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Geschichtserlebnisraum Roter Hahn

Geschichtserlebnisraum Roter Hahn

Zwar hat uns das neue Schuljahr schon wieder länger voll im Griff, aber eine Geschichte vom Ende des letzten muss noch dringend erzählt werden, eine Geschichte von der ehemaligen 9a. Ausgehungert durch die Jahre unter Corona lechzte die bemitleidenswerte Klasse 9a – wie wir alle – nach gemeinsamem heiteren Erleben an sonnigen Wandertagen. Genau das hatte ich der Klasse deshalb zum Abschluss versprochen. Als ich jedoch verkündete, dass es im Rahmen unserer Lektüre Helmholds von Bosau und seiner Chronica Slavorum zum Geschichtserlebnisraum Roter Hahn gehen würde, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Genauso als ich nachsetzte, dass der Aufenthalt bis etwa 15 Uhr geplant sei (Freitag!!).

Da half es auch nicht sooo viel, dass ich beteuerte, dass Frau Behrend, ich und besonders das Team vom Geschichtserlebnisraum sehr viel Zeit investiert hätten, um ein maßgeschneidertes und sehr attraktives Programm zu vorzubereiten. Auf dem Plan standen v.a. Kochen, Kleidung, Farbherstellung und mittelalterliche Schrift. Das klingt für manch einen vielleicht auch eher mäßig spannend, aber unser Ansprechpartner Frank Thomas, selbst ehemaliger Katharineer, begeisterte Frau Behrend und mich sehr schnell für diesen wunderbaren Ort und seine Philosophie, sodass wir zuversichtlich blieben.

Schließlich war es dann soweit. Wir trafen uns dort morgens mit der 9a bei herrlichstem Wetter. Schon bei der ersten anschaulichen Führung über das beeindruckende Gelände mit seinen mittelalterlichen Nachbauten, die zeigen, wie es hier im Raum Lübeck im Hochmittelalter ausgesehen haben könnte (slawisches Blockhaus, Stabkirche, Wikingerlanghaus …), kam Neugier auf. Schnell begannen wir dann aber in drei Gruppen, auch aktiv zu werden. Als slawische Bauern kochte eine Gruppe unter Anleitung zweier Slawenkenner mit Gemüse und heimischen Kräutern, wie z.B. Gänsefuß, eine Suppe und buk mittelalterliches Fladenbrot. Gruppe 2 lernte vom Künstler Felix Karweick viel darüber, wie Farben im Mittelalter hergestellt wurden, um dies sogleich selbst umzusetzen. Wusstet Ihr, dass als Bindemittel häufig Quark eingesetzt wurde? Mit Witz, Charme und Expertise wurde die Gruppe angeleitet, bis letztlich alle mit selbst hergestellten Farben auf Holz eigene Gemälde erschufen. Während der Trocknungsphasen wurde dann mit handgefertigter Tinte und echten Federn geschrieben.

In der Gruppe 3 ging es im Kloster hochherrschaftlich her. Teilweise in Normannenkluft wurde hier deftig mit Fleisch gekocht. Den Abschluss bildete das gemeinsame Essen im Kloster. Lecker!! Als dann am Ende die Frage aufkam, ob man auch länger bleiben dürfe, um noch die Lederbeutel fertigzustellen, deutete sich schon an, dass es ein voller Erfolg war. Deutlich wurde es in der Nachbesprechung in der letzten Woche, als die Klasse sich einig war, dass das gemeinsame Kochen und Arbeiten wirklich ein schöner Abschluss war.

So sind wir dem Team für ihren Einsatz (den ganzen Tag 6 Personen für eine Klasse (!), um das Programm zu testen) und ihre Fähigkeit, Geschichte wirklich erleben zu lassen, sehr dankbar. Dem Bund der Freunde danken wir, dass sie das Projekt finanziell unterstützt haben.

Nicht verwunderlich, aber schön – als wir in der Ea uns am Donnerstag fragten, wo der erste Wandertag hingehen solle, schlugen Schülerinnen aus der Ex-9a vor: „Geschichtserlebnisraum?“ 🙂

M. Kaffka