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Der Frankreichaustausch 2023 – Wenn vierzig eine Reise tun …

Der Frankreichaustausch 2023 – Wenn vierzig eine Reise tun …

… so können sie ‚was erleben. Während unserer Woche in Chartres, einer kleinen Stadt in der Nähe von Paris, haben wir so viel erlebt, dass es keine langweilige Minute gab. Stellt euch vor: eine Woche im Ausland, in einer fremden Familie, wo Kommunikation mehr mit Händen als mit Worten funktioniert, jeden Tag volles Programm – da kann es schon mal vorkommen, dass das eine oder andere Spannende passiert.

Am Donnerstag, den 05.10. um 6.45 Uhr konnte jeder, der sich zu dieser Uhrzeit schon am Lübecker Bahnhof aufhielt, eine Gruppe aufgeregter Jugendlicher sehen, alle mit großen Koffern und Reisetaschen bepackt. Denn für uns ging es schon vor dem Sonnenaufgang los nach Frankreich. 16 Stunden Bahn- und Métrofahrt lagen vor uns. Doch die haben sich gelohnt – unsere Austauschpartner:innen hießen uns mit selbstgebastelten Schildern und reichlich Applaus Willkommen und nahmen uns herzlich in Empfang.

 

 

In den nächsten Tagen lernten wir viele Facetten Frankreichs kennen. Wir besuchten die Schule unserer Austauschpartner:innen und dabei gab es viel zu lernen, denn der französische Alltag und ihre Lebensart unterscheiden sich in vielen Punkten von der Deutschen. Zum Beispiel in der Schule läuft vieles anders. Es gibt strengere Regeln und eine ganz andere Art des Unterrichtens. Es wird sich nicht so konsequent gemeldet, wie man es aus deutschem Unterricht kennt. Schüler:innen rufen ihre Antworten und Fragen meist einfach in den Raum, was uns bei unserem Besuch in der französischen Schule anfangs etwas irritiert hat. Zudem haben wir herausgefunden, dass sich die Qualität und der Geschmack des Kantinenessen mit der Überschreitung der deutschen Landesgrenze nicht verbessert. 🙂

 

 

So wie das Holstentor für Lübeck ein Wahrzeichen ist, so ist Chartres für seine Kathedrale bekannt, bei deren Anblick sofort die hohen, bunten Fenster auffallen. Die aufwendig gestalteten Glasscheiben aus unterschiedlichsten Farben erzählen Geschichten und halten viele biblische Ereignisse in ihrer farbenfrohen Pracht fest.

Hierfür wurde eine bestimmt Art der Fenstergestaltung benutzt. Und zwar wird jede Farbe mit einer beweglichen Bleischiene umrahmt, sodass die Farben gut kontrastieren und man auch von weitem die Abbildungen erkennen kann. Von einer deutschsprachigen Führerin wurden wir von einem Fenster zum Nächsten geführt und konnten die beeindruckende Handfertigkeit der Glaskünstler bestaunen.

Das Herstellen dieser Glasfenster ist eine filigrane Arbeit, doch das Prinzip ist nicht besonders schwer, wie wir nach unserer Führung herausfanden. In einem Glasmuseum hinter der Kathedrale durften wir an einem Workshop teilnehmen, der sich ganz um die Bemalung, Gestaltung und Herstellung der Kirchenfenstern drehte. Wir durften Glasquadrate mit Bleischienen umranden, festlöten und das Glas mit spezieller Farbe bemalen. So konnten wir alle ein besonderes, selbstgemachtes Andenken mit nach Hause nehmen.

 

 

Viele unserer Austauschpartner:innen gingen nachmittags ihren Freizeitaktivitäten nach und da wurden wir als Gäste natürlich mitgenommen. So fanden sich viele von uns am Freitagabend in einer Sporthalle, auf einem Reitplatz oder in einem Schwimmbad wieder, während die Franzosen trainierten, ritten, malten und schwammen.

In Frankreich genießt die Sportart Rugby eine große Popularität. Viele unserer Partner:innen sind begeisterte Rugbyfans und da sich am Freitag Frankreich und Italien auf dem Platz maßen, gingen viele von uns mit ins Stadion, wo lauthals angefeuert wurde.

Dann stand auch schon das Wochenende vor der Tür. Ein Wochenende, vor dem sich viele von uns fürchteten, denn Samstag und Sonntag waren allein den Gastfamilien vorbehalten. Diese hatten extra für uns ein Programm aus vielen unterschiedlichen touristischen Highlights in und um Chartres vorbereitet und sich dabei viel Mühe gegeben: Zum Beispiel besuchte eine Familie das Disneyland oder den Zoo von Chartres, eine Familie fuhr mit seinem Gastkind extra nach Giverny zum Haus von Claude Monet; auch ein Besuch noch Honfleur, einer kleinen Hafenstadt in der Normandie, standen auf dem Programm.

 

Viele von uns bekamen eine Tour in Chartres und seiner berühmten Kathedrale, auf die während unseres Aufenthalts im Rahmen eines Festes wechselnde Installationen projiziert wurden, sodass man die Kathedrale mit ganz neuen Augen entdecken konnte.

 

 

Samstag Abend veranstaltete eine französische Schülerin eine Party — Es wird oft gesagt, dass die Franzosen Drama und Aufregung liebende Menschen sind. Nach dieser Party haben wir verstanden, wie dieses Klichee entstanden ist. Während wir ruhig im Wohnzimmer saßen und Werwolf spielten, war im ersten Stock bei den Franzosen ordentlich was los. Es wurde geschrien, gelacht, herumgerannt – je lauter und aufregender desto besser.

Die Party war ein Erlebnis, das gezeigt hat, wie unterschiedlich Kulturen trotz ihrer geographischen Nähe sein können. Denn wo ein Franzose oder eine Französin laut und dramatisch ist, neigt der Deutsche eher zu Ruhe und Ordnung. Doch trotz unserer Unterschiede hatten wir auch bei der Party eine gute Zeit, die Möglichkeit gab, unsere Austauschpartner:innen noch näher kennenzulernen.

Dem Tag fünf haben viele von uns am meisten entgegengefiebert. Nicht nur, weil damit das Wochenende mit den oft angespannten Situationen und Gesprächen endete, sondern auch wegen des Programms. Da Chartres nicht weit von Paris entfernt ist, lag es auf der Hand, dass wir der berühmten Großstadt einen Besuch abstatteten.

Paris ist für „la Tour Eiffel“ bekannt, den jährlich rund sieben Millionen Menschen besuchen, fotografieren und besteigen. Auch wir zählen nun zu diesen sieben Millionen Touristen, denn wir haben den Eiffelturm ausgiebig bewundert und beklettert. Doch leider mussten wir für unsere Kletterstunde sehr lange anstehen, sodass wir nach unserem Besuch des berühmten Turms, nicht mehr genug Zeit hatten, eine Bootstour auf der Seine zu machen. Deshalb ging es nach dem Champs de Mars direkt zurück nach Chartres.

 

 

Viele von uns hatten mit ihren Familien schon Teile der Heimatstadt unserer Austauschpartner:innen gesehen, doch als Gruppe hatten wir Chartres noch nicht entdeckt. So ging es Dienstag zum Rathaus, um dem Bürgermeister einen Besuch abzustatten. Dieser hieß uns herzlich Willkommen und verköstigte uns mit Keksen und kalten Getränken, die wir wegen der heißen Temperaturen in Frankreich dankend annahmen.

Als zweiten Tagespunkt besuchten wir das kleine Schloss Maintenon, ein Landschloss der heimlichen Ehefrau Ludwigs XIV. Hier konnten wir die Gemächer und Innenräume, sowie den Garten mit seinen ordentlich und aufwendig gestalteten Blumenbeeten bewundern. Am Ende der Grünanlage verlief ein Aquädukt, ein Bauwerk der Römer, das zum Transport von Wasser diente, das dem Park noch einen besonderen Charme verlieh.

Wir bekamen Zeit, die Anlage auf eigene Faust auszukundschaften und in Ruhe die Natur zu genießen. Die Gärten boten Gelegenheit, sich von den kräftezehrenden Tagen zu erholen und kurz durchzuatmen. Viele von uns picknickten auf den Wiesen Maintenons mit Baguette und nutzen unseren Aufenthalt, um Kräfte zu tanken. Die kraftsparende Methode der Franzosen, einfach so in ein Baguette hineinzubeißen, ohne es vorher aufwendig als Butterbrot zu schmieren, kam uns dabei sehr gelegen.

 

 

Ein Besuch des Versailler Schlosses durfte natürlich auch nicht fehlen. Das „Château de Versailles“ ist das meistbesuchte Schloss Frankreichs, es zählt damit zu den größten Touristenmagneten des Landes. Wegen des prunkvollen Schlosses mit den undenklich großen Gartenanlagen und aufwendig gestalteten Innenräumen fiel es schwer, nicht die ganze Zeit mit der Kinnlade unten durch die Gegend zu laufen.

Wir bekamen Audio Guides und Zeit, das Leben Ludwigs XIV. und sein Schloss und den Park zu bestaunen und zu verstehen. Der Park und die Außenanlagen ließen sich in drei Abschnitte unterteilen: Die dem Schloss nahen Parterres, die anschließenden Boskette und den fernen Jagdwald. Natürlich reichte unsere Zeit nicht, all das zu besichtigen, denn die Gärten erstrecken sich über eine Fläche von 715 Hektar. Trotzdem genossen wir die schönen Wiesen und Bänke in der Sonne mit Blick auf die Kunstwerke der Natur.

 

 

Als krönenden Abschluss unserer Reise ging es nach dem Schloss von Versailles zum Themenpark France Miniature. Im Miniaturpark erhält man die Möglichkeit, alle wichtigen Bauwerke und Orte Frankreichs in unter zwei Stunden zu besichtigen. Überall standen verkleinerte Nachbildungen von Kirchen, Dörfern und Stadien. Ein Führer zeigte uns die Anlage und erklärt uns die wichtigsten Bauwerke. Die Künstler:innen hatten sich bei der Gestaltung und beim Bau der Attraktionen viel Mühe gegeben und jedes Bauwerk bis ins Detail rekonstruiert.

 

 

Nach dieser ereignisreichen Woche und einem herzlichen Abschied von unseren Gastfamilien standen uns noch 13 Stunden Rückfahrt bevor. Die Planung dieser Tour de Force wurde mit herausragender Präzision von unseren Französischlehrerinnen Frau Joyeaux und Frau Grigull organisiert, denen wir an dieser Stelle ganz herzlich danken.

Ein weiterer großer Dank geht an die Michael-Haukohl-Stiftung, den Bund der Freunde und die Kulturmark des Katharineums, sowie auch an das Deutsch-Französische Jugendwerk, die dieses Projekt allesamt sehr großzügig und wohlwollend unterstützt haben.

Redaktion des Website-Teams

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