Oft ist es im Zuge einer Lektüre größerer oder kleinerer literarischer Werke hilfreich, neben dem reinen Text einen zweiten Zugang zu erhalten, zum Beispiel durch Vertonung oder Visualisierung.
Letzteres dachten sich auch die Deutschkurse der Q1c, Q1d und Q2c, die am Samstag, dem 18. Februar um 19.30h, zusammen mit vielen anderen Lübecker Schulklassen das Stadttheater Lübeck besuchten, um die Inszenierung des neuen Schauspieldirektors von Georg Büchners “Woyzeck” anzuschauen.
Das Drama, das sich um den armen Soldaten Franz Woyzeck dreht, der aufgrund seiner finanziellen Nöten und seines niedrigen Stands in der Gesellschaft von Job zu Job hetzen muss, um sich beim Hauptmann und Doktor durch erniedrigende Arbeit Geld zu verdienen, mit dem er seine Freundin Marie und sein uneheliches Kind Christian versorgen kann, wurde mit Liedern von Tom Waits und Kathleen Brennan moderner gestaltet. Am Ende des Stückes bringt Woyzeck Marie um, aufgrund seiner Eifersucht über ihre Affäre mit dem Tambourmajor und seiner psychischen Krankheiten, Halluzinationen und Schizophrenie. Ein besonderer Fokus wurde in dieser Vorstellung auf den Femizid gelegt, indem am Ende die Zahl 139 +1 in blutroter Farbe an die Wand geschrieben wurde, so viele Frauen wurden im Jahr 2020 Opfer von Partnerschaftsgewalt.
Auffallend waren die guten und emotionalen schauspielerischen sowie gesanglichen Leistungen der Schauspieler und das eher dezent gahaltene Bühnenbild. Insgesamt wurde die Aufführung mit sehr viel Applaus bedacht und war eine gelungene Veranschaulichung der im Unterricht besprochenen Inhalte.
Und noch mehr Kultur! Etwa eine Woche später, am 24.02. ging es für fast alle Schüler:innen des Q1-Jahrganges erneut ins Theater. Die Englischkurse besuchten gemeinsam eine englische Aufführung von William Shakespeares “Hamlet“. Die Vorstellung war von der „American Drama Groupe Europe“, einer Gastspielgruppe, die dort für die Lübecker Schülerschaft auftrat.
Hamlet ist ein dänischer Prinz, dessen Vater vor Kurzem verstarb. Doch erscheint ihm dieser plötzlich als Geist und klärt ihn über seinen Tod auf. Er wurde von seinem Bruder Claudius ermordet, der nun den Thron übernommen und Hamlets Mutter geheiratet hat. An diesem soll Hamlet sich für seinen Vater rächen.
Verzweiflung, Wut, Taktik und Emotion lassen den Prinzen herumirren und sein Umfeld zieht er mit in seine Krisenzeit. Aus anfänglicher Verwirrung wird unkontrollierter Wahnsinn. Dramatisches Ende vorprogrammiert. Um es kurz zu machen: Überlebt haben die Wenigsten.
Doch die Darstellung war sehr gut bedacht und insziniert. Die „Verstorbenen“ sorgten für eine spannende Atmosphäre durch Musik und andere Klänge im Hintergrund und die Schauspieler waren allesamt mit Herzblut dabei. Der Theaterbesuch war eine wirklich nette Alternative zum Unterricht 😉
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Fotos: Thorsten Wulff