Bis vor kurzem lag er verborgen, doch jetzt ist er zu einem Sensationsfund geworden. Unglaubliches versteckt sich hinter alten Mauern und unter Kopfsteinpflasterstraßen. Kaum zu glauben, was nun zu Tage gekommen ist!
Das Katharineum und das Johanneum sind jahrhundertealte Gebäude. Im Laufe der Zeit wurden beide immer wieder erweitert, umgebaut, modernisiert. Nicht nur die vor kurzem erschienene Geschichte hinter den Chemieräumen des Katharineums oder die ausgegrabenen Skelette und Schmuckstücke des Johanneums zeugen von dem weit in die Vergangenheit reichenden historischen Hintergrund der beiden Schulen. Auch alle Jahre wieder wird bei der Einschulung auf dem Katharineum die Referenz zu Hogwarts gezogen, und die neuen Sextaner:innen staunen über das alte Refektorium des Johanneums. Zwei riesige Gebäude, schon beinahe zauberhaft. Deswegen überrascht es nicht weiter, dass nun kürzlich ein verborgener Tunnel im Keller des Katharineums gefunden wurde.
Anfang des Jahres wiederentdeckte Inventurlisten aus dem Archiv gaben den Anstoß zur Suche. Der Eingang war bekannt gewesen, der Tunnel dahinter nicht. Nach weiterer Erkundung mit Hilfe von Herrn Funk, einem der Hausmeister des Katharineums, stellte sich schließlich heraus, dass das andere Ende des Tunnels im Keller des Johanneums verborgen liegt. Auch hier war man dem Ursprung des Eingangs nicht weiter auf die Spur gegangen. Doch während alle Schüler:innen im Homeschooling saßen, konnte Licht ins Dunkel gebracht werden. „Es ist immer wieder erstaunlich, was diese Schulen zu bieten haben“, sagte uns Herr Funk. Herr Philippi, Schulleiter des Katharineums, äußerte sich zu diesem Sensationsfund mit den Worten: „Die Entdeckung des Tunnels bestätigt eine enge Zusammenarbeit der beiden Schulen, sowohl heute als auch in der Vergangenheit.“
Der historische Hintergrund ist durchaus interessant. Seit der Gründung des Klosters zur Zeit vor der Reformation lebten im Katharinenkloster zu Lübeck Mönche des Franziskanerordens (wer sich für die Schulgeschichte des Katharineums interessiert, darf diese gern hier nachlesen). Das St.-Johannis-Kloster auf der anderen Seite der Stadt wurde 1246 in ein Zisterzienserinnenkloster umgewandelt. Grund dafür war der schlechte Ruf, der auf die Disziplinlosigkeit durch das Herumtreiben der Mönche in der Stadt, aber auch das Zusammenleben mit den Nonnen zurückzuführen war. Denn bekanntermaßen dürfen die Brüder und Schwestern in den Klöstern keine Ehe eingehen, damals wie heute. Ob der Tunnel zwischen beiden Gebäudekomplexen jedoch mit dieser Tatsache in einen Zusammenhang zu bringen ist, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden.
Der Tunnel selbst lässt sich auf das Jahr 1462 datieren. So hielt Bruder Jakob, der Cellerar, also der Vorratsbeauftragte, unter einer Lagerbestandsliste am 15. Juno 1462 folgendes fest: „Johanis-tunel fertick gestellet. Naechst Woche Bau-arbeyter ausloesen und drey Fass Weyn durch den Tunnel schicken. Freytag Novices früh zu Bette schicken – Circator Johannes fragen“
In Zukunft soll die entdeckte Verbindung Grundlage für neue Partnerschaftsprojekte der beiden Schulen sein. Man könne sich vorstellen, von Schüler:innen geführte Touren in beiden Schulen durch die Keller zu verbinden, so Herr Dr. Janneck, Schulleiter des Johanneums. Außerdem werde man die Gänge weiter erkunden. Vielleicht finden sich noch andere Schätze, wie der bekannte „Stein der Weisen“ des Katharineums oder die „Unterwelt des Johanneums“.
Redaktion des Website-Teams des Katharineums & Josefin Greve, 9d des Johanneums