittelrollen, wie viele Nebenrollen hat das Stück? Muss ich noch zusätzliche Rollen schreiben, vorgesehene streichen? Wollen wirklich alle auf der Bühne stehen? Was sollen die machen, die das nicht wollen? (Regie, Maske, Bühnentechnik, nichts?)
-
Welcher Aufwand muss für Bühnenbilder, Kostüme, Musikbegleitung usw. getrieben werden? Wird das zu leisten sein?
-
Gibt es (bei anderen Stücken als unseren) möglicherweise Probleme mit dem Copyright?
Organisation in der Erarbeitungsphase
-
Die Texthefte müssen besorgt bzw. angefertigt werden. Wenn das Stück zuvor gemeinsam übersetzt werden soll, müssen Vokabellisten angefertigt werden. Sollen die Schüler diese Vokabeln lernen? Welche grammatischen Erscheinungen sind noch unbekannt, wie erkläre ich sie? Sollen alle Schüler eine Übersetzung mitschreiben, sollen einzelne eine anfertigen? Oder soll gleich die zweisprachige Fassung verteilt werden?
-
Wie koordiniere ich die Theaterarbeit und den Fortlauf des Routine-Unterrichts? (Jede Stunde wird halbiert; man nimmt sich zwei Wochen, in denen nur am Theatertext gearbeitet wird; die Theaterarbeit wird in zusätzliche Projektstunden ausgelagert . . .)
-
Lege ich fest, wer welche Rolle spielt? Suchen die Kinder das selbst aus? Gibt es z.B. ein Casting? Soll erst alles übersetzt/gelesen werden oder werden die Rollen schon am Anfang vergeben? Wird vorsichtshalber jede Rolle doppelt besetzt?
-
Führe ich selbst Regie? Wenn ich sie – z.B. an ältere SchülerInnen – delegiere, sollte gelten: Zu Beginn wird möglichst klar abgesprochen, in welchem Rahmen sich die Arbeit bewegt; dann muss man den Regisseuren freie Hand lassen. Allerdings werden gelegentlich Sprech-Proben durch den Lateinlehrer erforderlich sein, um die Aussprache zu korrigieren. Hier sind Schüler bedauerlicherweise sehr unbekümmert („Es ist doch eine tote Sprache, das merkt keiner!“) und schwer von eingerissenen Fehlern wieder abzubringen.
-
Kulissen, Requisiten, Kostüme, Maske, Licht- und Tontechnik. Man braucht hier frühzeitig detaillierte Listen, die man systematisch abarbeitet.
-
Was haben wir schon? Ist es auch wirklich vorhanden? Sich nicht auf vage Zusagen verlassen! Alle erforderlichen Gegenstände sollten baldmöglichst an einen bestimmten Platz geschafft werden.
-
Was muss gekauft bzw. hergestellt werden? Wer macht das? Schüler, Eltern, Kunstlehrer? Unbedingt Termine setzen und immer wieder nachfragen! Kinder neigen dazu, zu überschätzen, was sie im letzten Augenblick noch erledigen können. 10 Tage vor der Aufführung sollte alles beisammen sein.
-
Wie oft werden die Schauspieler sich mit Energie laden können? Wieviele Aufführungen finden ein Publikum? An welchen Tagen ist mit wenig Zuschauern zu rechnen? (Störfaktoren: Klausurblöcke, Fußballübertragungen . . .)
-
Finanzen. Was muss bezahlt werden? Werden die Einnahmen das decken? Was soll eine Karte kosten? Kann man auf eine Klassenkasse zurückgreifen? Zahlt jeder, was er für sich braucht? Zahlt der Schulverein? Die Finanzierung muss in der Vorbreitungsphase abgesichert werden, nach der Aufführung ist Geld nur schwer noch aufzutreiben.
-
Termine und Räume. Rechtzeitig den Aufführungsraum belegen! Den Hausmeister informieren! Prüfen, ob alle Beteiligten am Aufführungstermin anwesend sein werden (und nicht z.B. auf Klassenfahrt)! Es sollte im Klassenraum ein Aushang mit den Terminen hängen, auch müssen die Eltern möglichst frühzeitig über die Terminplanung (Aufführungen und Proben) informiert werden. Kindern fällt gelegentlich erst am Abend vor der Aufführung ein, dass sie zu einem Familienfest oder einem Tennisturnier müssen.
-
Werbung und Tickets. Wer soll die Aufführung anschauen? Nur die Eltern der Klasse? Die Schüler der Parallelklassen? „Alle“? Rechtzeitig das präsumptive Publikum informieren (Plakate, Handzettel, evt. Mitteilungen an die lokale Presse)! Wer fertigt Eintrittskarten und Programmzettel an? Wer besorgt eine Kasse? Wie werden Vorverkauf und Reservierungen organisiert?
-
Probenplanung. Proben stören wahrscheinlich den Unterricht der Kollegen. Rechtzeitig informieren und Absprachen treffen, eventuell die Verlegung von Klassenarbeiten erbitten! Frühzeitig (in Zusammenarbeit mit der Regie) einen Probenplan aufstellen und Termine setzen! Aber: Es gibt auch ein Zuviel an Vorbereitung.
-
Probenablauf. Das Hauptproblem aller Probenarbeit: Was sollen die SchülerInnen machen, die nicht in der gerade geprobten Szene mitwirken? Sie werden sagen:“ Wir gucken zu und sind ganz still !“ Das sind sie aber nicht. Möglichkeiten: Man verteilt sie einzeln im Aufführungsraum („Ihr müßt testen, ob der Text auf allen Plätzen gut zu verstehen ist!“). – Sie fertigen Zeichnungen von der Probenarbeit an. (Erfordert möglicherweise Absprachen mit dem Kunstlehrer.) – Sie arbeiten in einem Nebenraum an Kulissen und Requisiten. (Erfordert präzise Planung, Vorbereitung und wahrscheinlich eine Aufsicht.) – Sie beschäftigen sich mit einer Lateinaufgabe. (Sinnvoll aber unbeliebt.) – Sie stören. Man muss die Probenarbeit so organisieren, dass der Leerlauf für die wenig beschäftigten Kinder sich in Grenzen hält.
-
Es empfiehlt sich, kurz vor der Aufführung eine reine Ablaufprobe zu machen, in der die Szenen nicht gespielt werden, sondern nur die Auf- und Abtritte und die Bühnentechnik ausprobiert werden. Auch die Applaus-Sequenz und der Abgang von der Bühne sollten geplant und geprobt werden
Der Aufführungsabend
-
Wie lange dauert Schminken, Kostümieren, Einsingen? Wann müssen die Schüler spätestens eintreffen? Wie beschäftige ich sie bis zur Aufführung?
-
Die Akteure sollten sich in ihren Kostümen auf keinen Fall vor Beginn des Stückes dem Publikum zeigen. Wo halten sie sich auf?
-
Was mache ich, wenn ein Mitwirkender im letzten Moment ausfällt? Die Kinder brauchen am Nachmittag vor der Aufführung eine Telephonnummer, über die sie sofort Bescheid geben können. Im Idealfall gibt es Ersatzspieler wenigstens für die Hauptrollen. Man sollte sich vorher überlegen, in welche Requisiten man notfalls Textzettel zum Ablesen kleben kann.
-
Wann wird geöffnet? Wer macht die Kasse? Ist Wechselgeld in der Kasse? Wer nimmt die Kasse nach Kassenschluss an sich?
-
Wer macht die Saaltür zu und wieder auf, wer das Saallicht aus und an? Soll das Publikum aufgefordert werden, die Handtelephone stumm zu schalten und nicht zu photographieren?
-
Feuerschutzmaßnahmen. Wo ist der Feuerlöscher? Wie funktioniert der? Wer kümmert sich im Ernstfall darum? Wo ist der Notausgang?
-
Gibt es in der Pause einen Ausschank? Belegte Brote? Gibt es eventuell Merchandising-Produkte (z.B. T-Shirts) zu kaufen?
-
Hinter der Bühne sollte eine Ablaufliste hängen, auf der verzeichnet ist, wer wann wo mit welchem Requisit zu sein hat, wo er nach seinem Auftritt hingeht, wo er – beispielsweise – sein Mikrophon ablegt, welche Kulissenteile wann aufgestellt und wann wieder weggenommen werden, bei welchen Stichworten der Vorhang geöffnet und geschlossen wird usw.. Diese Ablaufliste kann gar nicht detailliert genug sein, in der Aufregung der Aufführung geht alles sehr schnell und niemand weiß mehr aus dem Kopf, was in jedem Moment bedacht werden will. Eine Person sollte allein dafür zuständig sein, hinter der Bühne die Übersicht zu behalten und zu organisieren.
-
Taschenlampen müssen hinter der Bühne bereit liegen, auch Klebeband, Nähzeug, Schere, Lötkolben usw., um Kostüm- und Kulissenteile gegebenenfalls schnell reparieren zu können.
-
Wenn die Aufführung beendet ist, haben wir noch lange nicht Schluss! Wer macht die Umkleideräume sauber? Wohin mit den liegen gebliebenen Kostümen? Wer schließt die Schule ab? Wann soll die Bühne aufgeräumt werden? (Noch am Abend? Am nächsten Wochenende? Wer wird das machen?) Gibt es eventuell im Anschluss an die Premiere/Derniere noch eine Feier? Was ist dafür zu organisieren?
Nachbereitung
-
Wer entsorgt die Kulissen, Requisiten usw. ? Wann ? Was hebe ich auf? Wo?
-
Um die Aufführung zu dokumentieren, sollte man während der Proben Photos machen (und nicht während der Aufführung, das stört.) Die Aufführung sollte mit Video aufgenommen werden, möglichst auch die Generalprobe, damit der Kameramann weiß, worauf er seine Kamera richten muss. Wer macht diese Aufnahmen? Wie soll Vervielfältigung und Vertrieb der Photos und der Videoaufnahmen organisiert werden?
-
Schreibt jemand einen Artikel für die Schulzeitung? Erstellt jemand eine Dokumentation über das Projekt
Ästhetik
-
Kulissen, Requisiten, Kostüme sollten stilistisch einheitlich sein. Es ist unschön, wenn einer einen selbstgemachten Papphelm trägt, der andere ein gekauftes perfektes Plastikteil. Beides geht, aber nicht zusammen. Man muss sich frühzeitig entscheiden, welchen Realismusgrad man anstrebt.
-
Eine sparsame Ausstattung und gute Lichtregie ist effektvoller als zu viele Details. Das muss man wahrscheinlich mit den Kindern diskutieren, da die sich erfahrungsgemäß mehr an Einzelheiten orientieren als am Gesamteindruck.
-
Man muss bei den Proben abgestoppt haben, wie lange die Umbaupausen dauern. Lieber weniger aufwändige Kulissen als lange Unterbrechungen.
-
Die Schauspieler müssen vor allem (und immer wieder) trainieren, langsam und laut zu sprechen und die Endungen nicht zu schlucken. Auch: langsam und leise zu gehen. Das kommt beim Einstudieren vor aller Psychologie.
-
Kinderaufführungen bekommen grundsätzlich Beifall, egal wie schlecht sie gemacht sind. Geradezu geliebt wird es vom Publikum, wenn einer der Kleinen stecken bleibt oder etwas falsch macht. Man sollte sich trotzdem um möglichste Perfektion bemühen und den Kindern diese billige pädagogische Reaktion ersparen.
Das Wichtigste von Allen