Endlich ein warmer Raum, ein gemütlicher Schreibtischstuhl als Sitzplatz und gute Gesellschaft; rare Güter in diesen Tagen. Umso schöner, dass ich in dieser lockeren Atmosphäre die Menschen interviewen durfte, ohne welche die Schule spätestens nach einer Woche Kopf stehen würde (meine Einschätzung:)). Still und freundlich verrichten die beiden hier im Sekretariat tagtäglich Ihre hervorragende Arbeit und dies muss einmal, trotz überschwänglicher Bescheidenheitsbekundungen von eben jenen beiden Damen, gewürdigt werden!
Wenn Sie sich kurz vorstellen würden?
Ich heiße Annette Bley, bin 43 Jahre alt, verheiratet und seit dem 01.01.2020 am Katharineum tätig.
Und ich bin Natalya Giertz, 38 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder und bin seit Februar 2019 am Katharineum.
Was hat Sie bewegt, ans Katharineum zu kommen?
Ich bin seit dem 01.04.2018 als Sachbearbeiterin im Schulbüro bei der Hansestadt Lübeck angestellt. Anfangs wurde ich als Springerin, das bedeutet überall wo Not am Mann war, eingesetzt. Unter anderem war ich bereits einmal für kurze Zeit am Katharineum, damals noch mit Frau Strauß. Ja und dann habe ich mich, als die Stelle hier vor einem Jahren frei geworden ist, beworben.
Bei mir war es ein ganz normaler Bewerbungsprozess, keine große Geschichte. (lächelt)
Wo haben Sie denn vorher gearbeitet?
Ich war Bürokauffrau. Das war auch eine Voraussetzung für die Stelle.
Genau, die gleiche Ausbildung hatte auch ich.
Welche Aufgaben erfüllen Sie, von denen man als Schüler eher wenig mitbekommt?
Das sind ganz viele Aufgaben. Zum Beispiel unterstützen wir beim Einschulungsverfahren der neuen Sextaner, das heißt wir regeln die Anmeldungen, den Schriftverkehr mit den Eltern und legen die Akten an. Wir übernehmen die organisatorischen Aufgaben beim Abitur, wie das Bereitlegen der Materialien, das Pflegen die Schüler:innenakten oder auch Personalangelegenheiten der Lehrkräfte. Wir organisieren Mails und die Registratur, rufen die Sanis …
… oder nehmen die Anträge auf Unterstützung aus dem Bildungsfonds an, prüfen sie und leiten sie weiter. Kümmern uns um Unfall- und Sachschadenmeldungen der Schüler:innen und wirken bei der Haushaltsverwaltung des Schulbudgets mit. Das bedeutet, dass wir die Ausgaben überwachen und die Preisabfragen durchführen, wir prüfen die Rechnungen auf rechnerische und formale Richtigkeit und leiten sie anschließend an den Schulträger zur Bezahlung weiter.
Schulsekretärin bedeutet auch für andere da sein, denn die Sorgen und Nöte aller am Schulleben Beteiligten werden oft zuerst im Sekretariat vorgetragen und dort auch oft gelöst. (lächelt)
Werden Sie manchmal auch Sachen gefragt, die nicht zu Ihrem Aufgabenbereich gehören, von denen aber viele ausgehen, dass dies der Fall sei?
Oft kommen Eltern, um uns zu Schulwechseln, Profilwahlen und Oberstufenregelungen zu befragen, und dafür sind wir nicht zuständig, das sind dann eher die Aufgaben von Frau Asmussen, Herrn Schrader und Herrn Scheel. Das wäre eine Sache, die oft vorkommt, aber ansonsten…
Was ist das Stressigste und Schönste an Ihrem Beruf?
Also für mich gibt es nichts wirklich Stressiges, im Gegenteil, ich mag das Durcheinander, ich mag Chaos, wenn’s mal hektisch wird. Ich habe eher ein Problem damit, wenn es zu ruhig wird. (lacht)
Ich kann mich da anschließen, man hat jeden Tag neue Aufgaben, es bleibt immer spannend, immer neu. Das gefällt mir sehr gut.
Was mögen Sie am Katharineum und gefallen Ihnen Dinge hier auch nicht?
Also das Gebäude hat mir sofort gefallen. Ja, das ist wirklich sehr schön! Ich hab mich direkt wohlgefühlt.
Ja man wurde mit offenen Armen empfangen, wir hatten eine nette Einführung.
Die Atmosphäre hat mir sofort gefallen und der freundliche Umgang zwischen Lehrern, Schülern und Kollegen, das hat man sofort gemerkt. Das kam auch hier an. (lächelt)
Sie sitzen ja Tür an Tür mit dem Schulleiter: Arbeiten sie eng zusammen?
Ja, normalerweise steht die Tür zu seinem Büro hier auch immer offen. Wir arbeiten sehr eng zusammen, würde ich sagen, das Verhältnis ist sehr gut, das muss es auch sein.
Wir müssen auch jetzt mit Corona bei den vielen, immer wieder neuen, Richtlinien in ständigem Kontakt stehen und besprechen eigentlich alles.
Herrn Schmittinger haben Sie als Direktor nicht mehr mitbekommen, oder?
Nein
Wie oft pro Tag kommt denn ein krankes Kind hierher?
Montag ist der Haupttag, da kommen immer die meisten. (beide lachen)
Ansonsten so rund zehn Kinder pro Tag. Also meist ist das dann ja auch nur ein Pflaster oder ein Kühlpack oder so etwas Kleines …
Bei der Gelegenheit: Gibt es das Krankenzimmer noch?
Ja, das ist jetzt der frühere Kartenraum. Die Sanis gehen da ständig rein; sie und die Lehrer leisten Erste Hilfe.
Das dürften Sie nicht?
Nein, nur im Rahmen des Strafgesetzbuches. Also bei Unglücksfällen, Gefahr oder Not.
Haben Sie vielleicht eine Geschichte zum Besten zu geben, irgendein besonderes Ereignis in Ihrer Schullaufbahn?
Ja, apropos kranke Kinder. Letztens mussten wir beide schon sehr lachen. Es hatte eine Oma eines Schülers zurückgerufen, um zu fragen, warum wir angerufen hätten. Wir wussten erst gar nicht, was los war, weil ihr Enkel, eine Viertelstunde zuvor, vor unseren Augen glaubwürdig mit ihr geplaudert hatte und sie, laut seiner Versicherungen, seine Heimfahrt erlaubt hatte. Er hatte also fröhlich gegen das Piepsen ihrer Sprechanlage angeredet und das super authentisch!
Daraus haben wir gelernt und nun stellen wir halt immer auf Lautsprecher bei solchen Telefonaten mit den Eltern. (lacht)
Haben Sie im Rahmen Ihrer Arbeit eine Veränderung in Zeiten von Corona wahrgenommen?
Im Bezug auf unsere Arbeitsvoraussetzungen wurden wir von der Stadt Lübeck mit Spuckschutz, Masken, Desinfektionsmittel, usw. unterstützt. Im Sekretariat sitzen wir ja eh mit genügend Abstand, von daher hat Corona unser Arbeitsumfeld wenig beeinflusst. Durch Corona haben wir natürlich vermehrt mit der Weitergabe der Verordnung, Hygienevorschriften und natürlich auch Maskenbestellungen zu tun.
Hätten Sie Wünsche an die Schüler- oder auch Lehrerschaft generell?
Eigentlich nicht, wir können uns nicht beschweren. (lacht) Wir haben’s bis jetzt immer mit netten Eltern, Lehrern und Schülern zu tun gehabt.
Ja, das finde ich auch.
Gesund bleiben, würde ich sagen, und sich in Zeiten von Corona nicht so stressen lassen, ruhig bleiben. Alle neigen jetzt gern mal dazu, übellaunig zu werden; das so ein wenig bremsen.
Und daraus auch lernen, die Sachen nicht für selbstverständlich zu nehmen, dass man eben Glück hat, rauszugehen und frei atmen (lacht) zu können, und all die anderen Sachen, die man für selbstverständlich nimmt, mehr wertschätzen.
Mehr genießen, genau.
Nun ein kleines Fragengewitter:
Lieblingsbuch?
Ich lese nicht, muss ich gestehen. Ich nehme immer wieder mal ein Buch zur Hand und zwing mich, aber ich lese nicht wirklich. (lacht)
Mh, also meins ist “Republik der Strolche” (Respublika SCHKID). Von, oh Gott, jetzt habe ich den Autoren vergessen, wie peinlich. (lacht) Ah genau: Grigori Belych und Leonid Pantelejew. Der Roman handelt von verwahrlosten und verwaisten Kindern in Sowjetrussland nach dem mehrjährigen Bürgerkrieg.
Lieblingsschokoladensorte?
Also ich mag schwarze Schokolade. Ich eher so Vollmilch.
Kuchen oder Kekse?
Kekse
Kuchen (lacht)
Steuererklärung oder Arzttermin?
Arzttermin, Arzttermin würde ich auch sagen.
Stadt oder Land?
Stadt. Ja ich auch.
Konzert oder Kino?
Konzert. (einstimmiger geht’s gar nicht!)
Schönster Weihnachtsbrauch?
Puh, wir haben gar nichts Großes, außer unser Extragedeck halt.
Was für ein Gedeck?
Naja das stellt man in den Weihnachtstagen immer zusätzlich auf den Tisch, also Teller, Geschirr, Glas, um mögliche Gäste willkommen zu heißen. So als Symbol, dass für Fremde die Tür offen steht.
Also hier wüsste ich auch nichts groß Besonderes.
Sie haben erzählt, dass Sie seit 2002 in Deutschland leben, wie sieht es denn mit Weihnachtsbräuchen in Ihrer Heimat aus?
Meine Heimat … Ich bin in Sewastopol geboren, was die größte Stadt auf der Halbinsel Krim ist. Damals gehörte die Krim der UdSSR, dann, nach deren Auflösung, lebte ich plötzlich in der Ukraine, und heutzutage fliege ich nach Russland, um meine Eltern zu besuchen. Da ist es gar nicht so einfach zu sagen, woher ich komme. (lacht)
Den Heiligabend am 6. Januar nennt man in Russland Sochelnik oder Koljadki. Um Null Uhr am 7. Januar endet für gläubige Menschen in Russland die strenge 40 Tage lange Fastenzeit. Als Brauch würde ich also “Koljadki singen” nennen.
In traditioneller Kleidung ziehen die jungen Leute von Haus zu Haus und singen Lieder, die von der Verehrung der Sonne und anderen Naturphänomenen handeln und eine reiche Ernte oder eine glückliche Ehe wünschen. Normalerweise beschenken wir Russen uns an Silvester, deshalb gibt es an Weihnachten keine Bescherung. Am ersten Weihnachtstag, dem 7. Januar, geht man für gewöhnlich zur Frühmesse in die Kirche und feiert danach im Familienkreis weiter.
Neujahrswünsche?
Gesund bleiben!
Meine Eltern würde ich gerne mal wieder sehen, aber zur Zeit ist das ja leider nicht möglich. Und ja, gesund bleiben, das ist das Wichtigste.
Vielen Dank für dieses nette Interview!
Redaktion des Website-Teams