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Perspektive für das Katharineum – neue Klassenräume im Karstadt-Gebäude?

Der Raummangel gilt als akute Schwierigkeit an unserer Schule, das zeigen die Wanderklassen wie auch fehlende große Räume. Doch genau dieses Problem soll nun angegangen werden. Wir haben unseren Bürgermeister Herrn Lindenau um eine Stellungnahme gebeten:

„(…) Ich halte es für wichtig, ergebnisoffen die Innenstadtentwicklung anhand von konkreten Vorhaben gemeinsam voranzutreiben. Wir brauchen positive Signale für die Lübecker Innenstadt und hier haben wir die einmalige Chance, Stadtentwicklung aktiv zu gestalten.“

Die Pandemie macht dem kleinen wie dem großen Gewerbe schwer zu schaffen. Das zeigt sich auch in der Lübecker Innenstadt. Noch vor einem Jahr war das südliche Karstadt-Gebäude umgebaut worden, um in Zukunft die Sport-Sparte der Kette zu beherbergen. Doch dann beschloss Karstadt-Galeria-Kaufhof deutschlandweit Filialen zu schließen; davon betroffen war auch Lübeck. Das nördliche Gebäude und seine Mitarbeiter:innen konnten gerettet und die Schließung verhindert werden, das südliche Gebäude steht nun aber leer. 

Das bedeutet, im Herzen der Innenstadt steht ein Haus mit rund 8000m2 ungenutzter Fläche. Ziel der Hansestadt ist es, diesen Raum möglichst sinnvoll zu nutzen. Lübeck plant, das Gebäude zu kaufen und durch geeignete Umbaumaßnahmen zu einem »öffentlichen Zentrum für Bildung, Kultur und Dienstleistungen« zu machen. Hier kommt das Katharineum auf den Plan, denn es soll eine Kooperation der Innenstadtgymnasien (Ernestinen-Schule, OzD, Johanneum, Katharineum) und der Lübecker Hochschulen geben. Auf der einen Seite sollen Klassenräume geschaffen werden, aber auch eine Fläche für Veranstaltungen, Diskurse und Ausstellungen.

Eine große potenzielle Gruppe an Nutzer:innen wird angesprochen und könnte so die Besuchsfrequenz der Lübecker Innenstadt erhöhen. Vor- und Nachmittags könnten die Schulen die Räumlichkeit nutzen und gegen Abend andere Veranstaltungen stattfinden. Diese Idee harmoniert mit dem »Rahmenplan Innenstadt mit Mobilitätskonzept« und der Schulentwicklungsplanung der Hansestadt Lübeck. Ersterer besagt, die Innenstadt als Wohn-, Kultur- und Wirtschaftsstandort zu stärken. Zweitere stellt die fehlenden Raumkapazitäten der vier Innenstadt-Gymnasien heraus und gibt dem Schulträger die Aufgabe, die räumlichen Herausforderungen wegen steigenden »Anmeldungsdrucks« zu lösen. Wenn so ein großes Gebäude wie das des ehemaligen Karstadt-Sports leer steht, ruft das wie erwähnt das Interesse des Schulträgers, der Stadt, auf den Plan. 

Wie genau der Bau nach der Umgestaltung aussähe, steht noch nicht fest, aber festzustellen ist: Das Gebäude hat fünf Stockwerke und kann wegen seiner offenen Gestaltung gut umgebaut werden und somit eine flexible Raumaufteilung gewährleisten. Die Stockwerke 1-3 bieten gut 3050m2 und könnten 25-30 Klassen- (je 60-90m2) und 15 Seminarräume beinhalten. Eine Idee für die großen Pausen wäre, das Dach als Außenfläche für Schüler:innen zu nutzen. Es gilt zu prüfen, ob diese ausreichend abgesichert werden könnte. Außerdem wäre es möglich, dass sogenannte »Kommunikationszonen« entstehen, in denen ein überschulischer Austausch stattfinden könnte. Zusätzlich wären auch barrierefreie Räume geschaffen, die es so am Katharineum nur vereinzelt gibt. Fahrradabstellmöglichkeiten und Ähnliches würden außen am Gebäude geschaffen werden.

Die Schule würde bei dem Projekt keine Kosten tragen. Bund und Land planen Förderprogramme, um den Strukturwandel in Stadtzentren zu bewältigen. Die Stadt geht davon aus, dass erste Fördermittel noch in den ersten beiden Quartalen 2021 zur Verfügung stehen werden. Ob noch andere Finanzmittel benötigt werden, wird sich erst zeigen. Es kann aber von einem zweistelligen Millionenbetrag ausgegangen werden, unter anderem für den Erwerb des Gebäudes.  Andere Lösungen, wie zum Beispiel der Ausbau des Dachgeschosses der OzD oder die Anwerbung einer anderen Räumlichkeit wurden geprüft und würden nicht den Raumbedarf decken, somit wäre die Nutzung des südlichen Karstadt-Gebäudes effizienter. 

Positives Beispiele, bei denen solch ein Umbau erfolgreich war, sind die ehemaligen Hertie-Kaufhäuser in Lünen und Herne. Der Schwerpunkt Bildung und Wissenschaft wäre neu in der Thematik der Nachnutzung, Lübeck würde eine Art Vorreiterrolle einnehmen. 

Die Idee und die konkrete Planung können aber erst realisiert beziehungsweise begonnen werden, wenn die Bürgerschaft zugestimmt hat. Im Bauausschuss, im Schul- und Sportausschuss sowie im Hauptausschuss wurde und wird in der nächsten Woche vorberaten, bevor das Konzept am 25.03. in der Bürgerschaft zur Abstimmung steht. 

Falls der Antrag angenommen würde, begänne noch dieses Jahr die Planungsphase, die dann Ende 2021 abgeschlossen sein sollte. Geplant wäre die Fertigstellung für das Jahr 2024.

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Wir haben unseren Schulleiter, Herrn Philippi, in einem kurzen Interview dazu befragt.

Herr Philippi, kann das Katharineum zukünftig in große Platzschwierigkeiten kommen und wenn ja, warum wird es jetzt gravierender, als es vor 5 Jahren war; die Jahrgänge bleiben ja gleich?

Auch in den letzten Jahrzehnten gab es am Katharineum schon sogenannte Wanderklassen, also Klassen ohne eigenen Klassenraum. Aktuell wächst der erste G9 Jahrgang heran – dies wird weitere 4 Räume erfordern. Erschwerend kommt hinzu, dass einige unsrer „Klassenräume“ nicht zu der Schülerzahl passen, kurz gesagt: Sie sind deutlich zu klein und sind nur als sogenannter Kursraum sinnvoll nutzbar.

Schule verändert sich – während es vor Jahren noch ok war, dass Schüler:innen eng in Tischreihen still und konzentriert dem Lehrer lauschten, gehen wir inzwischen davon aus, dass guter Unterricht auch Gruppenarbeit, Stationenlernen, Rollenspiel etc. benötigt. Dazu ist aber Platz erforderlich.

Haben Sie sich vor der Projektidee schon anderswo nach Räumlichkeiten umgesehen?

Ja, wir haben auch andere Räumlichkeiten in der Königstraße mit dem Schulträger geprüft und diskutiert. Wir haben darüber hinaus Möglichkeiten des Ausbaus weiterer Räume im Dachbereich der Schule geprüft. Verglichen mit diesen Möglichkeiten ist die Karstadt-Variante aber größer, schneller umzusetzen und laut Aussage der Stadt deutlich preiswerter.

Was halten Sie von der Karstadtidee?

Eine tolle Idee, die große Chancen bietet – aber noch viel Planungs- und Abstimmungsbedarf erfordert.

Haben Sie besondere Wünsche und Ideen, wie das Karstadtgebäude schultechnisch umgebaut werden sollte (Mensa, Oberstufe, Wechsel zwischen Katharineum und den Räumen)?

Mir ist ein wichtiges Anliegen, dass die Identität der  vier Innenstadtschulen, auch bei der gemeinsamen Zusammenarbeit eines Gebäudes klar sichtbar und erhalten bleibt. Eine gemeinsame Verantwortung entsteht nach meiner Überzeugung aus der Identität der Schulgemeinschaft. Ich sehe als eine zentrale Aufgabe des gemeinsamen Planungsprozesses, dieses Spannungsfeld von schulübergreifender Gemeinschaft und Identität der einzelnen Schulgemeinschaften positiv zu gestalten.

Ich wünsche mir, dass das Augenmerk dieses Projektes auf der Oberstufe liegt. Aber natürlich ist das auch abhängig von den Wünschen der anderen Gymnasien. Diese Zusammenarbeit und dann zukünftig enge Kooperation mit den Nachbarschulen empfinde ich als Herausforderung aber auch als sehr reizvoll – mit großen Chancen für die Schulentwicklung in der Lübecker Innenstadt.

Die Mensen bleiben in den Schulen – aber im Zusammenhang mit dem benachbarten Karstadtgebäude wird auch dort vor Ort sicherlich ein Angebot entstehen. Der Weg zwischen Katharineum und Schule ist ja sehr kurz und ist in wenigen Minuten zu bewältigen, sodass ich keine Probleme beim Wechsel nach einer Doppelstunde (Pause) sehe.

Wird die Schulgemeinschaft in die Planung und Entscheidung mit einbezogen und könnte theoretisch abstimmen?

Ja, die Repräsentanten der Schulgemeinschaft werden an diesem Planungsprozess mitarbeiten (SV, SEB, Personalrat, Schulleitung).

Wie haben Sie die Meinung von den anderen Schulleitern wahrgenommen?

Ich erlebe Zustimmung bei den Kolleg:innen. Natürlich mit unterschiedlichen Wünschen und Akzenten … aber dafür dient ja dann eine gemeinsame Planungsphase.

 

Redaktion des Website-Teams

 

 

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