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Joachim Meyerhoffs Mutter liebt Junk-Food...

Joachim Meyerhoffs Mutter liebt Junk-Food…

Eb besucht die Lesung des Schauspielers und Autors Joachim Meyerhoff in Hamburg

Montagabend 18.00 Uhr. Hauptbahnhof Lübeck. Nieselregen. Am nächsten Tag wieder Schule. Kein Erbarmen. Laune der meisten Anwesenden mäßig.

„Alle Toten fliegen hoch. Amerika.“ Die Lektüre des ersten Bandes einer mittlerweile fünfteiligen autobiografischen Romanreihe des Schauspielers Joachim Meyerhoff veranlasste uns dazu, die seltene Gelegenheit wahrzunehmen, den Autor des „gelesenen“ 😉 Werkes persönlich zu erleben.

Pünktlich um 19.30 Uhr betrat der Autor die Bühne des Deutschen Schauspielhauses. Leger in Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhen setzte er sich an das Lesepult vor dem roten Vorhang.

Gelesen wurden neue, unveröffentlichte Texte. Schon vor der Veröffentlichung seines ersten Romans veranstaltete Meyerhoff, damals noch in Wien, Theaterabende, bei denen er einzelne Texte und Anekdoten vorlas bzw. frei erzählte.

Meyerhoff erklärte, dass er in „Räumen“ denke und seine Geschichten einzelnen Räumen zugeschrieben werden können. So war das Austauschjahr in Laramie im US Bundesstaat Wyoming ein Raum, das Aufwachsen auf dem Psychiatriegelände in Schleswig ein zweiter und das Studentenleben im großelterlichen Haus in München während der Schauspielschule ein weiterer und so fort. Welchen Raum gab es jetzt noch zu erzählen? War alles auserzählt?

Die Lesung begann nach diesen Vorüberlegungen mit einer Geschichte in Berlin, die das kuschelige, gemütliche und etwas „verlogene“ Wien dem kalten und schroffen Berlin gegenüberstellte. Ein neues, hochwertiges Fahrrad des Autors steht nach einer denkwürdigen Begegnung mit einem unerklärlich spontan aggressiven Unbekannten des Nachts noch heute zertreten und beschädigt auf dem Heimweg zu seiner Wohnung in Berlin.

Auch die Geschichten über die Döner und Currywurst genießende 85-jährige, megaaktive Mutter des Autors, die in bunten Sommerkleidern („Sie nennt es Fähnchen“) das Gestühl ihrer Sommerparty mit dem Aufsitztraktor eigenhändig in den Garten wuchtet, waren sehr eindrucksvoll und lustig.

Die mittlerweile 30jährige Bühnenerfahrung des Schauspielers Meyerhoff bietet viele Anekdoten. In Anlehnung an Dostojewskis „Schuld und Sühne“ nennt er seine Theater-Geschichten „Scham und Bühne“. Über gepunktete Bühnenbilder inklusive zweier Dalmatiner, Meyerhoff rutschend an der Feuerwehrstange als Luftgeist Ariel in „Der Sturm“ bis zu einem vor Fremdscham schreienden Blackout-Erlebnis eines Kollegen, das minutiös und unvergleichlich witzig erzählt wird, bilden diese Geschichten den Rahmen des Abends.

Das Publikum dankte Meyerhoff mit langanhaltendem Applaus und im Foyer hatten alle Besucher die Möglichkeit, Bücher oder Eintrittskarten signieren zu lassen.

Beeindruckt von den Klebezetteln und Anmerkungen im Roman einer Schülerin unserer Klasse und überrascht sein Buch als Schullektüre zu erleben, plauderte er freundlich und geduldig mit allen, die sich in eine lange Schlange am Signiertisch einfanden, und unterschrieb mit Namen und Gruß.

Zugegeben spät, aber pünktlich um kurz vor 23.00 Uhr erreichten wir den Bahnhof in Lübeck. Für einige ging die Fahrt noch weiter oder zurück nach Travemünde sowie in den Hochschulstadtteil usw.

Die Kulturmark hat uns diesen Theaterabend mit großzügigen 280 Euro gesponsert. Vielen herzlichen Dank dafür! Es war toll!

 

Für die Eb,

Frau Bünger