Nachdem wir uns erfolgreich für die Fahrt nach Kreisau beworben hatten, hatten wir sowohl ein Gefühl der Vorfreude als auch eine gewissen Unsicherheit. Schließlich wussten wir noch gar nicht genau, was dort passieren würde und wie wir uns in Polen verständigen sollten, auch wenn wir fast alle kein Polnisch sprechen können. Zum Glück kam Herr Haukohl am Mittwoch, den 23.02.2023, zu uns ans Katharineum und erzählte uns mehr von diesem Projekt.
In Kreisau traf sich nämlich von 1942-1943 eine Widerstandsgruppe gegen Hitler und hielt dort Versammlungen ab, was vorher nur die wenigsten von uns wussten. Heute ist das Schloss eine Begegnungsstätte für Jugendliche. Wir waren also gespannt, mehr über diesen Ort, seine und auch unsere Geschichte herauszufinden – schließlich hieß der Workshop, an dem wir teilnehmen durften, „My History – Your History“.
Montag, 27.02.2023
Am Montag, den 27.02.2023 um 08:40 Uhr trafen sich also 17 Schüler aus verschiedenen Klassen des E-Jahrgangs an der Musik und Kongresshalle und warteten dort gemeinsam auf den Reisebus, der uns nach Kreisau fahren sollte.
Die Fahrt wurde begleitet vom Gesang der hinteren Reihen, Essen, Unterhaltungen über Erwartungen und die Zimmeraufteilung und natürlich auch etwas Schlaf. Ziemlich aufgeregt fuhren wir durch Berlin und dann schlussendlich über die Grenze nach Polen. Wir machten eine längere Pause an der polnischen Raststätte, um unser Geld zu tauschen, damit wir uns in Polen auch etwas kaufen konnte. Als es langsam dunkel wurde, fuhren wir nur noch über Dörfer und näherten uns langsam aber sicher unserer Unterkunft.
Um 20:00 gab es dann ein erstes gemeinsames Treffen mit den polnischen Schülern und jeder hat sich vorgestellt – auf Englisch natürlich, damit sich jeder versteht. Mit einem Spiel haben wir unsere Namen noch besser gelernt. Nach dem Treffen durften wir dann noch in den Kellerräumen des Schloss gemeinsam Musik hören, um uns besser kennenzulernen. Auch wenn das Englisch anfangs etwas unsicher war, kamen schnell Konversationen zustande.
Dienstag, 28.02.2023
Unser erster ganzer Tag in Polen begann mit einem großen, gemeinsamen Frühstück mit sehr leckerem Gebäck, Brot und Brötchen.
Im Anschluss trafen wir uns alle im Ballsaal des Schlosses und begannen den Tag mit ein paar witzigen Kennenlernspielen. Nach der Vormittagspause ging es weiter in Kleingruppen, in denen wir uns über unsere eigene Familiengeschichte austauschten. Hierfür hatten wir vor der Fahrt unsere Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, etc. interviewt. Diese erste Arbeitsphase wurde von einem leckeren Mittagessen (Schnitzel mit Kartoffelpüree 🙂 ) und einer längeren Mittagspause unterbrochen. In dieser Zeit ergriffen wir die Chance und liefen zum nächsten Laden. 20-30 Minuten Fußweg, je nachdem wie schnell man gelaufen ist, musste man dafür einplanen, aber wir konnten uns etwas Süßes kaufen, wofür sich der Weg dann doch gelohnt hat.
Als wir alle pünktlich um 15:00Uhr wieder da waren, haben wir uns weiter mit unserer persönlichen Familiengeschichte befasst und kleine Mini-Präsentationen vorbereitet, welche wir uns dann am Nachmittag gegenseitig vorgestellt haben.
Am Abend haben wir dann eine Präsentation über Lübeck und eine über Warschau gehört. Diese wurden jeweils durch leckere typisch deutsche (Marzipan, Haribo, etc.) und typisch polnische Süßigkeiten ergänzt.
Um 23:00 Uhr war an diesem Abend die Nachtruhe und dann machten Frau Kranitzky und Frau Spenner auch ihre Abendrunde und sagten jedem gute Nacht.
Mittwoch, 01.03.2023
Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es los mit einer geführten Tour über das weitläufige Gelände. Damit beide Gruppen die Möglichkeit hatten, alles zu verstehen und auch Fragen stellen zu können, fand die Führung für uns auf deutsch und für die polnischen Schüler auf polnisch statt.
Wir erfuhren sehr viel über den Kreisauer Kreis und die Geschichte der Besitzer des Guts und des Schlosses. Eines der ersten Ziele war das sogenannte Berghaus, das zur Zeit des Nationalsozialismus Treffpunkt des Kreisauer Kreises war, einer bürgerlichen Initiative um Helmuth James Graf von Moltke. Diese Gruppe befasste sich mit Plänen zur politisch-gesellschaftlichen Neuordnung nach dem Sturz der NS-Diktatur. Im Schloss entdeckten wir ein großes Wandfresko, das die Einnahme von Lübeck durch die französische Armee Napoleons am 6. November 1806 zeigt. In der unteren rechten Ecke des Freskos sieht man einen kleinen Jungen, bei dem es sich vermeintlich um Helmuth von Moltke, den späteren Feldmarschall, handelt.
Mit vielen neuen Informationen ging es nach einer kleinen Pause endlich mit den Workshops los. Vier verschiedene Workshops mit unterschiedlichen Themen: „Migration in the 20th and 21st centuries“, „Childhood stories from Poland and Germany“, „Media and Hate Speech“ und „Civil society and opposition movements“. In unseren Workshopgruppen lernten wir zunächst einmal unsere Teamleiter besser kennen und schließlich auch noch die anderen Workshopteilnehmer, mit denen wir die nächsten Tage verbringen würden und fingen dann mit den Inhalten an. Drei Stunden beschäftigten wir uns intensiv mit unseren Workshop-Themen und dann gab es schließlich Abendessen.
Im Anschluss konnten wir alle zusammen in der Turnhalle Volleyball spielen. Auch hier ging es anfangs etwas ruhig zu, aber schon nach kurzer Zeit kam es zu einer lustigen und gesprächigen Gemeinschaft, die aus polnischen und deutschen Schülern bestand.
Donnerstag, 02.03.2023
Nach dem Frühstück ging es direkt in die Workshop-Gruppen und wir lernten mehr über die von uns ausgewählten Themen.
Am Nachmittag trafen wir uns alle nochmal gemeinsam und spielten ein gemeinsames Spiel, bei dem wir unseren Standpunkt zu verschiedenen Themen verdeutlichen konnten – zum Beispiel wie wir zum Thema Migration stehen. Hierbei entstanden spannende Gespräche und Diskussionen.
Schließlich ging es dann noch einmal in die Workshops, bevor es am nächsten Tag darum gehen sollte, das in den Workshops Gelernte möglichst kreativ zu präsentieren.
Auch an diesem Abend durften wir wieder in der Sporthalle gemeinsam spielen. Neben Volleyball stand jetzt auch Basketball hoch im Kurs.
Freitag, 03.03.2023
Am Freitag, waren die Workshops leider schon vorbei und wir bereiteten uns in den Gruppen auf die Vorträge vor, die wir den anderen Gruppen am Nachmittag vorstellen sollten.
Die kreativen Vorträge, die jede Gruppe anders gestaltet hatte, hörten wir uns in der großen Gruppe gespannt an und waren alle etwas traurig, dass nun schon der letzte Tag war. Ein letztes mal genossen wir nun auch die gemeinsame Kaffeepause mit leckeren Keksen, und nachdem wir am Dienstag unsere Ängste und Hoffnungen aufgeschrieben hatten, machten wir eine Feedback Runde und jeder durfte sagen, was er gut oder eben nicht so gut fand. Die meisten haben positiv angesehen, dass sie neue Freunde gefunden haben, viel gelernt haben und mitnehmen konnten und ihr Englisch aufbessern konnten. Negatives Feedback gab es zum Glück fast gar nicht. Unter tosendem Applaus bekamen am Ende alle eine Urkunde über die erfolgreiche Teilnahme an dem Projekt.
Der Abend wurde beendet mit einer schönen Party, der „Farewell Party”, und ein letztes mal wurden Nummern ausgetauscht und Gespräche geführt mit den polnischen Schülern und wir hatten eine Menge Spaß. Als wir auf unseren Zimmern waren, wurden schweren Herzens die Koffer gepackt, denn schließlich stand die Abreise unmittelbar bevor.
Samstag, 04.03.2023
Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück und einem selbstgepackten Lunchpaket verließen wir um kurz vor neun das Gebäude mit einem etwas traurigen Gesicht. Kurze Zeit später rollte der Bus langsam vom Gelände und wir begaben uns auf die lange Fahrt zurück.
Die Busfahrt verlief deutlich ruhiger als die Hinfahrt, da die meisten viel schliefen. Dennoch erreichten wir Lübeck wieder mit Gesang aus den hinteren Reihen. Am großen Parkplatz der MuK angekommen wurden wir von unseren Eltern abgeholt und somit endete unsere gemeinsame Reise nach Polen.
Das alles wäre aber nicht möglich gewesen ohne die großzügige Unterstützung von Herrn Haukohl und seiner Stiftung, der Michael-Haukohl-Stiftung, dem Bund der Freunde und der Kulturmark.
Wir sind alle sehr dankbar, dass wir dieses Erlebnis machen konnten!
Wir bedanken uns natürlich auch noch einmal ganz herzlich bei Frau Kranitzky und Frau Spenner dafür, dass sie mit uns dorthin gefahren sind!
Anna Koormann (Ea), Frieda Dufek (Eb)