Wer sich fragte, warum man Frau Markmann in letzter Zeit nur noch so wenig auf den Gängen sah, der hat nun die Antwort. Seit dem 1. August hat die Kunst- und Geschichtslehrerin ihren Lehrauftrag mit der Tätigkeit als Fachberaterin für kulturelle Bildung erweitert.
Beschreiben Sie doch bitte kurz ihre Tätigkeit als Fachberaterin für kulturelle Bildung.
Der Titel sagt das schon ganz gut aus. Ich fungiere als Schnittstelle zwischen den Schulen und den außerschulischen Lernorten in Lübeck. Das heißt, dass ich außerschulische Lernorte wie z. B. Museen, Gedenkstätten oder freie Künstler berate, wie sie ihre Angebote noch besser in die Schulen bringen können. Dabei entwickeln wir auch neue Konzepte, wie wir insgesamt besser zusammenarbeiten können.
Warum wurde dieser Job überhaupt ausgeschrieben?
Um fächerübergreifend kulturelle Bildung zu fördern. Dies gilt für alle Schulformen, das heißt Grundschulen, Gymnasien, Gemeinschafts- und Berufsschulen aber auch Förderschulen.
Gab es ein normales Bewerbungsverfahren?
Ja, ganz normal. Die Stelle war im Nachrichtenblatt des Ministeriums in Kiel ausgeschrieben und ist gilt für sechs Jahre. Dieses Nachrichtenblatt zu lesen gehört zu unseren Dienstpflichten … hat manchmal Vorteile, seine Pflichten wahrzunehmen … (schmunzelt)
Wenn ich ehrlich bin, hat Frau Saage mich auf die Stelle aufmerksam gemacht.
Aus welchem Grund haben Sie diesen Schritt gewagt?
Weil ich eigentlich schon immer viel projektartig gearbeitet habe … und weil Frau Saage gesagt hat, ich soll mich ruhig bewerben …
Mit vielen Klassen habe ich in den letzten Jahren im Rahmen von „denkmal-aktiv“, einer Initiative der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, gearbeitet. In diesem Zusammenhang habe ich mit Architekten, Bauhistorikern, Ingenieuren, Restauratoren und städtischen Behörden oder Ämtern zusammen gearbeitet. Ich habe schon immer gerne externe Partner in den Unterricht geholt, das belebt diesen ungemein.
Gab es bei der Bewerbung zu Ihrem neuen Job Organisationsprobleme mit dem Schulleiter?
Nein… (lacht), volle Unterstützung von Herrn Poetzsch-Heffter, denn das war noch in der „schulleiterfreien“ Zeit.
Lassen sich Ihre zwei Berufe gut unter einen Hut bringen?
Das merke ich jetzt tatsächlich, dass die neue Stelle viel Energie und Zeit frisst. 20 Stunden pro Woche bin ich als Fachberaterin für Kulturelle Bildung in Lübeck unterwegs und Donnerstag und Freitag unterrichte ich noch acht Stunden hier bei uns. Da bin ich schon gut eingebunden und immer unterwegs. Manchmal muss ich aufpassen, dass da nichts untergeht.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Herrlich ist, dass alle Museen nicht vor 10 Uhr öffnen und ich mir generell meine Arbeit und meine Termine selber einteilen kann, da Zuhause mein Büro ist. Außerdem bin ich viel unterwegs, treffe mich mit Leuten aus vielen kulturellen Bereichen und verschiedenen Schulen, habe Termine mit sehr unterschiedlichen Lehrern, berate natürlich und gebe meine Meinung zu Konzepten, die z. B. von Museen oder Gedenkstätten entwickelt worden sind. Viele bildende Künstler bieten auch eigene Projekte und Workshops für Schulklassen an, die berate und vermittele ich ebenfalls.
Was mögen Sie besonders an dieser Arbeit?
Dass man so viel unterwegs ist, einen großen Einblick in Lübecks Museen und Gedenkstätten bekommt. Auch andere Schulen zu besuchen finde ich sehr interessant. Das macht manchmal tatsächlich auch ein bisschen demütig.
Inwiefern?
Man nimmt mehr wahr, wie gut wir es hier am Katharineum haben, der Flair der Schule, die lieben Schüler*innen (lacht), die Lage, all das…
Was sind Ihre Herausforderungen oder auch Höhepunkte?
Bevor ich angefangen habe, wurde meine jetzige Arbeit oft von engagierten Lehrer*innen übernommen und es ist wirklich mühsam Kontakte und Zusammenarbeit aufzubauen. Als Höhepunkte würde ich die Begegnung mit anderen Berufsfeldern sehen. Und manchmal bin ich in wunderschönen Räumen und umgeben von Kunst …
Denken Sie, dass Ihre Arbeit viel bewirkt?
Am Ende des Jahres werden wir erst einmal eine Evaluation machen, um zu schauen, ob es etwas gebracht hat. Wir sind 15 Fachberaterinnen in ganz Schleswig-Holstein, die alle völlig unterschiedlich, je nach ihren regionalen Gegebenheiten, arbeiten.
Finden denn Treffen zwischen den Fachberater*innen oft statt?
Ja, ungefähr einmal im Monat treffen sich alle überregionalen Kreisfachberater*innen in Kiel und dann findet auch nochmal mit der regionalen Gruppe, ebenfalls alle vier Wochen, ein Treffen statt. Die regionale Truppe besteht aus vier Leuten, aus Bad Oldesloe, Bad Segeberg, Mölln und Lübeck.
Außerdem gibt es auch so noch viele Fortbildungen, auf denen wir uns oft begegnen, der Austausch funktioniert schon sehr gut.
Haben Sie bis jetzt schon etwas Konkretes erreicht?
Nein, eigentlich nicht. (lacht) Nein! Ich habe viele neue Kontakte knüpfen können.
Bis jetzt habe ich aber bemerkt, dass da schon viele gute außerschulische Aktivitäten an Schulen laufen, besonders an den Gymnasien, Gemeinschaftschulen und Grundschulen. Außerdem konzentriere ich mein Aufgabenfeld zur Zeit besonders auf die Perspektivschule Heinrich-Mann, um dort kulturelle Bildung noch mehr zu unterstützen und da denke ich schon, dass die Kinder von meiner Arbeit profitieren werden.
Haben Sie schon berühmtere Leute aus der Politik kennengelernt?
Kennengelernt habe ich die Landtagsabgeordnete Anette Röttger aus der CDU, die mich sehr in die „Öffentlichkeit“ eingeführt hat, mit Interviews und ähnlichem. Auch der Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Karin Prien, begegne ich das eine oder andere Mal.
Was haben Sie sich an der Stellenkombination anders vorgestellt?
Ich dachte, dass beide Stellen leichter zu vereinbaren sind. Manchmal denk ich, wäre es besser, wenn man nur einen Job ausführen würde. Aber das will ich erst einmal nicht, weil ich die Aufteilung von 1/4 Stelle Schule und 1/2 Stelle Außendienst prinzipiell nicht schlecht finde. Auch weil das Lehrersein mir wirklich Spaß macht, darauf würde ich nicht komplett verzichten wollen.
Wollen Sie den Berufe als Fachberaterin auch in Zukunft ausüben, gibt es dort Aufstiegsmöglichkeiten?
Aufstiegsmöglichkeiten gibt es keine, aber auf die bin ich auch gar nicht aus. (schmunzelt) In ein paar Jahren möchte ich aber gerne wieder im Ausland leben …
Hatten Sie Probleme beim „Eintritt“ zur Fachberaterin?
Nein, es ist ja kein komplett neues Feld für mich.
Was sind Ihre Ziele als Fachberaterin für die Zukunft?
Überlegt habe ich auch schon, ob man manche Ausstellungen oder Vorträge direkt in die Schule bringen könnte, also mir ist auch klar, dass man keinen Caspar David Friedrich in unsere Schule hängen könnte, aber das man mehr in diese Richtung denkt. Aber das ist natürlich alles noch nicht ausgegoren…
Ist das Klausuren korrigieren noch ätzender als zuvor oder fehlt Ihnen teilweise sogar die Zeit?
Kann man ätzend steigern? Dann ja … (lacht)
Dankeschön!
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