Ein Jugendseminar in Schottland, das von dem Fashion Council Germany, der Prince’s Foundation und UK-German Connection organisiert und finanziert wird, ist einer schöner Ausklang der Herbstferien.
Bevor ich selbst erfahren durfte, was sich hinter dem Titel des Jugendseminars verbirgt, musste ich mich erstmal in einem selektiven Anmeldeprozess beweisen. Auf einem Online Formular wurden mir Fragen gestellt wie: Was erwartest du von dem Seminar? Oder: Was qualifiziert dich zur Teilnahme? Inwiefern bist du außerschulisch, vor allem ehrenamtlich aktiv? Zu meinem eigenen Bewerbungsschreiben kommt noch ein Gutachten von einer Lehrkraft, in meinem Fall Frau Gerresheim, hinzu.
Wenige Tage nach Anmeldeschluss hat mich auch schon die freudige Nachrichte erreicht: Ich wurde angenommen 🙂
Vor dem Seminar sollten wir uns kreativ mit dem Thema Nachhaltigkeit vor allem in unserer Region auseinandersetzen. Ich habe dafür einen Secondhandladen gemalt, den es so leider nicht mehr gibt.
Am 21. Oktober bin ich dann um halb acht aus Hamburg nach Berlin losgefahren. Von dort sind wir nach Edinburgh geflogen und wurden dann direkt zum Dumfries House in Cumnock gefahren. Am Abend gab es nur einen kleinen Ice-breaker zwischen den britischen und deutschen Teilnehmenden.
Am Samstag, 22. Oktober, haben wir uns damit beschäftigt, Klamotten selbst zu machen und zu reparieren. Wir hatten eine Web-Workshop, einen Workshop zum Färben mit natürlichen Farben, einen sashiko-Workshop und einen Näh-Workshop. Am nächsten Tag gab es vormittags Team Building-Aktivitäten und einen Strickkurs, nachmittags hatten wir interkulturelle Workshops, bei denen wir uns viel über unsere verschiedenen Lebenssituationen unterhalten haben, wir haben auch eine fashion-Dokumentation geschaut.
Das Programm am Montag, 24. Oktober, war mit Abstand mein liebstes. Zuerst haben wir den Bauernhof nebenan besucht. Dieser ist nicht nur organisch, sondern legt auch einen großen Wert darauf, regionale Tierarten zu schützen. Viele schottische Tiere sterben aus, weil sie nicht sehr lukrativ für Bauern sind.
Danach hatten wir einen Workshop, in dem wir uns die Eigenschaften verschiedener Textilien angeschaut haben. Wir haben die Fasern unter dem Mikroskop untersucht und die Reißfestigkeit und Wasser- und Feuerresistenz geprüft. Danach haben wir eine Führung durch eine Textilfabrik bekommen. Uns wurde stark ans Herz gelegt, dass sie in engen Kontakt mit allen Bauern und Webern stünden, die Einfluss auf das Endprodukt haben. Dabei beziehen sie ihre Ressourcen primär regional, aber auch teilweise aus europäischen Ländern wie Italien. Die Führung war sehr spannend, wenn man sich für das Thema interessiert. Am Ende wurde uns allen ein Schal aus deren Produktion geschenkt, für viele das größte Highlight.
Am Abend haben wir einige deutsche Student:innen vom Fashion Council Germany kennengelernt. Viele von ihnen haben gerade ihr eigenes Label gegründet und uns wurde erklärt, wie man in der Fashion-Branche gut einsteigt. Das lag nicht wirklich in meinem Interessensgebiet, aber dennoch ein sehr spannendes Gespräch!
Am Dienstag haben wir den Tag mit einer Fashionkonferenz begonnen. Wir durften einigen Vertretern von Marken, Aktivisten und den Studenten von gestern zuhören. Die Konferenz hat sich darauf fokussiert, dass wir Strategien lernen, um nachhaltiger einzukaufen. Upcycling und Mieten von Kleidung spielte dabei eine große Rolle. Uns wurde aber auch der Fashion Transparency Index vorgestellt. Wie der Name schon fast sagt, stellt dieser Index dar, wie transparent Marken mit ihren Herstellern umgehen. Leider gibt es keine Marke, die in diesem Index erfasst wurde, die über 70% hat.
Danach gab es eine Diskussionsrunde und eine Führung durch das Dumfries House. Da es unser letzter Abend war, hatten wir kein Programm mehr. Wir alle haben uns über diese wenigen Tage sehr gut kennengelernt und es sind viele Freundschaften entstanden. Die Stimmung war also recht bedrückt. Aber bis jetzt stehen wir alle noch in Kontakt und planen schon ein Nachtreffen.
Es ist geplant dieses Seminar jährlich zu veranstalten und ich kann es nur empfehlen!
Nick Heidmann, Q1c