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Was bleibt? Was verschwindet? Was entsteht? – Tandemprojekt des Kunstprofils

 

Anfang Dezember 2020 fanden zwei hybride Fachtage mit den Tandems der O2d (12. Jahrgang Ästhetisches Profil) des Katharineums zu Lübeck und dem Tandem (9. Kl.) des Ernst Barlach-Gymnasiums in Schönberg statt. Vorbereitet und begleitet wurden die Fachtage durch die jeweiligen Kunst- und Geschichtslehrerinnen der Schulen. An den Fachtagen selbst wurden via Big Blue Button mehrere Expert*innen zugeschaltet. Hierbei handelte es sich um die Dipl.-Ing. Barbara von Campe (Tischlerin, Innenarchitektin, Bauforscherin, Denkmalpflegerin, Vermittlerin von Kulturerbe und Baukultur), den Dipl.-Ing. Michael Bräuer (Architekt), die Wortwerkerin HannaH Rau (Künstlerin), Dr. Andreas Wagner (Leiter des Grenzhus‘ Schlagsdorf- Informationszentrum zur innerdeutschen Grenze) und die Leonore Heinze (Zeitzeugin).

Das Besondere an diesen Fachtagen war nicht nur die hybride Form und der Input durch die Experten, sondern auch die andere Form des Mitschreibens der neu gewonnenen Erkenntnisse. Alle Schüler*innen erhielten kleine Hefte im A5-Format, um unter der Anleitung der Wortwerkerin, HannaH Rau, eine Art „Reisetagebuch“ über die zwei Fachtage anzufertigen. Verschiedene literarische Kleinformate wechseln sich in diesem Heft mit skizzenhaften Darstellungen ab. Auf diese Weise hatte jede Schüler*in die Chance selbständig Schwerpunkte zu setzen.

Die Fotos zeigen einige Einblicke in unsere Fachtage und in die „Reisetagebücher“.

Der erste Tag begann mit einem Film von Pia und Emily aus Schönberg zum Leben an der innerdeutschen Grenze und der Erarbeitung von Auszügen der Ausstellung „Grenzgeschichten“. Nach der Arbeitsphase wurden die Ergebnisse zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ausgetauscht.

Der nächste Impuls kam von der Architektin und Vermittlerin kulturellen Erbes, Barbara von Campe, zum Thema „Grenzüberschreitungen“. Auch hier fertigten die Schüler*innen ausschließlich literarische und skizzenhafte Aufzeichnungen an. Unten einige Bildbeispiele zu dem Thema.

Höchst interessant war der Vortrag von Dr. Andreas Wagner zu unserem Thema „Was bleibt? Was Verschwindet? Was entsteht?“. Besonders nachhaltig beeindruckte die Schüler*innen, wie sich das Symbol des Kalten Krieges, die innerdeutsche Grenze, von einem lebensgefährlichen und aufs schärfste bewachten Ort, zu einem Biosphärenreservat und Naherholungsgebiet wandeln konnte. Der einstige Ort der Trennung ist nun zum Ort der Begegnung geworden. Die Schüler*innenarbeiten bezeugen dies.

Als emotionaler Höhepunkt des Tages kann das Gespräch mit unserer Zeitzeugin Leonore Heinze bezeichnet werden. Unfassbar erscheint es uns heute, wie der legale Ausreiseantrag Frau Heinze und ihren Ehemann zu politischen Häftlingen machen konnte. Bewegend erzählte Frau Heinze von den Beweggründen die DDR zu verlassen, der Angst und Ungewissheit während ihrer Haft und dem Ankommen in der Bundesrepublik.

Mit dem Auftrag zu Hause die Eltern zum Thema „30-jährigen Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung WAS BLEIBT? WAS VERSCHWINDET? WAS ENTSTEHT? zu interviewen, endete dieser erste intensive Fachtag.

Der Freitag begann mit der Besprechung der Hausaufgabe, hier bekamen wir zahlreiche spannende Geschichten zu hören. Mit Humor tauschten wir auch Vorurteile aus, die die Ossis und Wessis sich immer noch entgegenbringen. Interessant: wir kamen auf deutlich mehr Vorurteile, die die Wessis den Ossis entgegenbrachten. So kam der Wessi lediglich mit dem „Besserwessi“ davon. Der Ossi musste hier deutlich mehr einstecken: neben dem altbekannten „Jammerossi“, wurde dieser als „unfreundlich, wenig hilfsbereit, politisch fragwürdig und gar schlecht frisiert“ wahrgenommen. Aber gut feiern kann er wohl, der Ossi!

An diesem Vormittag beschäftigten sich die Tandems mit dem „gemeinsamen kulturellen Erbe“. Hierzu lieferte wieder Barbara von Campe ein Impulsreferat und die Wortwerkerin HannaH Rau kreative Ansätze das Gehörte zu dokumentieren.

Zum Beispiel war, neben dem Skizzieren, das Schreiben von Elfchen eine Möglichkeit den Vortrag zu verarbeiten.

Als letzter Referent folgte der Dipl.-Ingenieur Michael Bräuer, der als junger Architekt den Auftrag bekam für das zerbombte Rostock tausende neue Wohnungen zu schaffen – eine unglaubliche Aufgabe. Die entstandenen Plattenbauten sollten die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigen. Kindergärten, Kaufhallen, Kneipen und Gartenanlagen sollten das Leben in den Plattenbausiedlungen angenehm machen. Obwohl die Platten industriell gefertigt wurden, waren, besonders die Giebel, individuelle Kunstwerke. Der Blick auf Rostock zeigt, mit welcher Raffinesse hier Stadtplanung betrieben wurde. Dass diese Bauten heute eine neue Wertschätzung erfahren, zeigt die Eingliederung einiger in den Denkmalschutz.

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmer*innen dieser Fachtage und bei der Stiftung Bildung für die finanzielle Unterstützung.

Katja Markmann

 

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