Während Herr Albert meist nur in Musikräumen oder der Aula anzutreffen ist, gibt es für ihn auch ein Leben außerhalb von Musik und Theater. Und auch die Berufung Lehrer war nicht immer so klar, wie es heute vielleicht scheint …
Warum haben Sie sich auf dem zweiten Berufsweg entschieden, Lehrer zu werden?
ALB: Bevor ich die Aufnahmeprüfung für die Uni machte, habe ich eine Ausbildung zum Energie-Elektroniker Fachrichtung Anlagentechnik absolviert, als Geselle gearbeitet, Zivildienst gemacht und währenddessen entschied ich mich für das Abitur im zweiten Bildungsweg mit dem Leistungskurs Mathe und Technologie, völlig entfernt von Musik. Das war ein rein technisches Abitur, hergeleitet aus dem Job, in dem ich davor gearbeitet hatte, das fiel dann alles recht leicht. Dann kam die Frage: “Studierst Du Elektrotechnik oder studierst Du Musik?”
Ich habe dann einfach mit dem Musikstudium angefangen: Schulmusik im Fach Gesang, Nebenfach Klavier. Ich habe das angefangen, ohne zu wissen, was das für Konsequenzen hat. Die Konsequenz war, dass man irgendwann in der Schule steht und unterrichtet. Aber man hat erstmal einen Fuß in der Musikhochschule, um von da aus weiter zu arbeiten. Man entwickelt sich und kann unter Umständen einen künstlerischen Werdegang einschlagen. Erstmal den Fuß in der Tür zu haben, das war so ein bisschen mit die treibende Kraft.
Ich hatte nach dem Abitur und dem Zivildienst nur ein halbes Jahr Zeit, um mich auf diese Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Das war im Vergleich zu dem, was man dann vorher so gemacht hat, recht kurz und knapp. Dann war auch nicht klar, mit welchem Hauptfach ich Musik studiere: Entweder mit Gesang oder mit Klavier. Mit Gesang ging es komischerweise schneller vorwärts als mit Klavier. Dann wurde ich aufgenommen und habe studiert und studiert und studiert und den künstlerischen Weg nicht weiter verfolgt, sondern dann kam die Gesangspädagogik dazu, die ich als zweiten Studiengang angefangen und beendet habe. Ich habe auch mit Germanistik angefangen aber das war nichts für mich.
Schließlich war ich in Saarbrücken mit zwei Studien fertig, also dem Schulmusikstudium und dem Gesangspädagogik-Diplom. Das volle Staatsexamen konnte ich leider nicht machen, weil man im Saarland zwei Fächer studieren musste. Daraufhin hab ich nach Bundesländern gesucht, die das Doppelfach Musik als Studiengang anboten, es gab die Auswahl zwischen Weimar und Lübeck und ich bin nach Lübeck gegangen, habe eine kleine Aufnahmeprüfung gemacht und noch zwei Semester studiert. Endlich war ich fertig und dann hieß es: “So, was machste jetzt damit?”
Folglich dachte ich also: “Probier das mit dem Referendariat mal aus und wenn Du merkst, dass das alles nichts für Dich ist, dass Schule nichts für Dich ist, dann gib Gesangsunterricht und verdiene so dein Geld.” Zack, stand ich hier im Refektorium des Katharineums. Ich war natürlich erstmal sehr von dem Gebäude beeindruckt. So nach sechs Wochen habe ich dann gemerkt: “Dass kann ich auch länger machen, das gefällt mir!” Die Entscheidung, jetzt wirklich Lehrer zu werden, ist nach diesen ersten sechs Wochen gefallen. Vorher hatte ich noch gar nicht mit dem Gedanken gespielt, Lehrer zu werden. Insofern war das mit der Elektrotechnik dann gegessen und ich bin jetzt sehr froh, dass ich nicht hinter irgendwelchen Schaltschränken sitzen muss, sondern dass ich jetzt Musikunterricht geben darf.
Und wie sind sie zum Unterrichtsfach DS gekommen?
ALB: Ja, ich habe während des Studiums in Saarbrücken immer auch in der Opernklasse teilgenommen. Die Opernsänger*innen haben immer auch eine szenische Grundausbildung bekommen und da hatte ich Bock drauf. Ich habe da erste schauspielerische Erfahrungen sammeln können und das hat mir Spaß gebracht. Während der Gesangslehrerausbildung habe ich an etlichen Kursen teilgenommen und da dachte ich mir, “Das wäre eine schöne Ergänzung zum Fach Musik: Darstellendes Spiel.“ Hier an der Schule wird ja viel Theater gemacht und so habe ich durch diese zwei Jahre Zusatzausbildung die Unterrichtsbefähigung für Sek. II erlangen können.
Wenn Sie nicht Lehrer geworden wären, das haben Sie jetzt schon gesagt, wären Sie Gesangslehrer geworden?
ALB. Ja
Früher in Ihrer Schulzeit, waren Sie da auch in Arbeitsgemeinschaften? Oder war das eher außerschulisch, wenn Sie etwas Musisches gemacht haben?
ALB: Also, ich war ja an zwei Schulen. Wir sind einmal umgezogen, an der ersten Schule gab es keine AGs, an der zweiten Schule gab es dann eine Schulband, da habe ich Keyboard gespielt. Und es gab eine Badminton-AG, an der habe ich auch teilgenommen.
Machen Sie immer noch Sport?
ALB: Ja, ich habe zu Hause ein Rudergerät, ich laufe, gehe ab und zu ins Fitnessstudio, fahre Fahrrad, aber aktiv Sport im Verein mache ich nicht.
Sie tauchen in den Abizeitungen öfter in der Kategorie “best dressed” auf. Worauf achten Sie bei ihren Outfits?
ALB: (Geräusche des angestrengten Denkens) Worauf achte ich? Ich kaufe mir das, was mir gefällt, und zieh mich gerne nett an. Ich kaufe halt gerne Klamotten und Schuhe. Manchmal muss ich mich wirklich bremsen. Wenn ich erstmal losziehe, dann kaufe ich dies, dann kaufe ich das, dann geh ich da hin, dann dorthin und komme mit drei, vier, x Tüten nach Hause. Scheint irgendwie ein Zwang zu sein …
Wenn man viel auftritt, passiert auch mal was. Gab es einen peinlichsten Moment auf der Bühne?
ALB: Jetzt bei mir oder bei denen, die ich betreut habe?
Beides.
ALB: Ja, klar, das gibt es ja ständig (lacht wieder). Das ist aber sehr selten. Also dass da nichts passiert ist, in dieser einen Sekunde, das kommt ganz selten vor. (Einschub der Redaktion: Es geht hierbei um eine Patzer der Premiere von Odysseus Fährt Irr, wo ein Einsatz verpasst wurde und kurz Stille im Raum herrschte). Muss ja auch mal. (lacht) Als ich anfing zu singen zum Beispiel, gab es einmal in einem Konzert einen Moment, wo die Stimme im Solo versagte. Im Chor fällt das ja nicht so sehr auf, als Solosänger ist das natürlich schon doof, das fühlt sich nicht gut an. Und natürlich, wenn wir Musicals aufführen kann es immer mal wieder Momente geben, wo irgendetwas schiefgeht. Für mich ist das nicht peinlich, ich leide eher mit. Für denjenigen, dem es passiert ist, ist es vielleicht peinlich. Das ist ja auch total verständlich; man hat etwas geübt und vorbereitet und dann passiert etwas unvorhergesehenes.
Jetzt eine philosophische Frage: Was gehört in ein gutes Leben?
ALB: (denkt) Eine innere Zufriedenheit, ein inneres Wohlbefinden. Und wenn Du mich jetzt fragst, was in meinem Leben für Wohlbefinden sorgt, dann ist es Essen, gute Musik, Menschen die einem guttun, ein gutes Getränk, erfüllte Zeit, Muße, ja, sowas. Das macht für mich ein gutes Leben aus.
Machen wir mal ungefähr mit Wohlbefinden weiter: Urlaub. Wo fahren Sie gern hin? Garten?
(Anm. d. R: Der zuständige Redakteur wusste, dass Herr Albert u. a. sehr gern in seinem Garten arbeitet, deswegen der Fragezusatz.)
ALB: (lacht wieder) Ja, ohne Spaß. Das ist wirklich so, dass ich das zu Hause als so schön empfinden, dass ich auch gern mal im Garten Urlaub machen kann. Aber wenn Du mich jetzt fragst, wohin ich gerne fahre, dann würde ich schöne Städte, wo das Auge etwas Schönes zu sehen bekommt, nennen. Lissabon, Paris, Wien etc. Ich brauche schon etwas, was mein Auge irgendwie befriedigt. Das Meer und die Berge gehören auch zu regelmäßigen Urlaubstrips, wenn nicht gerade Corona dazwischen funkt. Ich war in den letzten zwei Jahren sehr dankbar, einen Garten zu haben.
Gehen Sie im Urlaub dann auch in Theateraufführungen?
ALB: Ja. Das bleibt dann aber häufig im engeren [deutschsprachigen] Raum.
Besonders in den Musiktheater- und Gesangs AGs fungieren Sie ja als Leiter bzw. Ansprechpartner. Wie kam es dazu (beim Großen Musicals fällt es ja an die Klassenlehrkraft des Musikprofils), dass Sie diese Aufgabe bekommen haben?
Ich habe das [Junge Musical] im Jahre 2009 oder 2010 das erste mal mit begleitet: Da bin ich von Frau Hoffmann und Frau Peters gefragt worden, ob ich einsteigen möchte, weil sie eben gesagt haben, dass ein Musiker dabei sein sollte. Ich habe das ein paar Jahre begleitet und irgendwann mal nicht mehr, weil eben andere Dinge anstanden. Irgendwann stand eine Schülerin vor mir und hat mich gefragt, ob ich das nicht wieder übernehmen wolle, und ich habe gerne ja gesagt. Aber ich wollte auch ein bisschen mitgestalten und das Fach “Darstellendes Spiel” stärker im Jungen Musical etablieren. Eben durch Bühnentrainingsgruppen und Fortbildungen fürs Regieteam. So ist das passiert.
Das hat dann etwas gebracht?
ALB: Ich habe ja den Vergleich und ich würde sagen, dass das schon eine neue Herangehensweise mit sich gebracht hat. Einerseits von einigen Regieteamern aus, die Darstellendes Spiel als Unterrichtsfach haben und das dann an die jeweiligen Trainingsgruppen weitergeben, andererseits gibt es hin und wieder einen Theaterpädagogen, der mit dem Regieteam arbeitet. Davon profitieren dann alle im Jungen Musical. Und es heißt übrigens “Das Junge Musical”
Redaktion: … Da muss ich mal gucken, ob das auf der Website richtig steht … Wenn man das Interview jetzt liest und das nicht geändert ist, einfach die Homepage AG mit E-Mails vollballern …
Es kam jetzt in diesem Musical vor, dass Sie eine kleine Rolle hatten, nicht notfallmäßig, weil jemand ausgefallen ist, sondern fest eingeplant. Kommt das (im Theater) öfter vor?
ALB: Das ist das erste mal, wo ich überhaupt Teil einer Vorstellung bin, sozusagen Premiere. Es ist schon wichtig, für mich, dass man als Leiter einer Musical-AG nicht persönlich auf der Bühne steht. Das ist im Darstellenden Spiel eigentlich ein No-Go. Der Spielleiter tritt nicht auf. Man kann das natürlich auch mal ein bisschen aufbrechen und auch nett aufbrechen. In „Paradise Of Pain” war Herr Hegge einmal der Tod auf der Bühne. Er entschied, wer in den Himmel und wer in die Hölle kommt. Das sind dann auch so Sachen, die lustig und durchaus machbar sind.
Gibt es denn Rollen, die Sie selbst gern gespielt hätten?
ALB: Wenn ich unsere Musicals durchgehe, dann hätte ich schon einige, Kloppstock zum Beispiel oder Herr von Mehrwert wäre was, das sind so Rollen, da werde ich ein bisschen neidisch, die würde ich gern spielen. Hermes in „Odysseus“, aber auch Poseidon fände ich reizvoll.
Dann haben wir zum Schluss noch das berühmt berüchtigte Fragengewitter:
Tee oder Kaffee?
Kaffee.
Oper oder Musical?
Oper.
Lesen oder Musik hören?
Musik hören.
Frühaufsteher oder Langschläfer?
Langschläfer.
Im Urlaub: faulenzen oder entdecken?
Ein gesundes Verhältnis von beidem
Redaktion: Gut, dann war es das. Viel Dank!
ALB: Vielen Dank für das Gespräch.