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Unterm Kirschbaum mit … Herrn Welge

Unterm Kirschbaum mit … Herrn Welge

Eigentlich heißt dieses Format „Unterm Kirschbaum“, doch leider war es Anfang November, zum Zeitpunkt dieses Interviews, bereits so ungemütlich draußen, dass wir es doch kurzfristig nach drinnen verlegt haben. Trotzdem konnten wir mit Herrn Welge über seine eigene Schulzeit, sowie die Zeit am Katharineum sprechen. Gesprächsthemen waren auch das MUNOL-Programm und der Selbstverteidigungskurs, die Herr Welge beide am Katharineum leitet. Aber lest selbst!

Wie lange unterrichten Sie schon am Katharineum?
WGE: Über 20 Jahre.

Welche Fächer unterrichten Sie und warum ausgerechnet diese?
WGE: Englisch und Sport. Eigentlich ist es so, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Ich lese gerne englische Bücher, ich spreche gerne Englisch und unterhalte mich auch mit Leuten sehr gerne in der englischen Sprache. Und Sport habe ich eh immer gemacht. Ich habe Sport im Studium tatsächlich erst später dazu genommen, aber eigentlich mache ich Sport seitdem ich 11 Jahre alt bin. Daher hat sich das Ganze eigentlich ganz natürlich ergeben.

Was war Ihr Lieblingsmoment in Ihrer Schulzeit und als Lehrer?
WGE: (lacht) Ich musste oft sehr laut lachen und da gibt es viele Momente, an die ich gerne zurück denke. Manchmal ist es auch so, dass Schüler Sachen gemacht haben, besonders im Sportunterricht, die sie sich vorher nicht getraut haben. Und das sind immer tolle Momente, bei denen ich sehe, dass die Schüler Mut gefasst haben. Natürlich auch im Englisch-Unterricht, wenn bestimmte Schüler mir ganz neue Aspekte über Werke eröffnen, die ich schon gelesen habe.

Hatten Sie früher einen besonderen Berufswunsch?
WGE: Ganz viele. Ich wollte Wildhüter in Kenia werden, Baumfäller in Kanada. Ich habe auch ganz viele Jobs gemacht, um selber Geld zu verdienen und habe viele interessante Berufe kennengelernt. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem Beruf des Lehrers (schmunzelt).

Was gefällt Ihnen besonders am Lehrer-Sein?
WGE: Der Austausch mit den Schülern. Zu sehen, dass sich Schüler verändern, erwachsen werden. Die Kleinen sind besonders liebenswert und witzig und geben einem Denkanstöße, rütteln einen durch und mit den Oberstuflern kann man tiefe Diskussionen führen.

Was war die beste Ausrede für nicht gemachte Hausaufgaben?
WGE: (lacht und überlegt) In einem Leistungskurs Englisch sollte ein Text ins Englische übersetzt werden. Ich warf einen Blick auf das Heft eines Schülers und musste lächeln. Ich fragte ihn ernst, ob er den Text allein und ohne Hilfe gemacht hatte. Er bejahte das mehrfach. Dann liess ich ihn seine groteske Googleübersetzung vorlesen. Der ganze Kurs konnte sich nicht mehr halten vor Lachen.

Welche Methode zu lehren, finden Sie ist die effektivste?
WGE: Die Methode muss authentisch sein. Motivation ist der Schlüssel. Man muss es den Schülern so beibringen, dass sie es verstehen können, aber es muss auch Progression dabei sein. Wenn das Ziel zu hoch gesetzt ist, demotiviert es die Schüler aber auch. Man sollte sie auch den Unterricht mitgestalten lassen.

Wer war früher Ihr Lieblingslehrer und was hat diesen so besonders gemacht?
WGE: Ich hatte zwei Lehrer, die außerhalb der Schule sehr wichtig für mich waren. Das waren meine Newman-Escrima-Lehrer. (Anmerkung der Redaktion: Newman-Escrima ist eine effektive Selbstverteidigung mit verschiedenen Waffen.) Von denen habe ich sehr viel gelernt, obwohl sie gar nichts mit der Schule zu tun hatten. In der Schule hatte ich einen Sportlehrer, der allen alles auf eine sehr ruhige Art und Weise beigebracht hat. Das hat mich immer sehr beeindruckt.

Wenn Sie Ihre eigene Schule konzipieren könnten, wie würde diese aussehen und welche Fächer würden Sie vielleicht sogar noch hinzufügen?
WGE: Das ist schwer … Es gibt schonmal ein paar Fächer, die auf den neuen Stundenplan kommen würden. Das eine wäre, wie man die Prioritäten im Leben herausfindet und wie man gesunden Menschenverstand anwendet. In der heutigen Zeit, wie man die ganzen Verlockungen der Social Media richtig gebraucht, das fände ich ganz gut. Auch Fächer, die an die heutige Zeit angepasst sind, wie beispielsweise Recherchieren im Internet Faktenchecks etc.

Gibt es ein Thema, welches Sie besonders gerne unterrichten?
WGE: In Sport, natürlich ganz klar, den Leuten neue Bewegungen beibringen, und das in allen Sportarten. In Englisch liebe ich es, Romane zu behandeln und in die Tiefe zu gehen, aber auch kreativ zu werden. Ob es Romane, Kurzgeschichten oder Gedichte sind, ist eigentlich egal. Wenn man dann auch noch den Übergang zur Realität schafft, ist das toll. Wir haben teilweise Krankenhäuser besucht, Polizisten gefragt oder mit Leuten gesprochen, die geflüchtet sind oder in Flüchtlingslagern gearbeitet haben. Wenn man so etwas mit den Werken verbindet, die man gerade gelesen hat, finde ich das toll. Und die Schüler, glaube ich, auch.

In welcher Stufe unterrichten Sie am liebsten?
WGE: Die 5. und 6. unterrichte ich sehr gerne, weil sie so lebendig sind und die Oberstufe, weil man sich so angenehm mit ihnen unterhalten kann. Also die ganz Großen und die ganz Kleinen (schmunzelt).

Welche Kampfsportarten haben Sie gelernt und wie sind Sie auf die Idee gekommen einen Selbstverteidigungskurs am Katharineum anzubieten?
WGE: Ich habe angefangen mit Judo, dann ging es weiter mit Wing Tsun Kung Fu. Und dann Newman-Escrima, das ist u.a. Schwertkampf. Ich habe auch ein paar Jahre an der Uni geboxt. Und jetzt bin ich eben beim Escrima geblieben, weil es eigentlich alles verbindet, was ich gut finde und es sehr vielseitig ist. Ich habe als Referendar davon gehört, dass Frauen Gewalt angetan wurde, und das wollte ich verhindern. Ich wollte, dass Frauen in ihrer Freiheit nicht eingeschränkt sind. Anfangs war der Selbstverteidigungskurs für Frauen gedacht, aber dann waren auch Jungen dabei. Es ging damit los, dass ich schon als Referendar einen Selbstverteidigungskurs hatte und dann haben mich einige Leute gefragt, ob ich nicht auch einen am Katharineum machen möchte …

Wie sieht ein Selbstverteidigungskurs aus?
WGE: Bei der Selbstverteidigung geht es darum, den Leuten zu sagen, was möglich ist und was nicht möglich ist, und dann das zu trainieren, was möglich ist.

Wie sind Sie dazu gekommen das MUNOL (Model United Nations of Lübeck) Programm an unserer Schule zu leiten?
WGE: Das erste mal, dass ich MUNOL gesehen habe, wollte ich einen Kollegen auf der TMS besuchen. Ich bin da rein gegangen und habe gesehen, dass alle in Businesskleidung waren und dachte mir „Was ist denn hier los?“ und habe mich dazu gesetzt. Ich fand es so toll, wie die Jugendlichen sich dort unterhalten haben, alles auf Englisch und aus unterschiedlichen Ländern. Ich war begeistert und wollte dort auch unbedingt mitmachen und es unterstützen. Und vor ein paar Jahren konnte ich das dann übernehmen und eine Delegation aufstellen und seitdem läuft das.

Wie würden Sie das Katharineum in drei Worten beschreiben?
WGE: Altehrwürdig, (überlegt), schülerzugewandt und innovativ.

Sind Sie bereit für das Fragengewitter?
WGE: Natürlich!

Kaffee oder Tee?
Kaffee

Sommer oder Winter?
Sommer

Englisch oder Sport?
Sport

Fernsehen oder lesen?
lesen

Im Urlaub faulenzen oder entdecken?
entdecken

Fahrrad fahren oder Auto fahren?
Fahrrad

Basketball oder Fußball?
Basketball

Lieblingsschulfest am Katharinuem?
Last Night of the PROMS

 

Vielen Dank für dieses interessante Interview!

Redaktion des Website-Teams

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