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Schüler*INNEN, die gegen Ferien argumentieren. Geht das überhaupt?

Schüler*INNEN, die gegen Ferien argumentieren. Geht das überhaupt?

Warum die Überschrift? Am Freitag den 11.2. wurden beim Regionalwettbewerb Jugend debattiert über Themen wie Winterferien und das Gendern diskutiert. „Jugend debattiert“ ist ein Wettbewerb, bei dem Jugendliche aus den Klassenstufen acht bis zwölf über vorgegebene Themen debattieren. Die Themen werden zehn Tage vor dem Wettbewerb bekanntgegeben.

Nachdem im Januar die Schulrunde mit den Klassensiegern stattgefunden hatte, ging es nun in die regionale Runde. In verschiedenen Videokonferenzen haben jeweils vier Debattierende von neun Gymnasien aus der Region sich zu den unterschiedlichen Fragen geäußert. Die Fragen konnten vorher vorbereitet werden. Die zu vertretende Position wurden erst kurz vorher zugeteilt. Nachdem sich alle vorgestellt hatten und letzte Fragen geklärt wurden, konnte es dann mit der Debatte losgehen. Zuerst durften alle vier Teilnehmer*innen eine zweiminütige Eröffnungsrede halten. Erst stellte die Pro-Seite eine Maßnahme vor, dann konnte Contra Gegenargumente präsentieren, auf die Pro antwortet und Contra erneut reagiert. Danach ging es in die zwölfminütige freie Aussprache. Ist diese vorbei, fasst jede*r Teilnehmner*in die stärksten Argumente der eigenen Seite für das Publikum zusammen. Dies sind zwei der Debattenfragen:

 

Sollte es in Schleswig-Holstein Winterferien geben? (Stufe 8-9) 

Winterferien gibt es bereits in zwölf anderen Bundesländern. Also ist die Idee gar nicht mal neu oder ausgefallen, sondern wurde bereits in vielen anderen Bundesländern diskutiert. Da Schleswig-Holstein aber nicht zu diesen Bundesländern gehört, wurde diese Frage für die erste Qualifikationsrunde der Klassen 8 und 9 ausgewählt.

Die Maßnahme sah hier so aus: Eine Woche frei im Februar. Die Tage dafür sollten aus jeweils zwei bis drei Tagen der Herbst-und Osterferien bestehen, um insgesamt 5 freie Tage zu schaffen. Hier war insbesondere die mentale Gesundheit der Schüler*innen und Lehrkräfte wichtig, da die knapp drei Monate zwischen Weihnachts- und Osterferien oft zu viel Stress und wenig Erholung führen. Diese Maßnahme könne aber erst ab dem Schuljahr 2024/25 in Kraft treten, da bis dahin noch die Landesverordnung gilt, die die Ferien für das Land festlegt.

Contra 1 antwortete auf diese Maßnahme mit Argumenten wie dem gestörten Rhythmus bei Schülern, der entsteht, wenn man durch die Ferien ständig aus seinem Alltag gerissen wird. Der Mensch sei ein Gewohnheitstier, und man könne sich nicht in einen Alltag einfinden.

Auch wenn Pro 2 die Probleme als realistisch betrachtet hat, wurden hier auch Chancen gesehen. Denn die Gastronomie und Hotellerie haben bekanntlich unter den zwei Jahren Pandemie gelitten. Aber durch weitere Ferien würden potenziell auch mehr Urlaube gebucht werden und man könnte so diese und auch andere Branchen unterstützen.

Dennoch gab es noch weitere Aspekte, die Contra 2 mit in die Debatte aufnehmen wollte: so zum Beispiel auch die bereits entstandenen Lernrückstände bei Schülern und die möglichen Schwierigkeiten bei den Leistungsnachweisen. Denn durch die freie Woche habe man nicht nur diese eine Woche Unterbrechung, sondern auch noch die zusätzliche, allseits bekannte Woche vor den Ferien, in der nichts mehr passiere. So müssten Lehrer noch mehr Zeit aufbringen, um den Stoff nach den Ferien wieder beizubringen und in Erinnerung zu rufen.

Nach diesen acht Minuten voller Argumente ging es in die offene Aussprache, wo noch mehr Punkte angesprochen wurden. Es wurden hier weitere Fragen an die Maßnahme gestellt, die nach den Eröffnungsreden noch übrig blieben.

Eines der Argumente, die genannt wurden, waren die sozialen Nachteile für Kinder aus ärmeren Familien, die sich keinen Urlaub leisten können.

Genauso wurden mögliche Probleme für die Psyche der Kinder befürchtet, die durch die vergangenen Phasen des Homeschoolings Schaden genommen haben durch Faktoren wie Einsamkeit. So solle man den Kindern nicht die Chance nehmen, mit den Freunden die Zeit zu nutzen und gemeinsam lernen zu können. Denn insbesondere für Schüler*innen, die Probleme zuhause haben oder gar unter häuslicher Gewalt leiden, sei die Schule ein Schutzort und sollte so oft wie möglich für sie da sein können. Andererseits machen die meisten anderen Bundesländer schon gute Erfahrungen mit der Erholungspause im Februar:  Denn durch den Stress, der durch die Schule verursacht wird, sollte man auch mehr Pausen schaffen. Langfristiger Stress hat viele negative Folgen, wie zum Beispiel Depressionen und Burnout. Daher wurde auch hier die Möglichkeit gesehen, die Gesundheit der Schüler zu stärken.

Nach zwölf Minuten kam es dann zu den Abschussreden. Die wichtigsten Argumente der Pro-Seite waren hier die Erholung für die Schüler*innen und Lehrer*innen und die Unterstützung der Gastronomie und Hotellerie. Auf der Contra-Seite waren dafür die Punkte der Benachteiligung und der erschwerten Leistungsnachweise am wichtigsten und kamen auch noch einmal in der Schlussrede vor.

Damit war das eine sehr spannende und informative Debatte, die sehr viel Freude beim Zusehen und Zuhören bereitet hat.

 

In der Altersstufe II ging es mit einem Thema weiter, das oft sehr emotional diskutiert wird:

Soll an Schulen in Schleswig-Holstein gegendert werden? (Stufe 10-12)

Im Mai 2021 hatte die Bildungsministerin Karin Prien (CDU) deutlich gemacht, dass in Schulaufsätzen und Klassenarbeiten keine Gendersprache verwendet werden darf, da dies nicht der deutschen Rechtschreibung entspreche. Seitdem spielt die Gendersprache immer mehr eine größere Rolle und wird gerne als Debattier-Thema verwendet. So mussten sich auch die diesjährigen Teilnehmer der Klassenstufen 10-12 des Regionalwettbewerbs von Jugend debattiert mit diesem Thema auseinandersetzen.

Mit dieser Debattenfrage kamen im Laufe der Debatte viele interessante Punkte zur Sprache. So stellte die Pro-Seite unter anderem die Punkte vor, dass es beispielsweise für die DAZ-Schülerinnen und Schüler sehr viel einfacher wäre, die verschiedenen Geschlechter mit dem Gendersternchen zu verbinden, anstatt alle Formen einzeln aufzuschreiben. Ebenfalls wurde die psychische Belastung angesprochen, die unter den Menschen auftreten könnte, die nicht eingeschlossen werden würden, da es für einige zu aufwendig ist, alle Formen aufzuschreiben. Immer wieder betonte die Pro-Gendersternchen-Seite, dass die Lehrkräfte definitiv gendern sollten, während die Schüler*innen vor der freien Wahl stehen sollten.

Die Contra-Seite befasste sich beispielsweise mit den Problemen, die für die Sehschwächeren und die Menschen mit Legasthenie auftreten würden. Diese würden zwar mehr Zeit zum Bearbeiten von Aufgaben bekommen, jedoch müssten sie auch mehr Zeit in das Lesen und Schreiben investieren, wenn sie auf die Gendersprache achten müssten. Hinzu komme, dass es keine bundesweite Regelung zum Gendern gebe, welches zu Problemen im Studium führen würde. Hierbei nannten die Debattant*innen als Beispiel die Universität in Kassel, die eigene Genderregeln verwendet und Fehlerpunkte beim falschen Gendern vergibt.

Als Umsetzungsvorschlag wurde unter anderem genannt, dass die Gendersprache ab der 5. Klasse eingeführt werden könne, da in diesem Alter die Grundregeln der deutschen Rechtschreibung bekannt wären und die Jüngeren mehr Verständnis für das Gendern zeigen würden, weil sie ihre Identität noch finden würden.

In ihrer Schlussrede betonten die Kandidatinnen und Kandidaten noch einmal, dass das Gendern an Schulen wichtig sei, um sich dem gesellschaftlichen Wandel anzuschließen, und, da die Entscheidung für Schülerinnen und Schüler frei sei, auch niemanden einschränken sollten.

Die Contra-Seite machte am Schluss deutlich, dass das Gendern und die deutsche Sprache noch nicht genug erforscht seien, um gute Möglichkeiten des Genderns zu finden, da beispielsweise auch die Pronomen jedes Satzes mitgeändert werden müssten.

Letztendlich gingen die vertretenden Meinungen meist weit auseinander, doch bei dem Punkt, dass die deutsche Sprache sehr männlich dominiert sei, waren sich viele einig. Es war toll, die unterschiedlichen Blickwinkel erklärt zu bekommen und nachvollziehen zu können.

 

Anschließend an die Debatten hat sich eine Jury, der drei Juroren und ein Zeitwächter angehörten, zurückgezogen. Die Jury bestand aus Schüler*innen und Lehrer*innen der teilnehmenden Schulen. Allerdings durften nicht Jurymitglied und Debattierende von derselben Schule sein. Nachdem alle ihren ersten Eindruck vorgetragen hatten, gab es auch hier eine kleine Diskussion aufgrund der unterschiedlichen Einschätzungen der Kandidat*innen. Am Ende konnten sich die verschiedenen Jurymitglieder aber gut einigen und haben ihre Punkte eingetragen, sowie sich über das Feedback für die Kandidat*innen ausgetauscht.

Insgesamt war es ein toller Vormittag und interessant zuzuhören.

Regionalsieger sind Ricarda Gottlob (1. Platz) und Ansgar Pauly (2. Platz) geworden, beide aus der Q1a unseres Katharineums. Außerdem erreichte Charlotte Grundey aus unserer 8b den 3. Platz und ist somit Nachrückerin für die Klassenstufen acht bis neun. Herzlichen Glückwunsch zu diesen tollen Ergebnissen!

 

Redaktion des Website-Teams

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