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England-Austausch (Teil 2): Die Schulen

England-Austausch (Teil 2): Die Schulen

Wie ihr in dem Artikel „Unsere Zeit in Manchester / Stockport“ bereits lesen konntet, gehört zu einem Austauschprogramm immer auch der Schulbesuch. Wir haben dabei zwei Colleges kennenlernen dürfen: das Aquinas College in Stockport und das Loreto College in Manchester. Zwei Jahre besuchen die Oberstufenschüler:innen die Colleges, bis sie ihre A-Level-Prüfungen machen, die mit unserem Abitur vergleichbar sind.

Hier nun die Berichte von Marie Strobel (Aquinas) und Linus Keck (Loreto):

Das Aquinas College


Es ist eine große, moderne und gut ausgestattete Schule mit vielen unterschiedlichen Räumlichkeiten. Dazu zählen neben den vielen Klassenzimmern auch ein Tanzraum, ein Tonstudio, eine Schulbibliothek und eine große Sporthalle; ein Computerraum mit Computern, die alle drei Jahre ersetzt werden; ein Theater, ein Fitnessstudio. All diese Räume sind in drei Stockwerken mit sehr breiten Fluren untergebracht.

Geradezu spektakulär war eine äußerst ausgeschmückte Wand im Schulgebäude, die bestimmte Worte hervorhebt und in die Wand senkt. So bildet sich ein Spruch: “All shall be well, all shall be well and all manner and thing shall be well“, dies bedeutet in etwa: „Alles soll gut sein, alles soll gut sein und alle Probleme und Dinge sollen gut werden“. Dabei handelt es sich um ein Zitat von Jesus, der in einer Vision eines Mädchens erscheint.

Der Unterricht und der Alltag dort sind anders strukturiert, als bei uns. Da es sich bei dem Aquinas College um eine reine Oberstufenschule mit ungefähr 2000 Schüler:innen handelt, ist es nicht wirklich mit dem Katharineum vergleichbar. Anders als bei uns werden alle Lehrkräfte mit Vornahmen angesprochen. Die Schüler:innen haben eine sehr große Fächerauswahl, die von Mathe, Deutsch, Englisch über Textilien, Tanzen, Musiktechnik, Sporttheorie bis hin zu Business und Law gehen. Trotz dieser unglaublich großen Auswahl werden lediglich drei Fächer gewählt. Deutschunterricht ist nebenbei erwähnt sehr unbeliebt – von den 2000 Schüler:innen hatten nur knapp 20 davon Deutschunterricht.

Da das College eine katholisch fokussierte Schule ist, hat man zu den drei Fächern zusätzlich noch Religionsunterricht, der allerdings nur eine halbe Schulstunde lang dauert. Zu zweien der drei Fächer hat man noch sogenannte Tutorials – darunter kann man sich zusätzliche Mini-Stunden vorstellen. Mini-Stunden deshalb, weil sie auch wie der Religionsunterricht nur die Hälfte einer regulären Stunde einnehmen.

Eine reguläre Stunde dauert 1,5 Stunden. Diese sind dann über den Schulalltag ähnlich wie bei uns verteilt.
Ein regulärer Schultag beginnt um 9 Uhr. Die erste Stunde geht dann dementsprechend bis 10:30 Uhr mit einer 15-minütigen Pause im Anschluss, die die Schüler:innen meist in der großen Mensa oder auf dem Schulhof verbringen. Weiter geht der Unterricht dann bis 12:15 Uhr und dann kann auch schon Schluss mit dem Schultag sein. Manche haben auch je nach Stundenwahl bis 15:40 Uhr Unterricht, was allerdings sehr selten ist. Lediglich zu den Kursen besteht Anwesenheitspflicht. Die restliche Zeit verbringen die Leute gerne in der Stadt, zu Hause oder freiwillig in der Schule.

Im College stehen auch Silence-Study Rooms zur Verfügung. Darunter kann man sich runde, schalldichte Kabinen auf den Fluren vorstellen, in denen die Schüler:innen ungestört lernen können.

Jede Lehrkraft hat einen eigenen Raum und man geht für den Unterricht immer in den Raum der entsprechenden Lehrkraft – so wird das Klassenraumprinzip umgangen. Generell ist die Schule sehr gut organisiert und übersichtlich. So gibt es zum Beispiel einen Gang für Musik, einen für Sprachen, naturwissenschaftliche Bereiche und vieles mehr. Das Aquinas College ist eine sehr schöne Schule, die täglich sowohl von den Lehrer:innen als auch von den Schüler:innen gerne besucht wird, und wir haben uns sehr gefreut in der Woche auch ein Teil dessen sein zu dürfen.

 

Das Loreto College

Der typische Schulalltag eines Schülers oder einer Schülerin vom Loretto College beginnt um 9 Uhr mit der ersten Stunde. Doch trotzdem müssen viele Schüler:innen schon viel früher aufstehen, um mit dem Bus zum College zu fahren. Fahrrad zu fahren ist im Gegensatz zu Lübeck nämlich nicht üblich.

In der Schule angekommen wird sich dann erst einmal zu einem der vielen Gebäude begeben, in denen sehr viele Fächer, wie z.B. Jura, Wirtschaft, Deutsch, Englische Literatur, 3D Design, Physik und noch viele weitere Fächer unterrichtet werden.

Auf dem Weg zu ihrem Fachunterricht ergibt sich noch ein weiterer Unterschied zu unserer Schule. Bei uns haben nämlich die meisten Klassen einen eigenen Raum und die Lehrer wandern umher. In England ist dies allerdings anders, dort haben nämlich die Lehrer zumeist ihren eigenen Fachraum und die 3.000 Schüler:innen des Loreto College müssen zwischen ihnen umherwandern.

Diese 3.000 Schüler benötigen viel mehr Platz als unsere knapp 800 Schüler; so besteht die Schule aus einigen Gebäuden mit Unterrichtsräumen, zwei Kantinen, einer kleinen Kapelle und einem Gebäude für das Wachpersonal. Denn in England sind die Schulen bewacht. Niemand kommt ohne einen Ausweis herein. Auf diesem Ausweis ist ein Foto, der Name und der Status (Leher:in, Schüler:in oder Besucher:in) vermerkt. Auch ein Parkplatz gehört zum Schulgelände.

Nach der ersten Stunde – die Stunden sind dort immer Zeitstunden – gibt es eine fünfzehn Minuten lange Pause, auf die dann noch eine weitere Stunde folgt. Danach ist dann auch schon die Zeit zum Mittagessen gekommen. Da das College nur von Schüler:innen, welche ungefähr im Alter unser elft- und zwölft-Klässler:innen sind, besucht wird, können diese Schüler:innen nun das Schulgelände verlassen und sich in der nahen Umgebung oder in der Schulkantine etwas zu Essen besorgen.

Nach dieser erholsamen Mittagspause geht es mit dem Unterricht für weitere zwei Stunden nach dem gleichen Schema weiter. Dies wäre ein Schultag, wenn man so viele Stunden wie möglich hätte. Doch natürlich können die Unterrichtszeiten variieren und man hat Nachmittag keinen Unterricht. So kommt es zum Beispiel auch manchmal vor, dass Schüler:innen an einem Tag gar nicht die Schule besuchen müssen und so nur eine vier-Tage-Woche haben.

Doch neben den normalen Schulfächern, von denen jede(r) Schüler:in maximal vier, normalerweise aber drei belegt, gibt es am Loretto College noch das Pflichtfach „Form“, das am ehesten mit BO (Berufsorientierung) verglichen werden kann, in denen aber auch über soziale Probleme oder Probleme in der Familie gesprochen wird. Auch muss jeder Schüler und jede Schülerin einmal in der Woche das Study Centre besuchen und dort selbstständig arbeiten.