Für alle die Sie nicht mehr kennen, warum sind Sie vom Katharineum gegangen?
Ah, das ist eine gute Frage. Unterrichten in der Oberstrufe bereitet mir den größten Spaß, daher hatte ich mir schon immer vorstellen können, hier auch mehr Verantwortung zu übernehmen. Dann hat sich in meiner Heimatstadt (und in meinem Wohnort) Eutin die Chance ergeben, sich auf die dort neu zu besetzende Stelle zu bewerben. Ich habe mich beworben und Glück gehabt. Ich habe demnach das Katharineum nicht verlassen, weil ich es nicht mehr mochte, sondern weil das Schicksal es so wollte, dass ich mich in Eutin bewerbe.
Also ich bin nicht vom Katharineum weg- , sondern zur (Johann-Heinrich-)Voß-Schule hingegangen. 🙂
Haben Sie lange mit der Entscheidung gerungen?
Ja, sehr lange, weil ich das mit meiner Familie besprochen habe und weil meine beiden Kinder auch auf die Schule gehen. Ich hatte mir eigentlich immer vorgenommen nie an der Schule meiner Kinder zu unterrichten, aber die fanden die Idee toll.
Wie alt waren die da, wenn ich fragen darf?
Jaha (lacht), die waren da fünfte und siebte Klasse. Die fanden das toll und meine Frau fand das auch sinnvoll, weil sie dachte, dass ich dann mehr zu Hause machen könnte, ohne die zeitintensive Fahrerrei. Also, dachte sie… (lacht)
Das hat sich nicht bewahrheitet?
Nee, ich hatte unterschätzt, was es heißt, neu anzufangen. Die ersten Monate waren sehr anstrengend. Es gibt da so einen Spruch: Drei Jahre macht das Amt mit dir, was es will, und die nächsten drei Jahre kannst du dich dann so ein bisschen freischwimmen und die Jahre sechs bis neun sind dann die Jahre, da kannst du dann gestalten. Ich befinde mich noch im zweiten Jahr, also das Amt macht zur Zeit mit mir, was es will…
Sieht Ihr Alltag denn nun sehr anders aus?
Ich verbringe sehr viel Zeit in der Schule, aber diese Aufgaben erfüllen mich dann auch, weil sie sehr sinnvoll sind, weil ich den Schülern zum Abitur verhelfe. Das macht mir Spaß!
Morgens fahre ich sieben Minuten mit dem Auto hin oder fünfzehn mit dem Rad. Vorher waren das achtundzwanzig bei optimierter Fahrt mit dem Auto. Logistisch betrachtete ist das ein großer Vorteil, auch weil ich meine Kinder noch mitnehmen kann. Das wissen nämlich wenige, ich bin auch noch Taxifahrer, Taxifahrer mit Kindern auf’m Land… (grinst)
Fahren Sie oft mit dem Fahrrad?
Zu meiner Schande muss ich gestehen: Nein. Weil ich sofort anfange zu schwitzen auf’m Rad, ich muss auch häufig viel Zeugs mitnehmen, und dann muss ich mich in der Schule duschen und dann ist das gleich mit großem Aufwand verbunden und Stress. Ich bin da sehr bequem geworden und fahre mit dem Auto zur Schule. Es ist bitter, aber wahr.
Wie geht es Ihnen an der neuen Schule in Eutin? Sind Sie zufrieden, diesen Schritt gegangen zu sein?
Ja, auf jeden Fall, vollkommen richtig! Die neue Schule ist toll, tolle Schulleitung, tolle Kollegen und Kolleginnen. Alles ein bisschen kleiner, die Schule ist halb so groß, überschaubarer. Das ist auf meine alten Tage angenehm, dass alles ein bisschen familiärer ist. Ganz entspannt.
Was sind darüber hinaus Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten?
Also ich finde, da gibt es gar nicht so große Unterschiede, überall laufen Menschen herum, Schüler, Lehrer. Halt Menschen, ich habe da so meine Ein-Drittel-Theorie: Mit dem einen Drittel kommt man sehr gut aus (beruflich und privat), mit dem anderen Drittel beschränkt man sich eher auf die Zusammenarbeit auf der beruflichen Ebene, und dem letzten Drittel ist alles egal. Überall ist das so…
Es ist auch ein altsprachliches Gymnasium, ich würde mal sagen, die beste Schule in Ostholstein. (lacht) Von daher gibt es da schon Parallelen. Auch das Niveau, was damit einher geht. Es ist auch ein G8- Gymnasium und da schicken die Eltern ihr Kind nur hin, wenn sie glauben, dass es das auch schafft, und weil G8 dann doch, aus Sicht der Eltern, komprimierter und anstrengender ist.
Also sehen Sie einen großen Unterschied zwischen G8 und G9-Schüler:innen?
Ja. Eltern trauen ihrem Kind ohne Gymnasialempfehlung ein G8-Gymnasium nicht zu. Da das Kind aber Abitur machen soll, bevorzugt man ein G9-Gymnasium. So lass ich das jetzt mal im Raum stehen. (lächelt)
Können Sie denn schon einen witzigen Schülerstreich erzählen von der Voß-Schule?
Witzig ist, da gibt’s immer wieder Gelächter, aber ich weiß nicht, ob das zu privat ist… Also Eutin ist ja ein Dorf und meine Frau Kinderärztin und viele meiner Schüler Patienten bei ihr. Dass sie meine Frau ist, haben sie aber nicht gewusst. Die haben ihr dann von der Schule erzählt, auch von ihrem Geschichtslehrer…
Vermissen Sie das Katharineum aber noch manchmal?
Ja klar! (lacht) Ich habe das jetzt wieder gemerkt, als ich hierher gegangen bin. Also das ist schon eine tolle Schule, also alleine das Gebäude, wenn man es betritt.
Lustig fand ich auch, dass ich auf dem Weg hierher (zum Interview ans Katharineum; Anm. d. Red.) Herrn Schmittinger getroffen habe, also Schicksal, oder? Meinen alten Schulleiter, gerade den treffe ich, als ich mal wieder hier bin. Ja und dann denkt man an die schönen Zeiten zurück. Auch als ich im Flur stand und bekannte Gesichter von Schülern gesehen habe, da kamen mir schon die Tränen.
Vermissen, ja also was heißt vermissen? Natürlich vermisst man das so ein bisschen, aber andererseits ist es auch ganz schön, ein Kapitel abgeschlossen zu haben und etwas neues zu machen. Die Veränderung hat mich jetzt auch nochmal motiviert.
Können Sie von einem prägenden Erlebnis am Katharineum berichten?
Mein erster Tag, glaube ich, daran erinnere ich mich ganz positiv. Das war auf dem Turnhof, da standen aber noch mehr Bäume, ein warmer Sommertag, und ich hatte beim damaligen Schulleiter Herrn Januschke mein Vorstellungsgespräch. Er hatte aber noch keine Zeit und dann habe ich mich mit Herrn Hoffmann, dem damaligen Oberstufenleiter unterhalten, das war direkt eine offene Atmosphäre, wir haben uns geduzt und damals durfte man auch noch ein Bier trinken auf dem Sommerfest der Schule und ich war geflasht vom Gebäude, von den Kolleginnen und Kollegen und wie offen alle waren. Das ist mir so im Kopf geblieben. Und dann hat mich Herr Januschke gefragt, ob ich hier anfangen wollte und ich habe ja gesagt.
Können Sie sich vorstellen, wieder hierher zurückzukommen?
Nee, also was heißt vorstellen? Wenn eine Bombe auf Eutin fällt und es die Schule nicht mehr gibt, dann würde ich sofort wieder hierher kommen, so, Punkt. (lacht) Aber ich fühle mich da wirklich wohl und da gibt es gar keine Gedanken zurückzukommen, gar nicht.
Unterrichten Sie ungefähr den gleichen Stoff mit den gleichen Methoden oder haben Sie sich da verändert?
Ich unterrichte immer noch meine Fächer: Geschichte, WiPo (Wirtschaft-Politik) und Sport. Sport ein bisschen weniger als auf dem Katharineum, nur zwei Stunden die Woche. Am liebsten natürlich aber WiPo und da bleibt man natürlich immer aktuell, da mache ich nicht das gleiche, was ich hier gemacht habe. Das ist ja auch gerade das interessante! Es gibt ja jetzt auch ein neues Fach für die gymnasiale E-Stufe, BO heißt das, also Berufsorientierung, und da habe ich Fortbildungen besucht und das unterrichte ich jetzt auch.
Und bei den Fünften an der Voß-Schule gibt es noch das Fach Soziales Lernen und das unterrichte ich zusätzlich. Da bringt man den Schüler:innen bei, sich sozial zu verhalten. Das gibt es hier ja auch so ähnlich, so wie eine Klassenlehrerstunde…
Also immer noch Ihre berühmt-berüchtigten Tafelbilder?
(lacht) Ja, ich glaube die Tafelbilder sind da so hingeklatscht. Jeder, der reinkommen würde, würde denken: „Was ist das denn für ein Schwachsinn…“ Die Schülerinnen und Schüler, die bei der Entstehung dabei waren, könnten aber sofort einen Vortrag darüber halten. Das ist mein Anliegen. Ich bin auch so ein kinetischer Typ, der immer rumzappeln und was ergänzen muss und dann klatsch ich da noch was hin und so. Hauptsache ist, die Schüler können damit was anfangen, finden es witzig und können damit was anfangen, ja.
Mittlerweile wird mir das da auch schon vorgeworfen… (lacht)
Kritisieren sie etwas an den Fachanforderungen (den Lehrplänen) des Ministeriums?
Also ich kann nur für Geschichte und WiPo sprechen und da werden einem enorme Freiräume gelassen, und da kann der Lehrer, wenn er sich denn engagiert, eine Menge draus machen.
Obwohl es vor drei/vier Jahren große Kritik an dem Geschichtslehrplan (sag ich jetzt auch mal) gegeben hat, da diese Längsschnitte bei den Kollegen und Kolleginnen nicht angesagt waren, weil die Sachkenntnisse zu den Epochen fehlen. Ich finde das aber gar nicht schlimm, weil man das dann kombinieren kann. Ich neige dazu, das „Schwarzbrot“ zu nennen, also Sachkenntnisse zu vermitteln, dann kann ich Kindheit als Längsschnitt unterrichten. Das ist auch ein Grund, warum ich Lehrer geworden bin, ich bin zu 90% mein eigener Herr und das finde ich toll! Ich kann machen, was ich will, ich kann die Fachanforderungen so auslegen, wie ich will, außer es überschreitet den gesetzlichen Rahmen, was dann das Abitur angeht.
Unterbrechung durch begeisterte Zurufe Frau Markmanns aus dem Lehrerzimmer. Leider sind kaum noch Kolleg:innen, für eine kleine after-work-party da, stellt man enttäuscht fest…
Wie sind ihre neuen Kolleg:innen und die neue Schulleitung?
Die Schulleitung ist wirklich super! Die sind alle jünger als ich. (lacht) Jung, dynamisch, total kooperativ und kommunikativ, also ein echt tolles Team! Das ist mir ja auch das wichtigste, das Team, das brauch ich auch. Außerdem haben die mir alle so gut geholfen in den ersten anderthalb Jahren und das hat mir die Sache natürlich erleichtert. Auch wenn ich immer noch im Reinschnuppern bin und, wie gesagt, in zwei, drei Jahren, bin ich dann voll da drin.
Hatten Sie manchmal das Gefühl, das diese Zusammenarbeit hier haderte, weil Sie das so ausdrücklich betonen?
Ich hatte ja keinen Einblick in die Schulleitung, die Schulleitung hier finde ich ja auch super. Ich war hier nur Lehrer, der seine Aufgaben gemacht hat, und da fand ich die Schulleitung toll.
Besonders gut hat mir hier gefallen (ich habe ja auch gerade Schmitti getroffen), dass er mir die Freiräume gegeben hat, die ich durchaus brauchte. Ich durfte machen, was ich wollte und er hat das abgesegnet. Das finde ich das Wichtigste, Vertrauen und nicht ständig dieses hinterher Kontrollieren.
Haben Sie Beispiele, was Sie machen durften?
Zum Beispiel diese AG: „Schüler-Unternehmer“ mit Herrn Haukohl, die gibt’s jetzt leider nicht mehr, glaube ich. Die haben wir 10 Jahre gestaltet. Eine sehr interessante Zeit, viele Leute getroffen, anstrengend, aber auch spannend! Da hatten 12 Schüler und Schülerinnen einen Unternehmer zur Seite gestellt bekommen und haben dann ein Jahr mit denen gearbeitet. Nach dem Unterricht, in den Ferien, am Wochenende, so in ihrer Freizeit… Die haben auch teilweise regelrechte Diplomarbeiten geschrieben und auch Aufgaben im Unternehmen übernommen. Darauf bin ich stolz und das finde ich auch wichtig und toll. Da erkennt man, dass es auch neben der Schule sinnhafte Dinge gibt, bei denen Schüler mitwirken und sich kreativ ausleben können.
Viel Kreativität und Selbstständigkeit wird den Schülern und Schülerinnen auch genommen, denke ich, indem der Lehrer klare Formen vorgibt und dann gute Noten gibt, das finde ich schlimm. Ich glaube wir Lehrer machen da auch Fehler und nehmen vielen Individuen Kreativität und Selbstständigkeit und in dieser AG konnten sich das die Schüler zurückholen und das fand ich so toll!
Haben Sie noch Kontakt zu Kolleg:innen hier (Kollegentreff im Bierstübchen)?
Ja, ab und zu ein paar Kolleginnen! (lacht)
Auch ein paar Kollegen… (grinst)
Ich bin ja immer noch Mitglied – und da bin ich auch sehr glücklich, dass ich da noch dabei sein darf – in der Tippgemeinschaft (Katharineum, Bundesliga, Tippspiel). Das habe ich letztes Jahr gewonnen und der Gewinner darf dann immer eine Grillparty organisieren und bezahlen (grinst) und da waren vor drei Wochen die Kollegen bei mir zum Meisterschaftsfeiern des FC Bayern und des Hoffis. (lacht) Mit manchen treffe ich mich auch noch so privat und das ist mir auch sehr wichtig.
Lesen Sie noch unsere Homepage, wenn ja wie oft, wenn nein, wann zuletzt und warum nicht?
Also die Homepage, die finde ich wirklich super, super toll und ich guck da ab und zu mal rein, aber nicht so häufig ehrlich gesagt. Die Zeit habe ich in den letzten Monaten auch einfach nicht gehabt, ich bin schon froh, wenn ich auf die Homepage meiner eigenen Schule schaue. Also so einmal in drei Monaten… (lacht)
Corona: Wie stehen Sie zu den Maßnahme, wie schätzen Sie die Folgen ein?
Die Maßnahmen fand ich alle sinnvoll und wir hier in Deutschland haben sie rechtzeitig durchgesetzt. Wenn man sich umschaut in anderen europäischen Ländern, waren die schon notwendig.
Ein bisschen genervt hat mich, dass man nicht planen konnte und jeden zweiten Tag ein neuer Erlass kam, sodass man ausgearbeitete Planungen in die Tonne hauen und wieder neu anfangen musste. Gerade hinsichtlich des Abiturs vor den Sommerferien, das war sehr anstrengend. Aber da hat sich auch herausgestellt, dass wir als Schulleitungsteam da gut funktioniert haben als Organisatoren.
Ich fand das aber sehr schade für die Schülerinnen und Schüler: Die vom letzten Abitur waren vielleicht weniger belastet als die Jetzigen, aber es hat die Verabschiedung und den Ball so nicht gegeben, das war schon sehr schade!
Im Rahmen von Corona pflege ich immer zu sagen: Miteinander kommunizieren, kooperieren und einfach mal den gesunden Menschenverstand einschalten.
Wie lange denken Sie wird es die Schüler benachteiligen und bis wann und bis zu welchem Jahrgang spürbar sein?
Ich glaube die jetzigen Abiturienten habe darunter viel mehr zu leiden, weil ihnen diese drei, vier Monate Präsenzunterricht fehlen und mit dem Abitur steht ja auch noch nicht alles fest.
Ich habe Angst vor dem November mit den Grippewellen. Da muss man wieder neu definieren, was ist das jetzt, bei welchen Symptomen muss man zu Hause bleiben und, dass nicht, wie am Anfang fünf bis sieben Schüler fehlen, deshalb. Man merkte das schon gravierend, vor allem in den Klausuren, dass die wenigsten vollbesetzt waren.
Ist der Beruf so, wie Sie ihn sich vorgestellt haben, als Sie anfingen zu studieren?
Als ich anfing zu studieren, wusste ich überhaupt nicht, was der Lehrerberuf ist, ob das etwas für mich ist. Ich hatte das nur gemacht, weil die Fächer mich interessierten und weil Freunde schon das gleiche im dritten oder vierten Semester studiert haben und mich mitgeschleppt haben… Ich bin nicht der klassische Lehrertypus, ich sehe mich eher als Mitteiler, ich will mitteilen, authentisch Spaß ausstrahlen, ich wollte nie als Lehrer so: „so sollst du das machen“, auftreten, so als Lehrmeister.
Können Sie sich vorstellen noch einmal etwas anderes beruflich zu machen außer das Lehrersein?
Puh, Schafhirte. (lacht) Darüber denke ich häufiger nach, aber ich glaube, Lehrer ist schon ein Traumberuf. Man macht etwas sinnvolles, junge Menschen in die hoffentlich richtige Richtung begleiten und als Wertevermittler tätig sein, das finde ich toll.
Ich hätte mir vielleicht noch etwas in Richtung Tier- oder Kindermedizin vorstellen können, aber dazu war damals mein Abitur nicht gut genug. Ich erinnere mich, dass ich als Abiturient bei diesem Studienwahlbuch von der Bundesagentur für Arbeit, das gab es damals schon, Architektur, Forstwirtschaft und Psychologie angekreuzt habe. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich das alles nicht gemacht habe, sondern Lehrer geworden bin.
Ich bin da ein klassischer Typ, also ich finde Arzt, so Kranke heilen, Lehrer, so Bildung vermitteln, oder auch Jurist, so Recht sprechen, sind sehr sinnvolle Berufe.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren, auf dem Kreuzer nach Argentinien oder wieder Single?
(lacht) Da sehe ich mich. Muss ich mich da zwischen dem Entweder und Oder entscheiden?
Nein, in fünf Jahren sehe ich mich fünf Jahre älter und auf der Voß-Schule, fünf Jahre weiter sehe ich mich mit mehr Zeit vielleicht, weil dann meine Kinder auch ausgezogen sind.
Also fünf Jahre sind für dich vielleicht viel, aber für mich ist das ein kurzer Abschnitt. In fünf Jahren habe ich mich in meinem Beruf auf eine gewisse Routine festgelegt, da sehe ich mich.
Aber so Lebensziele in zehn, fünfzehn Jahren habe ich gar nicht mehr so. Ich sehe mich da, wo ich jetzt auch bin. Eine Sache habe ich, da will ich meine Kinder aber nicht so unter Druck setzen, aber ein Ziel wäre es, irgendwie Opa zu werden.
Zu guter Letzt ein kleiner Fragenhagel:
Bier oder Wein?
Früher Bier, jetzt eher Wein.
Brexitgegner oder -befürworter?
Gegner.
Lieber Arm ab oder A-/arm dran?
A-/arm dran. (lacht)
Lieblingsbuch?
Erich Fromm, „Die Kunst des Liebens“. (grinst)
Sie haben immer behauptet, Sie wären Realist: Was bringt uns die Zukunft – Weltuntergang oder Weltrettung?
Weltrettung.
Was würden Sie Schüler:innen raten bezüglich der Berufswahl?
Sich darüber klar zu werden, wer man ist, dann, was man will, und danach zu schauen, was gibt es für Angebote. Wichtig, würde ich sagen, ist dabei, nicht allzu viel auf die Familie und vor allem die Eltern zu hören, weil deren Ausbildungserfahrungen wahrscheinlich schon 30 Jahre zurückliegen und die von der aktuellen Arbeitssituation wenig Ahnung haben. Wie immer hilft dabei viel reden, Kommunikation! Sich mit Experten, Studenten oder professioneller Beratung zu unterhalten, Leute, die da schon drei, vier Jahre älter sind.
Also selbst erst einmal herausfinden, was man kann, wer man ist. Ich habe das Gefühl, dass die Schülerinnen und Schüler heutzutage nicht mehr so eigenständig sind, wie man es früher eher war. Ich spreche da immer von Curling-Eltern. Curling ist dieser Eissport, viele sagen ja auch Helikoptereltern, aber ich finde, das passt nicht so. Es ist vielmehr dieses alles vor dem Kind wegwischen, über das es stolpern könnte, alle Hürden aus dem Weg räumen, damit es möglichst einfach durchrutscht. Das liegt natürlich auch daran, dass die meisten nur noch ein, zwei Kinder bekommen, früher musste man sich mit vielen Geschwistern selbst um einen kümmern, das merkt man der jungen Generation an und das finde ich nicht gut. Mal auf die Schnauze zu fallen, ist sehr wichtig, sich wieder aufzurappeln und Durchhaltevermögen zu zeigen.
Tipps bezüglich des Wohnortes?
Also ich bevorzuge das Land, ich bin ein absoluter Landbewohner. Allein schon jetzt als ich ankam, Parkplatzsuche, alles so wuselig… Ich finde auf dem Land hat man Zeit, Luft, viel mehr Raum und es ist einfach schön!
Ein paar Worte zu Wincent Weiss?
Der kommt aus Eutin. Der war auch mal an der Voß-Schule… Ich muss sagen, der ist nicht so mein Fall, aber deutsche Musik im Generellen nicht so.
Wie stehen Sie zu RTL 2 ?
Gar nicht. (lacht)
Hysteriker oder Hippie?
Hysteriker.
Musik oder Hörbuch?
Hörbuch, ich bin gar nicht so der Musiktyp. Mein letztes Hörbuch ist allerdings auch schon ein paar Jahre her, aber ich fahre ja auch kaum noch lange Strecken Auto… (schmunzelt)
Song, bei dem Sie dennoch anfangen würden zu tanzen?
„Summer of ’69“, aber auch erst ab 2,0 Promille. Ich bin sonst nicht so der Tänzer… (lacht)
Wie viel Zeit nach dem Abi würden Sie ihren Kindern einräumen, bevor sie eine Berufsrichtung gewählt haben?
Null, gar keine, minus drei Monate. (lacht) Ich will eigentlich, dass sie, wenn sie ihr Abi machen, schon einen festen Plan im Kopf haben.
Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?
Puhhh ja, wenn man Liebe dann richtig definiert. Für mich ist Liebe etwas, was erst in einem längeren Zeitraum entstehen kann, man muss sich Liebe verdienen, erarbeiten. Dieses, dass man sich angezogen fühlt, ist ja etwas anderes als Liebe. Z.B. eine frühere Freundin meinte manchmal „ich liebe dich“ und so und da meinte ich, was sie da reden würde, sie könne doch überhaupt nicht wissen, was Liebe ist. (lacht)
Was wäre Ihnen lieber, wenn ihr Kind mit einer links- oder einer rechtsextremistisch angehauchten Person zusammen wäre?
Beides Extremisten, beides gleich schlimm.
Ab wann würden Sie das Wahlrecht einführen?
Im Moment wird das ja diskutiert…
Also ich glaube, wenn man sich jetzt so die FridaysForFuture-Demos anschaut, dann würde ich das ab 16 schon gut finden, aber auf der anderen Seite fehlt so jungen Menschen auch die Erfahrung und der Weitblick irgendwo, vielleicht kann man mit sechzehn noch nicht reflektiert genug wählen. Ist aber auch egal, denn die meisten Erwachsenen haben den Weitblick auch nicht… (schmunzelt) Ich bin schon für ein Wahlalter ab 16, vorausgesetzt, man erfährt die politische Bildung schon in der achten Klasse.
Deshalb ist politische Bildung an Schulen ja auch so wichtig. Der WiPo- Unterricht (Wirtschaft-Politik) findet meiner Meinung nach zu spät an den meisten Schulen, vor allem den Gymnasien, statt.
Wie fanden Sie hier das Mensaessen?
Das habe ich selten wahrgenommen, auch schon an der Uni. Ich bin da sehr verwöhnt vom Lande und auch geprägt von meiner Mutter damals, so mit gutem Fleisch und so… Also kann ich Mensaessen schlecht beurteilen.
Apropos Fleisch, wie stehen sie zu veganer Ernährung?
Soll jeder machen, wie er will. Jeder sollte sich selbst drüber informieren, wie man sich ernähren will. Ich finde immer, alles in Maßen, und ich habe mich da auch schon mit Ernährungswissenschaftlern unterhalten, Fleisch in Maßen ist auf keinen Fall schädlich.
Lieber FC Bayern verlieren oder Dortmund haushoch gewinnen sehen?
Lieber Dortmund haushoch gewinnen sehen.
Lieblingsfußballspieler:in?
Thomas Müller.
Wort zum Sonntag:?
Bleibt gesund 🙂
Vielen Dank für dieses ausführliche, interessante Interview!
Redaktion des Website-Teams