Unsere Schule hat eine so lange und interessante Geschichte und die meisten wissen wahrscheinlich, dass unsere Schule auch mal ein Kloster war. Doch dahinter steckt noch so viel mehr. Wer hätte geahnt, was alles über die vielen Jahre in den heutigen Chemieräumen passierte, und dass diese sogar mal als Lehrerwohnungen dienten?
Ein Bericht von 1837 erzählt von Unruhen und Aufständen nach der Reformation von 1517, weshalb es zu dieser Zeit weniger Schüler als zuvor gab. Nach 30 Jahren, in denen das Gebäude in vielen Teilen leer gestanden hatte, beruhigte sich auch die politische Lage wieder und es gab zwei neue Klassen, die einen neuen Lehrer und somit auch eine neue Lehrerwohnung erforderten. Nicht nur durch die Lehrerwohnung wurde mehr Platz genutzt, auch die Bibliothek weitete sich aus.
In einem früheren Bericht aus dem Jahre 1764 erfahren wir, dass die Rektorenfamilie im Ostflügel lebte. Es war die Familie des Rektors Overbed, der seit 1763 Rektor war. Dort lebte der Rektor mit Frau und Kind. Die Wohnräume belegten die heutigen Chemieräume: Küche, Diele, Speisekammer und eine kleine Kammer, die wegen der Größe unbewohnbar war, lagen unten, wobei ein Zimmer zum Präsentieren blieb. Dieser Raum war schön eingerichtet und diente als Beispiel, wie es den Lehrern ergehen würde, wenn sie dort wohnen würden. Die Familie lebte aber auch teilweise im oberen Geschoss. Dort fand man eine Bücherkammer und vier weitere kleine Zimmer, die alle nur schwer beheizbar waren. Die Kamine wurden schon Jahre vorher zugemauert. In den vier Zimmern lag das Studierstübchen über der Küche am Kamin mit einem undichtem Fenster, daneben das Rektorenschlafzimmer, die Privatstube und eine Art Kajüte mit schräger Wand; dort schliefen früher Schüler. Man kam über eine „Windeltreppe“ nach oben. Sie befand sich in einem „turmartigem Bretterverschlag“ auf der Hofseite.
Die Räume des Ostflügels wurden alle um 1320 erbaut. Der Kreuzgang allerdings wurde erst nachträglich errichtet und gehörte früher zum Klosterhof. Der Raum 019, also der Raum links neben unserem Chemiehörsaal, ist eine ehemalige Sakristei. Man hat also früher die Gottesdienste dort vorbereitet, weswegen dieser Raum auch bis 1515 einen Durchgang zur Kirche bot.
Unser heutiger Chemiehörsaal diente im Kloster als Auditorium: Die Mönche machten Hand- und Schreibarbeiten, und so war dies war ein Raum, in dem man sprechen durfte. Im Boden dieses Raumes findet man sogar eine eingelassene Grabplatte eines Mönches. 1794 ist der Raum eingestürzt, weil die damalige Mittelstütze das Gewölbe nicht aushielt.
Wann die Trennwand zu 017 gebaut wurde, ist unbekannt; die erste Aufzeichnung der Wand datiert vom Jahr 1832. Wie alle anderen Räume, um die es in diesem Artikel geht, wurde auch dieser Raum in den Jahren 1892-1925 der Stadtbibliothek überlassen, gehörte dann wieder der Schule und wurde noch in jenem Jahr als Chemieraum eingerichtet.
Der Chemievorbereitungsraum wurde kurzzeitig einem Verein für Kleidung bedürftiger Kinder überlassen. In der Zeit, in der die Stadtbibliothek diesen Raum benutzte, wurde eine Treppe gebaut, die danach als überflüssig erschien und abgerissen wurde. Bis 1850 war auch dieser Raum eine Lehrerwohnung. In alten Dokumenten wurde beispielsweise aufgezeichnet, dass diese Wohnung vom Lehrer Herr Wehrmann und seiner Frau bewohnt wurde.
Der Chemieübungssaal war ein Lektorium, der Raum, der für Versammlungen genutzt wurde. Schließlich wurde dies die Wohnung des Lehrers Bandelin und stand nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst Jahre lang leer. Weitere Wohnungen waren die des Herrn Goldenbaum in einem kleinem Haus direkt an der Kirche, das jedoch 1873 abgerissen wurde, und die des Herrn Poser, der im Hospitalbau lebte. Der Hospitalbau ist allerdings 1875 abgebrochen worden und kann daher in unserem Gebäude heute nicht mehr wiedergefunden werden.
Die Lehrerwohnungen wurden aber nicht wahllos vergeben. Am 10. September 1837 schrieb der damalige Direktor an den Syndikus des Herrn Dr. Curtius, also den Mann, der den Doktoren pflegte. Dieser hatte nämlich eine Augenkrankheit und drohte zu erblinden. Er hatte 12 Kinder, von denen 6 noch zu Hause wohnten. Curtius war hoch angesehen in der Schule und hatte viel für diese getan. Der Mann wohnte also mit sieben weiteren Personen in einer kleinen Wohnung und der Direktor wollte ihm etwas Gutes tun. Angst vor Missachtung spielte dabei aber auch eine Rolle, es gab nämlich schon früher Probleme wegen der „gehässigen Opposition“, weil das Gebäude dem Senat angehörte. Wenn dem Senat nicht gefiel, wie dieses Gebäude genutzt wurde, hätte es Auseinandersetzungen gegeben oder vielleicht das Verbot, das Gebäude zu nutzen, was die Schule offensichtlich vermeiden wollte. In diesem Brief schlug der Direktor dem Syndikus also vor, sich eine Wohnung in der Schule zu nehmen.
Es ist immer wieder interessant, herauszufinden, wie und wo die Menschen damals lebten. Aber dass auch Lehrer unserer Schule einmal im Katharineum zuhause waren, hätten wohl die Wenigsten gedacht. Falls ihr noch mehr über unsere Schulgeschichte erfahren wollt, schaut doch mal bei unseren anderen Wissenswertes-Artikeln oder auf unserer Homepage unter Schulgeschichte vorbei.
Redaktion des Website-Teams