Seit wie vielen Jahren arbeiten Sie als Lehrerin und seit wann sind Sie am Katharineum tätig?
Tatsächlich ist das hier meine erste richtige Stelle, nach dem Referendariat war ich noch eine Weile in Dänemark an einer Schule, kurz in China und dann bin ich ans Katharineum gekommen. Das war August 2019.
Wo haben Sie studiert?
Studiert habe ich in Würzburg, also in Bayern.
Warum haben Sie sich für Geographie und Englisch entschieden?
Da muss ich kurz zurückgreifen. Ursprünglich habe ich mit Chemie und Biologie angefangen. Während der Schulzeit hatte ich Chemie und Englisch als Leistungskurse, damals gab es in Bayern noch Leistungskurse, anstatt Profile. Das waren meine großen Leidenschaften. Nachdem man aber an der Uni Englisch und Chemie jedoch zu der Zeit noch nicht zusammen studieren konnte, habe ich mich dann in dem Moment für die Chemie und Biologie entschieden und ziemlich schnell gemerkt, dass die Biologie so gar nichts für mich ist und bin dann auf Englisch umgeschwenkt. Geographie fand ich als Schülerin immer großartig und ist für meine Begriffe ein fantastisches Fach, weil es so viel verbindet. So kam es dann, dass es Englisch und Geographie wurden und ich habe diese Entscheidung sicher nie bereut – auch wenn ich die Chemie vermisse.
Gibt es ein Thema, welches Sie besonders gerne unterrichten?
Ja, tue ich! Ich glaube, zum Leidwesen vieler Schüler, unterrichte ich wahnsinnig gerne Shakespeare (lacht). Ich versuche immer meine Leidenschaft für Shakespeare und seine Stücke zu vermitteln, das gelingt mal und misslingt einander mal. Natürlich gibt es Schüler, die es schwierig finden, weil es eben nicht dieses „klassische“ Englisch ist, was wir heutzutage haben und dementsprechend an manchen Stellen schwieriger zu verstehen ist. Ich finde nur, dass es unglaublich schön klingt und auch in den Stücken, die er geschrieben hat, finde ich, steckt häufig vieles, was wir noch immer mitnehmen können für uns. Lustige Stücke, tragische Stücke etc. und ich finde Shakespeare einfach sehr faszinierend, indem was und wie er Dinge geschrieben hat. Also, Shakespeare, ja.
Und in Geographie?
In Geographie könnte ich mich gar nicht auf ein Thema festlegen. Ich finde der Reiz an der Geographie ist das Fachübergreifende. Wir vereinen Aspekte aus Chemie, Physik, Geschichte und häufig finden Überschneidungen mit WiPo statt und ich finde, das Reizvolle ist das Gesamtpaket. Für meine Begriffe ist Geographie ein Fach, welches viele Bereiche verbindet.
Ich bin immer eine physische Geographin gewesen, schon während des Studiums. Ich habe mich natürlich auch sehr viel mit Humangeographie auseinandergesetzt, aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es immer die physische Geographie, z.B. die Plattentektonik finde ich sehr spannend.
Was war als Kind Ihr Traumberuf?
Ich weiß gar nicht, ob ich so früh schon einen Traumberuf hatte, weil ich da nie wirklich drüber nachgedacht habe. Bestimmt steht in irgendeinem Poesiealbum so etwas wie Tierärztin, obwohl ich damals gar nicht so viel mit Tieren zu tun hatte. Im Teenager-Alter habe ich lange über Psychotherapie nachgedacht. Ich bin zu der Zeit aber auch sehr aktiv in meiner Kirchengemeinde gewesen und habe gemerkt, dass mir die Arbeit mit jungen Menschen großen Spaß macht. Und so kam es, dass ich von der Idee Psychotherapie abgerückt bin und dann gemerkt habe, Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen und zu sehen, wie neue Ideen entstehen, etwas Besonderes ist und dann ist es tatsächlich zügig der Lehrberuf gewesen. Auch als ich dann die Fächer gewechselt habe, war immer noch ganz klar, dass ich von diesem Gedanken der Lehrerin nicht abrücke.
Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis am Katharineum?
Da gibt es so viele! Ich bin natürlich zu einer Zeit gekommen, als es plötzlich schwierig wurde, weil ab März 2020 alles dicht war und das die Sache ein wenig erschwert hat. Trotzdem habe ich diese Zeit als besonders wertvoll in Erinnerung. Ganz bestimmt nicht, weil kein Schülerkontakt vorhanden war, den habe ich sehr vermisst, muss ich sagen. Aber das war eine Zeit, in der ich sehr häufig in der Schule war. Ich bin jeden Tag, auch während der Schulschließung im Katharineum gewesen und habe hier gearbeitet. Das habe ich gerne im Katharineum gemacht, nicht weil ich zu Hause keine Möglichkeit hatte, sondern einfach, weil ich diese Räumlichkeiten hier sehr schön finde. Und auch, wenn wir jetzt hier so sitzen, im Klosterhof oder auch Ruhehof, finde ich das besonders schön, einfach diese Atmosphäre. Genau diese Stimmung, das ist großartig. Das verbinde ich als etwas sehr Schönes mit dem Katharineum.
Und als Erlebnis, nun, ich durfte schon einen Jahrgang durchs Abitur führen, das ist auch ein wirkliches Erlebnis als Lehrer und das habe ich sehr gerne gemacht. Ich glaube, an einigen Stellen war ich vielleicht aufgeregter als einige Schüler und als sie auf der Bühne standen und letztes Jahr ihr Abiturzeugnis bekommen hatten und eben auch frei waren von dem Druck, der ja auf euch Schülern lastet, das war toll zu sehen. Das war sicher eines der Highlights bisher.
Haben Sie einen Lieblingsort am Katharineum?
Wir befinden uns gerade definitiv an meinem Lieblingsort, ja der Klosterhof!
Was verbinden Sie mit der Kreisau-Fahrt?
Kreisau, finde ich, ist ein wahnsinnig spannender Ort. Und ich bin durch einen absoluten Zufall an diese Fahrt gekommen und bin sehr, sehr glücklich darüber. Das war in meinem ersten Jahr am Katharineum und da hatte ich die Klassenleitung zusammen mit Herrn Sievers und das war das Geschichtsprofil. Zu dem Zeitpunkt ist eine ganze Klasse gefahren, das hat sich ja nun in der Organisation ein wenig geändert. Herr Sievers fiel dann aus, ich wäre ohnehin mitgefahren, aber plötzlich war ich diejenige, die das übernehmen durfte und die Verantwortung für die Fahrt übernommen habe. In dem Moment wusste ich auch noch gar nicht, worauf ich mich eigentlich einlasse und habe mich dann eingelesen und war sehr fasziniert von der Geschichte dieses Ortes. Kreisau ist ein sehr wertvoller Ort, der auch in Verbindung mit Lübeck steht. Das Gut, auf dem die Workshops stattfinden, gehörte einem Ehrenbürger Lübecks, der Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard von Moltke. (Lacht) Ja, das ist ein langer Name und man darf die beiden auch nicht vertauschen. Schnell wird der Name Moltke auch in Verbindung mit dem Kreisauer Kreis gesetzt, aber historisch ist das eine andere Zeit. Insofern haben wir schon einmal eine erste Verbindung mit Lübeck. Und auch das Ziel, welches mit der Fahrt erreicht werden soll, und da kommen wir nun zu dem anderen Moltke: Helmuth James von Moltke, der den Kreisauer Kreis mitbegründet hat, um als Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus vorzugehen. Es ging dabei nicht darum, irgendwelche Attentate zu planen oder zu verüben, sondern eher darum zu überleben, wie kann es weiter gehen mit Deutschland als Gesellschaft. Die Idee der Selbstbestimmung war da ganz groß im Vordergrund. Aber auch Verantwortung, politische Verantwortung. Das fand ich spannend, weil das auch im Fokus der Fahrt steht. Es geht darum, zu erkennen, dass Ich als einzelner Mensch Verantwortung übernehmen kann. Als ich das gesehen habe, war ich sehr begeistert und auch Kreisau an sich ist ein wunderschöner Ort. Er ist winzig, aber wunderschön und dass ich die Fahrt inzwischen längerfristig übernehmen darf, ist ein absolutes Geschenk. Ich mache das sehr gerne und ich empfinde es als sehr spannend, die Schülerinnen und Schüler in den Workshops zu sehen, was sie dort alles erarbeiten und welche Themen angesprochen werden.
Was würden Sie bei der nächsten Fahrt nicht noch einmal machen?
Das ist gar nicht so einfach, weil die Fahrt ja eine Begegnung mit einer Gruppe von Schülern aus Polen ist. Das macht es natürlich besonders spannend für die Schülerinnen und Schüler, aber eben auch etwas komplizierter in der Planung. Viel wird auch gleichzeitig von der Kreisau-Stiftung in Berlin organisiert. Insofern habe ich nicht so viel Einfluss auf die Organisation. Was ich allerdings dieses Mal angemerkt habe war, dass auf der polnischen Seite Schüler dabei waren, die das Ganze schon einmal miterlebt haben. Bei uns fahren ja jedes Mal neue Schülerinnen und Schüler mit. Für einige, die dann schon mal dabei waren, wird es teilweise langweilig und da habe ich dann angemerkt, dass das vielleicht nicht ganz ideal ist, sondern es schön ist, wenn es für alle neu ist.
Wirklich viel würde ich an dieser Fahrt jedoch nicht ändern. Die Örtlichkeit ist großartig und was ich auch so schön finde ist, ja wir sind in Polen, da fahren wir als die Deutschen hin, aber gleichzeitig ist es ein Ort, der sowohl für uns, als auch für die polnischen Schüler fremd ist. Wir treffen uns quasi auf neutralem Grund. Das finde ich total klasse, dass wir da alle neu sind und dann ebendiese Begegnung haben. Vielleicht fällt dir noch etwas ein… (Anmerkung der Redaktion: Interviewerin Merle war Teilnehmerin der Kreisaufahrt)
Was ich besonders schön fand, war, dass wir im Mai gefahren sind und es nicht so kalt war wie Anfang des Jahres.
Das stimmt, ja. Die Jahreszeit 2022 war natürlich traumhaft. Da muss ich aber leider sagen, dass zu der Zeit auch das Abitur geschrieben wurde und aufgrund der Korrekturen das leider nicht ideal war. Wettertechnisch aber natürlich ein Traum! Die ganzen Rapsfelder haben geblüht, aber tatsächlich haben wir jedes Mal mit dem Wetter wahnsinniges Glück gehabt. Natürlich ist es im Februar oder März kühler, aber immer noch im Frühling. Ich glaube, Regen habe ich in Kreisau noch kein einziges Mal erlebt.
Wohin würden Sie gerne mal auf Klassenfahrt fahren?
Also es gibt zwei Orte, die ich total gerne mal als Klassenfahrt hätte. Das eine wäre vermutlich umsetzbar, da weiß ich nur nicht, ob das Interesse so besteht. Das sind tatsächlich die Berge, weil ich mich da hervorragend auskenne und weil ich weiß, was man dort alles Großartige machen und erleben kann. Aber das wäre natürlich eine sehr aktive Klassenfahrt und da weiß ich nicht wie groß da die Lust wäre. Aber ich fände das fantastisch. Ich liebe die Berge und ich wandere gerne. Ich kenne dort diverse Regionen, das Chiemgau, wo ich selber herkomme. Das ist einfach eine schöne Region, das könnte man sicher gut mit einer Stadt wie München verbinden. Aber das ist natürlich Deutschland und vermutlich nicht so spannend, aber da könnte man auch über die Grenze gehen und besucht noch Salzburg.
Und ansonsten liebe in London. Ich bin als Schülerin selber mit meinem Leistungskurs in London gewesen und habe die besten Erinnerungen daran. Ich bin seitdem auch mehrfach dort gewesen, es ist einfach eine grandiose Stadt. Unter anderem mit dem Globe Theatre, mit Shakespeare, da schließt sich der Kreis wieder. Auch dazu würde ich meine Schüler nötigenden, wenn man schon so eine Fahrt macht: Ein Shakespeare Theaterstück ist da ein Muss! London gibt einfach wahnsinnig viel her.
In welcher Stufe unterrichten Sie am Liebsten?
Ich würde gar nicht sagen, ich unterrichte am liebsten dies oder das oder jenes. Ich bin überall total gerne und finde es besonders reizvoll an meinem Beruf, dass ich mit so vielen verschiedenen Leuten zusammenkomme. Ich habe gerade vier Stunden am Stück 5. Klassen unterrichtet und da muss man mit einer ganz anderen Energie hineingehen, als es bei der Mittel- und Oberstufe gefragt ist. Teilweise kann man etwas kindlicher mit den Schülern umgehen und das brauchen die auch. Mit denen führe ich aber natürlich keine Diskussionen auf Englisch über Nachhaltigkeitsziele, das amerikanische Wahlrecht oder unsere Verantwortung in der Gesellschaft. Das mache ich aber wahnsinnig gerne, da sind wir dann aber in der Oberstufe. Dass ich aber immer wieder wechseln kann, zwischen dem, was ich anbiete und dem, was mir entgegenkommt, das ist genau das, was ich so sehr liebe am Lehrberuf und auch am Gymnasiallehrberuf.
Wie würden Sie das Katharineum in drei Worten beschreiben?
Kann man das Katharineum in drei Worten fassen? Es ist viel zu großartig an einigen Stellen, als dass man das könnte. Ich würde sagen, es ist traditionsbewusst, mit Sicherheit, ich würde es auch mit Engagement beschreiben, weil so wahnsinnig viel von den Schülerinnen und Schülern gemacht wird und da sind so viele Aktionen, das finde ich wirklich bewundernswert. Und Atmosphäre. Ich finde, das Katharineum hat eine Atmosphäre. Das reicht gar nicht, um das Katharineum zu beschreiben, aber das sind die ersten Begriffe, die mir einfallen.
Gibt es etwas, was Sie am Katharineum ändern oder hinzufügen würden?
Hinzufügen ist ein guter Punkt, ich würde gerne Räume hinzufügen! Ich würde gerne mehr Platz haben. Man merkt es natürlich an vielen Stellen, dass die Räumlichkeiten zu wenig oder zu eng sind. Man hat es auch jetzt wieder beim Abiturstreich gesehen, wir haben gar nicht die Möglichkeit, als Schule so zusammen zukommen, wirklich alle, alle Schüler und Lehrkräfte, wir sind alle da, das fehlt mir ein wenig. Aber das liegt einfach an der Tatsache, dass wir auf der Altstadtinsel sind, hier ist einfach nicht mehr. Gut, wir haben die historischen Gebäude, das ist ein großer Vorteil, aber eben auch der Nachteil, dass wir da eben eingeschränkt sind. Schauen wir mal, was mit dem Karstadt Gebäude ist.
Liebste Freizeitbeschäftigung?
Backen
Geographie oder Englisch?
Englisch
Kaffee oder Tee?
Kaffe, Hundertprozentig!
Sommer oder Winter?
Frühling
Lieber G8 oder G9?
G9
Schulklingel, ja oder nein?
Jain, der Punkt ist der, ich finde es schön, im Moment nicht diese extreme Klingel zu haben. Das liegt aber eher an der Klingel. Generell finde ich die Klingel nicht schlecht aber mir gefällt die Klingel die wir haben nicht. Und dann habe ich lieber keine, als dass ich dieses schrille Klingeln habe.
Liebligsschulfest am Katharineum?
Der Basar
Fahrrad oder Auto?
Fahrrad
Fernsehen oder lesen?
Lesen
Vielen Dank für dieses schöne Interview!
Redaktion des Website-Teams