Seit mehreren Jahren findet das Projekt „My history – Your history“ zwischen Schülerinnen und Schülern vom Katharineum und aus Warschau in Kreisau statt. Nachdem dieser Austausch im letzten Jahr aufgrund von Corona leider nicht stattfinden konnte, ging es aber in diesem Jahr wieder nach Polen.
Eigentlich sollte unsere Fahrt bereits im Februar stattfinden, doch weil dies damals noch nicht möglich war, sind wir schließlich im Mai gefahren. Da in dieser Zeit das Wetter definitiv schöner war, als es vor einigen Monaten noch gewesen wäre, und lange Zeit nicht sicher war, ob wir, aufgrund der politischen Lage in Europa, überhaupt fahren können, freuten wir uns alle umso mehr, dass nun doch alles stattfinden konnte.
Ein Reisetagebuch:
Donnerstag, 05. Mai 2022
Unsere Fahrt begann am Donnerstag, den 05. Mai, um 9 Uhr an der MuK. Vor Ort trafen wir, 16 Schüler und Schülerinnen aus dem E-Jahrgang, uns mit Frau Kranitzky und Frau Gerresheim, die uns auf unserer Reise nach Polen begleiten würden.
Die Fahrt verbrachten wir mit einigen Spielen, denn die Zeit von mehr als 9 Stunden musste ja irgendwie gut genutzt werden. Direkt nach unserer Ankunft um 18.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Abendessen und im Anschluss bezogen wir unsere Zimmer.
Den Abend verbrachten wir damit, den polnischen Schülern Lübeck vorzustellen. Im Gegenzug bekamen wir einen Einblick in deren Heimat Warschau. Dabei durfte natürlich eine Kostprobe des Lübecker Marzipans und polnischer Süßigkeiten nicht fehlen.
Freitag, 06. Mai 2022
Dieser Tag begann mit weiteren Kennenlern-Spielen. Besonders interessant war es, als wir gemeinsam die Vergangenheiten der Familien betrachteten und sehen konnten, dass beide Schülergruppen Familiengeschichten im jeweils anderen Land hatten.
Diese Migrationsgeschichten wurden am Nachmittag noch genauer unter die Lupe genommen. In keinen Gruppen erzählten wir uns gegenseitig, unter welchen Bedingungen einige unserer Familienmitglieder ihr Heimatland, häufig aufgrund der Folgen des Zweiten Weltkrieges, verlassen mussten.
An diesem Nachmittag bekamen wir ebenfalls Besuch von einigen Ministerinnen und Ministern, die sich das Projekt „My history – Your History“ anschauten. Unter Ihnen waren Birgit Hone, Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten aus Niedersachsen, Kultusminister Grant Hendrik Tonne aus Niedersachsen und der Generalkonsul Neumann aus Breslau. Sie machten sich einen Eindruck von diesem Projekt und besichtigten die Begegnungsstätte sowie Kreisau.
Den Abend verbrachten einige damit, sich das kleine Dorf und die Umgebung anzuschauen. Viel zu sehen gab es dort zwar nicht, doch der Sonnenuntergang zwischen Rapsfeldern im Nirgendwo in Polen konnte sich sehen lassen!
Samstag, 07. Mai 2022
Der nächste Morgen begann mit einer Führung durch die Umgebung des Guts Kreisau. Diese führte uns zum Berghaus, das zur Zeit des Nationalsozialismus Treffpunkt des Kreisauer Kreis, einer bürgerlichen Initiative um Helmuth James Graf von Moltke, war. Diese Gruppe befasste sich mit Plänen zur politisch-gesellschaftlichen Neuordnung nach dem Sturz der NS-Diktatur.
Am Rest des Tages wurde in verschiedenen Gruppen zu den Themen der Migration im 20. und 21. Jahrhundert gearbeitet; Schlagworte für unsere Auseinandersetzung waren „Deutschland, Polen und die EU“ oder auch „Propaganda und Probleme mit Medien“.
Gemeinsam bestellten wir bei einem nahegelegenen Pizzalieferanten Pizza, über welche die Freude sehr groß war. Der Abend wurde schließlich mit gemeinsamen Aktivitäten wie Basketballspielen in der Turnhalle verbracht.
Sonntag, 08. Mai 2022
Sowohl den Vormittag als auch den Nachmittag verbrachten wir damit, in unseren Projektgruppen zu arbeiten. In dieser Zeit wurde sich nicht nur über die bisherigen Themen ausgetauscht, sondern auch alltägliche Dinge in Polen und Deutschland, wie unterschiedliche Traditionen auf Familienfeiern, waren Gesprächsthema.
Zwischen den Workshop-Arbeiten trafen wir uns alle zusammen, um über aktuelle politische Themen zu reden und unsere Standpunkte miteinander zu teilen.
Den Abend verbrachten wir in kleinen Gruppen aus polnischen und deutschen Schüler:innen und erzählten uns gegenseitig von unseren Leben, den unterschiedlichen Schulsystemen und anderen Dingen, die uns plötzlich in den Sinn kamen.
Montag, 09. Mai 2022
Man ist gefühlt gerade erst angekommen, und doch bricht bereits der letzte Tag an. Der Vorteil: ein Montagmorgen ohne Schule. 😉
Ein bisschen Arbeit stand jedoch an. Nach dem Frühstück haben wir uns in unseren Workshops getroffen und an unseren Präsentationen gefeilt. Als die Wolkendecke langsam aufriss, haben sich die meisten dazu entschlossen, unter freiem Himmel zu arbeiten.
Nach der Mittagspause trafen wir uns alle im Gemeinderaum, wo jede Gruppe ihre Werke präsentierte. Ob mit Quiz, Plakaten oder Schauspiel: Kreativität war dabei. In ihren Präsentationen haben die Gruppen ihr Gelerntes geschickt präsentiert. Die Gruppe „Media and hate speech“ hatte viel über Propaganda und Fake News gelernt und den anderen ihr Wissen weitergegeben. Darunter der (nicht selbst ausgedachte) „CRAAP TEST“, mit dem ihr herausfinden könnt, ob ihr einer Quelle vertrauen könnt. Die letzte Präsentation beinhaltete ein Quiz über das Thema: „Migration im 20. und 21. Jahrhundert“. Über einige Fragen waren wir uns alle einig, andere Fragen waren etwas kniffliger, aber natürlich gab es immer eine Antwort mit Erklärung.
Später am Nachmittag haben wir uns noch einmal alle getroffen, um darüber zu sprechen, was wir auf der Fahrt gelernt haben und was wir an Erfahrungen mitnehmen werden. Daraufhin folgte auch schon die Verabschiedung, zumindest von unseren Workshopleitern.
Danach hatten wir, wie gewohnt, Freizeit, um den Abend ausklingen zu lassen. In diesem Fall: erst noch eine Runde in die Turnhalle, um sich vor der am nächsten Tag anstehenden ausgepowert zu haben, dann sind wir in unseren Zimmern noch zusammengekommen.
Dienstag, 10. Mai 2022
Der Tag des Aufrbruchs. Um 09:00 Uhr war unsere Abfahrt angekündigt, somit waren wir alle ein bisschen früher auf den Socken. Denn vor dem letzten gemeinsamen Frühstück war nach dem Aufstehen erst noch Zimmer ordentlich aufräumen und Koffer packen und runterbringen angesagt – wie das bei einer Klassenfahrt so üblich ist.
Danach, hieß es für etwa 9 Stunden wieder ab in den Bus. Die ein oder andere Pipipause wurde aber natürlich benötigt und mittags hatten wir einen etwas längeren Stop, um uns mit Essen und Trinken versorgen zu können. Manche hatten schon in der Jugendherberge vorgesorgt und sich Sandwiches zubereitet, der Rest hat zusammen mit dem Busfahrer ein Mittagessen besorgt. Praktisch, denn wir waren noch in Polen, somit konnten wir noch unsere „Zloty“ für Eis, Limonade und Sandwiches ausgeben.
Kurz vor Lübeck fing es an, dass unsere Musik von fröhlichen Songs zu melancholischen Liedern umschlug und wir haben gemeinsam im Bus gesungen und die Zeit zusammen gut genutzt, bevor wir gegen 18:30Uhr wieder an unserem Startpunkt, der MuK, ankamen, wo uns unsere Eltern erwarteten.
Und damit gingen wunderschöne Tage in Polen mit neuen Eindrücken, neuem Wissen und definitiv neuen Freunden zu Ende.
Ein besonderer Dank geht an Frau Kranitzky und Frau Gerresheim, die uns auf dieser schönen Fahrt begleitet haben.
Ein großes Dankeschön gilt ebenfalls der Michael-Haukohl-Stiftung, ohne die diese Fahrt so nicht hätte stattfinden können. Vielen Dank, dass Sie die Möglichkeit unterstützen, solche Erfahrungen fürs Leben zu machen!
Sarah Brachetti, Ea, und Merle Buscher, Ec