In diesem Interview soll es um diejenigen gehen, für die “nach der Schule” “vor der Schule” bedeuten sollte – wir vom Website-Team haben ein digitales Interview mit Mara Jessen geführt, eine der Lehramtsstudent:innen, die momentan hier am Katharineum im Unterricht zuschauen und selbst unterrichten. Vielleicht kennt ihr sie ja schon, oder eine/n der Anderen – in jedem Fall ist es bestimmt sehr interessant, ein bisschen mehr über das Studium und den Corona-Alltag bzw. die Unterschiede zum “normalen Alltag” zu erfahren. In diesem Sinne: Ganz viel Spaß beim Lesen, und ein herzliches Dankeschön an Frau Jessen, dafür, dass sie uns ein paar Eindrücke gegeben haben!
Wie heißen Sie?
Mara Jessen
Drei Fakten über Sie?
Ich bin 24 Jahre alt, wurde im wunderschönen Flensburg geboren und bin in einem kleinen Dorf dort in der Nähe aufgewachsen.
Was und wo studieren Sie?
Ich studiere hier in Lübeck an der Musikhochschule Musikvermittlung im Master, also Musik auf Lehramt. Außerdem hatte ich im Bachelor den Schwerpunkt Darstellendes Spiel, weshalb ich neben Musik auch in diesem Fach Praktikum mache.
Warum haben Sie sich für dieses Studienfach entschieden?
Weil mich Musik in meiner Jugend so sehr begleitet und geprägt hat. Um ein Instrument zu studieren, wäre ich aber nicht gut genug gewesen und ich wollte auch lieber möglichst vielseitig studieren. Dafür ist mein Studiengang genau richtig, da man viele Instrumente sowie Dirigieren, Musiktheorie usw. lernt.
Was hat Sie dazu bewegt, Lehrer:in werden zu werden?
In erster Linie wollte ich möglichst vielfältig Musik studieren. Erst im Laufe des Studiums habe ich gemerkt, dass ich meine Leidenschaft für Musik weitergeben will und der Lehrberuf zu mir passt. Außerdem komme ich aus einer Pädagogen-Familie, das hat vielleicht auch abgefärbt …
In welchem Semester sind Sie?
Im dritten Mastersemester.
Ist das Studium so, wie Sie sich das vorgestellt haben?
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich mir das damals vorgestellt habe, ich weiß nur, dass ich nicht enttäuscht wurde und meine Entscheidung nicht bereue!
Wie haben Sie sich am Anfang in der neuen Stadt und in der Uni zurechtgefunden?
Mittlerweile wohne ich seit 5 1/2 Jahren in Lübeck, das ist also schon ein bisschen her – jedenfalls hat es mir die kleine, gemütliche Musikhochschule sehr leicht gemacht. Alle kennen sich, man fühlt sich schnell wohl. Mit Lübeck an sich hat das „warm-werden“ etwas gedauert, doch wenn man z.B. in eine nette WG zieht und gleich viele Möglichkeiten mitnimmt, Leute kennenzulernen, kommt man auch damit klar. Mittlerweile fühle ich mich hier sehr wohl und zuhause.
Wie ist das Studium seit Beginn der Pandemie?
An der Musikhochschule leider nicht zu vergleichen mit vorher. Ich habe zwar wieder in Präsenz Klavier- und Schlagzeugunterricht, außerdem kann ich immer in der Hochschule üben. Aber die Dinge, die das Hochschulleben ausmachen, fehlen einfach, nämlich die Band-/Ensemble-/Chorproben, die Konzerte, das spontane gemeinsame Musikmachen oder einfach die netten Gespräche mit spannenden Leuten in der Mensa.
Waren ihre Professor:innen gut auf das digitale Lernen eingestellt?
Sehr unterschiedlich … Jetzt haben aber die meisten gute Wege gefunden, mit der Situation umzugehen.
Gibt es große Unterschiede zwischen dem digitalen Konzept Ihrer Uni und dem am Katharineum?
Das finde ich schwierig zu beantworten, da ich das Gefühl habe, dass das Ganze sehr personenabhängig ist. Ein wesentlicher Unterschied ist aber wahrscheinlich, dass am Katharineum ja vieles über das Schul-Intranet und Big Blue Button geht, bei uns an der Hochschule nutzen die verschiedenen Dozierenden allerdings je nach Vorliebe ganz unterschiedliche Plattformen.
Gab es an Ihrer Uni Verbesserungen bzgl. des Digitalen-Lernens?
Ja, auf jeden Fall. Am Anfang mussten die Dozierenden ihre Kurse notgedrungen digital machen, jetzt sind viele Seminare schon konkret für die Online-Situation konzipiert. Toll ist, dass durch ein gutes Hygienekonzept der Einzelunterricht sogar in Präsenz stattfindet, der Instrumental- und Gesangsunterricht also sogar live in der Hochschule gemacht wird.
Vermissen Sie die Vorlesungen im Hörsaal?
Tatsächlich gibt es bei uns wenige Vorlesungen, da das Musikstudium sehr praktisch orientiert ist. Aber, ja klar! Ich vermisse alles: Seminare, Unterricht, die Mensa und vor allem die Konzerte und generell das Musik Machen mit anderen!
Welchen Hobbys gehen Sie neben oder an der Uni nach und geht das im Moment noch, und wenn ja, wie?
Ich habe ja das große Glück, mein Hobby zu studieren, und das ist die Musik. Sei es Musik zu hören oder zu machen, allein oder mit anderen – das ist mein Hobby. Das alleine Musizieren geht gerade gut, ich übe viel Klavier. Mit Leuten wird es da eher schwierig. Die frei gewordene Zeit nutze ich dann halt für Dinge, zu denen ich sonst nicht so viel komme, vor allem Kochen, Zeichnen und Sport machen.
Wie haben Sie die Praktikums-Stelle am Katharineum bekommen?
Da wir sehr wenige Studierende im Lehramts-Masterstudiengang an der Musikhochschule sind, konnten wir relativ frei zwischen den Lübecker Schulen wählen. Das Katharineum mit seinen vielen musikalischen Angeboten ist eine beliebte Schule und als ich mich dafür entschieden habe, wurde mir und zwei anderen Mitstudierenden schnell zugesagt.
War Ihre Bewerbung vor Corona oder waren Sie auf die ungewöhnlichen Umstände eingestellt?
Ich war darauf eingestellt. Da ich bereits im Sommer 2020 hier war, bin ich von vornherein in dieser Situation gewesen. Damals konnte allerdings alles in Präsenz stattfinden, was nun leider nicht geht.
Haben Sie sich auf das Praktikum gefreut oder wovor hatten Sie Respekt?
Bevor ich im Sommer schon hier war, habe ich mich zwar gefreut, aber hatte auch Respekt: Zum einen davor, dass ich vielleicht während des Praktikums merke, doch nicht so gut in diesem Beruf aufgehoben zu sein. Das hat sich zum Glück nicht bestätigt, ganz im Gegenteil! Zum anderen hatte ich etwas Angst, dass die Pandemie mir einen Strich durch die Rechnung macht – das hat sich nur zu Teilen bestätigt, da ich ja trotzdem schon viele Erfahrungen sammeln konnte.
Wie lange waren Sie hier?
Bis zum 12. März
Wie hat Ihnen das Katharineum gefallen und wie gefällt Ihnen Lübeck?
Da ich während meines gesamten Masterstudiums Praktika am Katharineum gemacht habe, habe ich schon einige Einblicke bekommen können und bin wirklich sehr angetan. Viele motivierte, musikinteressierte Schüler:innen, kompetente und sehr hilfsbereite Kolleg:innen und natürlich das Gebäude mit der super Ausstattung – das motiviert sehr!
Wen haben Sie im Unterricht begleitet?
Hauptsächlich Herrn Albert und Herrn Hegge.
Was haben Sie gemacht, wenn Sie im Unterricht zugeschaut haben?
Beim Präsenzunterricht saß ich hinten und protokollierte: Was passiert wann, wie geht der Lehrer mit schwierigen Situationen um, was möchte ich mir konkret merken, was hat mich überrascht? Manchmal bin ich rumgegangen und habe z.B. den Schüler:innen geholfen, Fragen etc. beantwortet. Im Online-Unterricht ist natürlich nur die erste Möglichkeit geblieben.
Haben Sie im Nachhinein mit der Lehrkraft über die vergangen Stunde gesprochen?
Ja, eigentlich immer, wenn dazu Zeit ist!
Was nehmen Sie aus der Zeit hier mit?
Schon aus dem letzten Praktikum hier habe ich unglaublich viel mitgenommen, vor allem die Bestätigung, dass ich das für mich Richtige studiere und mir das Unterrichten von Musik sowie die Arbeit mit Schüler:innen wahnsinnig viel gibt. Aber auch, dass der Lehrberuf ein aufwändiger und anspruchsvoller ist, den es nicht zu unterschätzen gilt!
Fragengewitter (Ein-Wort-Antworten)
1. Tee oder Kaffee?
Kaffee
2. Pizza oder Pasta?
Pasta
3. Selbst kochen oder bestellen?
Selbst kochen
4. Vorlesung oder selbst Erarbeiten?
Kommt auf Vorlesung/ Thema/ Dozent:in an …
5. Bus oder Bahn?
Bahn
6. Fahrrad oder Laufen?
Fahrrad
7. Party oder Netflix-and-Chill?
Party (wobei momentan notgedrungen wohl eher Netflix …)
8. WG oder alleine Wohnen?
Auf jeden Fall WG!
9. Auslandssemester: England oder Amerika?
Amerika
10. Urlaub zu Hause oder ganz weit weg?
Irgendwas dazwischen …
Mittwoch, 17. Februar 2021
Redaktion des Website-Teams