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Unterm Kirschbaum mit … Herrn Dr. Bastek

Unterm Kirschbaum mit ... Herrn Dr. Bastek

Welcher der Söhne Dr. Lindes steht nochmal ganz rechts und ist das ein Sonnenauf- oder -untergang auf  “Kügelgens Grab”? Eine Minute Fußmarsch und das Rätsel ist gelöst.

Zwischen Originalen Edvard Munchs, Caspar David Friedrichs und Lovis Corinths die Kunststunde verbringen, wäre das nicht mal ‘was? Und was erzielen Frau Markmann, Kunstlehrerin des Katharineums, und Herr Bastek, Museumsleiter des Behnhaus Drägerhauses, da eigentlich mit den gemeinsamen Projekten? In Coronazeiten sind es auch die Museen, die zu leiden haben – können Online-Galerien und weitere Angebote im Internet den Museumsgang ersetzen?

Längst mal an der Zeit, einen Mann vom Fach über die altbekannte, ständig vertretene, aber dennoch hoch aktuelle Institution: Museum erzählen zu lassen. Auf Grund der Situation leider nur per Mail und Videoanruf …

 

Herr Bastek, wie genau gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen dem Museum Behnhaus Drägerhaus und dem Katharineum?

Ziel unserer Kooperation ist es, dass Schüler*innen des Katharineums häufiger ins Museum Behnhaus Drägerhaus kommen und dass Lehrer*innen für Unterrichtseinheiten auch das Museum nutzen. Dazu tauschen wir uns über die Inhalte der Museumsarbeit und der Fachanforderungen aus und entwickeln gemeinsame Projekte. Aber auch der Besuch des Museums im Rahmen des normalen Unterrichts (außerschulischer Lernort) soll erleichtert werden. Die Michael-Haukohl-Stiftung fördert diese Kooperation, indem sie den Museumseintritt übernimmt. Somit sind Museumsbesuche nun auch kurzfristig und ohne finanzielle und organisatorische Hürden möglich.

 

Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen und wie finden Sie sie?

Im Austausch mit Frau Markmann über eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Museum waren wir uns schnell einig, dass die Nähe von Katharineum und Museum Behnhaus Drägerhaus eine große Chance für beide Einrichtungen ist: Schulklassen sollten die Möglichkeit haben, die Werke, Geschichten und Forschungen im Museum für ihren Unterricht zu nutzen. Das Museum sollte von der Neugier und den Ideen junger Menschen profitieren können. Ich finde das großartig!

 

Wann hat diese begonnen?

Erste Ideen haben wir bereits Ende 2019 ausgetauscht. Start war dann nach der „Wiedereröffnung“ des Museums im Mai 2020.

 

Was für gemeinsame Projekte gab es schon?

Im letzten Jahr gab es mit dem Projekt „Kunstpaten“ künstlerische Antworten der Schüler*innen (Katharineum und Heinrich-Mann-Schule) auf ausgewählte Werke des Museums Behnhaus Drägerhaus und im Projekt „Epigramme. Die Kunst mit Lachen die Wahrheit zu sagen“ präsentierten ein Kunst- und ein Lateinkurs die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Bild und Sprache.

In diesem Jahr haben wir eine Vortragsreihe zu den sogenannten „Laternenträgern“ in der Behnhausdiele gestartet, aus der sich Schulprojekte zu den Themen Kulturgeschichte, Kolonialgeschichte und Rassismus ergeben sollen. Zudem gibt es einen Plakatwettbewerb zur „Nordischen Woche“, der Jubiläumsausstellung im Behnhaus im September.

 

Seit wann sind Sie Museumsleiter und wie ist es gekommen, dass Sie in diesem Museum und in Lübeck tätig sind?

Ich bin im Dezember 2008 ans Behnhaus gekommen. Ein Museum leiten und entwickeln zu können, war eine große Chance, weshalb ich von Frankfurt nach Lübeck gezogen bin. Die Sammlung im Behnhaus entspricht zudem meinem Forschungsschwerpunkt: Kunst des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Vieles habe ich aber in den letzten 12 Jahren dazugelernt und vertieft.

 

Worin genau besteht Ihre Tätigkeit im Museum Behnhaus Drägerhaus?

Die klassischen Museumsaufgaben sind Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln. Und genau das bestimmt noch heute die Arbeit in einem Museum: Wir erwerben Kunstwerke oder erhalten welche als Leihgabe oder Schenkung, wir bewahren diese (das machen vor allem die Restauratorinnen und Restauratoren), wir forschen zu diesen Werken und vermitteln die Ergebnisse in Ausstellungen, Vorträgen und Führungen – inzwischen ja auch digital in unserer „Sammlung online“ oder dem „eGuide“. Zudem bekommen wir viele Anfragen von anderen Forschern und Museen. Dann stellen wir Informationen zur Verfügung oder leihen Bilder aus.

 

Was finden Sie persönlich an Ihrer Arbeit am interessantesten oder schönsten?

Die größte Freude bereitet es, Neues zu entdecken. Das können Werke im Depot oder in den Grafikschubladen sein. Es sind oft aber auch Bilder, die schon lange im Museum hängen und auf die man plötzlich mit neuen Augen blickt. Den Impuls, auf Altbekanntes neu zu blicken, erhält man im Austausch über Kunst, in Führungen und Diskussionen, ganz besonders mit Schulklassen.

 

Wie geht es dem Museum Behnhaus Drägerhaus zu Corona-Zeiten? (Gibt es besondere Konzepte?)

Wir arbeiten hinter verschlossenen Türen weitgehend normal weiter, bereiten Ausstellungen vor, forschen zu Werken und deren Hintergründen und sammeln. Die Vermittlung – eigentlich das Wichtigste – bleibt leider größtenteils auf der Strecke. Immerhin können wir einiges digital vermitteln und es gibt ein paar Vorträge online. Hier haben wir in den letzten Wochen und Monaten tatsächlich neue Konzepte entwickelt, von denen wir auch profitieren, wenn das Museum wieder öffnet. Kunst muss man unmittelbar, vor den Originalen erleben. Aber die Digitalisierung erlaubt es, zusätzliche Erkenntnisse zu vermitteln.

 

Haben Sie vielleicht eine lustige Museumsgeschichte zum Besten zu geben?

Auf eine schöne Geschichte bin ich kürzlich gestoßen, als ich zur Museumshistorie geforscht habe. Vor hundert Jahren hat der damalige Museumsleiter Carl Georg Heise Geld unter Lübecker Kaufleuten gesammelt, um den Ankauf des Behnhauses zu unterstützen. Das Haus war von den Behnschen Erben schon an eine Bank veräußert worden und die Stadt wollte es nun zurückkaufen und dort ein Museum einrichten. Einer der angefragten Kaufleute wollte nichts spenden. Da fragte Heise einfach dessen Frau, die ihm auch eine finanzielle Unterstützung zusagte. Abgesprochen hatten sich die Eheleute nicht. Um aus der peinlichen Situation herauszukommen, bekam Heise so seine Spende.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Museums Behnhaus Drägerhaus und der Museen generell?

Im Behnhaus haben wir im letzten Jahr mit der schrittweisen Sanierung des Hauses begonnen. Hier wünsche ich mir, dass wir die beiden Häuser in den nächsten Jahren für eine zeitgemäße Museumsarbeit (mit moderner Infrastruktur hinter alten Mauern) gut aufstellen können. Und zeitgemäß sollten alle Museen werden bzw. weiterhin sein. Dabei müssen sie aber besondere Orte bleiben, die sich nicht allen kurzfristigen Trends anpassen.

 

Und nun unser kurzes Fragengewitter:

 

Lieblingsepoche?

Das sogenannte „lange 19. Jahrhundert“, eben von Caspar David Friedrich bis Edvard Munch.

 

Leinwand oder Skulptur?

Leinwand.

 

Caspar David Friedrich oder Friedrich Overbeck?

Richtig gut sind beide erst im Vergleich.

 

Unbeliebteste Verhaltensform im Museum?

Wer schon den Weg ins Museum gefunden hat, kann sich eigentlich nicht mehr unbeliebt machen. Wir hatten aber auch schon Besucher*innen, die glaubten, ihren Hund mit ins Museum nehmen zu können.

 

Beliebteste Verhaltensform?

Mit Neugierde schauen, Fragen stellen, Anregungen geben.

 

Das Museum Behnhaus Drägerhaus ist besonders, weil …

… es überrascht. Es ist kein klassischer „Kunsttempel“, sondern hat den Charme eines Privathauses, in dem man Bekanntes wiederfindet und Neues entdeckt.

 

Man wird Museumsleiter, weil …

… man andere für Kunst begeistern will.

 

Öl oder Acryl?

Öl!

 

Dritte Figur von links auf der Balustrade stellt was dar?

Aphrodite (ich musste nachschauen …).

 

Infotafel oder QR-Code?

Infotafel mit QR-Code.

 

Lieblingskünstler:in?

Das wechselt monatlich.

 

Bild fällt runter oder wird von schmierigen Kinderhänden betatscht?

Danke fürs Auffangen und Gott sei Dank war es verglast.

 

Kurz vor einer Ausstellungen ist das Schlimmste, das passieren kann ist, dass …

… das Museum schließen muss, wie wir das kurz nach einer Eröffnung im letzten Jahr erleben mussten.

 

Behn- oder Drägerhaus?

 

Die „funktionieren“ nur zusammen – sogar im Keller.

Man sollte öfter ins Museum gehen, weil …

… man das Medium Bild, das uns inzwischen überall im Leben begegnet, besser versteht.

 

Redaktion des Website-Teams

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