Im Oktober letzten Jahres hatten die Französischschüler:innen der neunten Klasse die Möglichkeit, Chartres, eine kleine Stadt in der Nähe von Paris, zu besuchen. Anlass dafür war ein deutsch-französischer Austausch, der von den Lehrkräften Frau Grigull und Frau Joyeaux in mühevoller Arbeit und mit großem Engagement organisiert wurde. Nach einem gelungenem Besuch in Frankreich war es nun endlich an der Zeit, die Franzosen bei uns in Lübeck willkommen zu heißen.
Und das taten wir auch – am Freitag, den 9. Februar auf dem Parkplatz vor der MuK mit reichlich Gesang und offenen Armen. Unsere Französischlehrerinnen hatten sich dazu überlegt, unsere Besucher mit dem Lied „Lübeck, du Königin“ zu begrüßen, um ihre Ankunft unvergesslich zu gestalten. Nach unserem Willkommensständchen wurden wir aufgerufen und durften mit unseren Austauschpartner:innen nach Hause gehen.
Da die Franzosen erst abends um 21 Uhr ankamen, war vom restlichen Abend nach der Ankunft nicht mehr viel übrig. Es war also nur noch Zeit, ihnen ihre Zimmer für die nächste Woche zu zeigen und es ihnen so angenehm wie möglich zu machen. Dabei lag eine angespannte aber auch freudige Stimmung in der Luft, denn obwohl sich die meisten Austauschpaare bereits aus früherer Zusammenkunft im Oktober kannten, war dieser Teil des Austauschs eine ganz neue Erfahrung für alle Beteiligten. Neu für alle, auch für die Lehrkräfte und Begleitpersonen, die mit den Franzosen mitgereist waren, weil dieser Austausch der erste mit der katholischen Privatschule l‘Institut Notre Dame war.
Jede Familie plante ein individuelles Programm für das Wochenende, um ihrem Besuch in der kurzen Zeit möglichst viel von ihrer Heimatstadt und Umgebung zu zeigen. Nun galt es erst einmal, die Gäste durch die Altstadt zu führen, ihnen den Strand und die Ostsee zu zeigen und möglichst viel Spaß zu haben.
In den nächsten zwei Tagen spielten wir alle den Stadtführer, zeigten unseren Gästen unser alltägliches Leben und machten sie so auch mit den deutschen Lebensweisen bekannt. Wir trafen uns am Samstag in der Eislaufhalle in Timmendorf und am Sonntag in der Ostseetherme und nahmen die Franzosen in unsere Freundeskreise auf, so dass sie ganz natürlich mit dem deutschen „way of life“ vertraut gemacht wurden.
Man glaubt es zwar anfangs nicht, aber zwischen der deutschen und der französischen Lebensweise gibt es trotz der geringen Entfernung große Unterschiede, die man als Schüler:in durch Austausche kennen- und zu verstehen lernt. Einen der Unterschiede bemerkten den Schüler:innen am Montag, als sie für ein paar Stunden mit uns in den Unterricht gehen durften. Vielen fiel die Freiheit und Flexibilität des Schullebens auf, da sie aus Frankreich nur die strikten Regelungen ihrer Schule kannten.
Am Montagmorgen im Refektorium unserer Schule hieß auch unser Schulleiter Stefan Phillipi unsere Gäste bei uns herzlich willkommen. Danach wurden die Franzosen in unterschiedliche Klassen aufgeteilt und durften im Unterricht hospitieren. Am Nachmittag erkundigten wir auf eigene Faust, ohne Lehrer oder Eltern unsere Heimatstadt und zeigten den Gästen unsere Lieblingsorte auf der Altstadtinsel. Bei den Stadtführungen durfte das Holstentor, genauso wie die versteckten Gänge an der Untertrave natürlich nicht fehlen. Auch dem Niedereggerladen in der Breiten Straße wurde ein Besuch abgestattet und es wurden reichlich Souvenirs gekauft.
Für Dienstag war ein Besuch nach Hamburg geplant, um dort in das Migration- und das Schokoladenmuseum zu gehen. Dort lernten unsere Besucher viel über die Auswanderung und durften Schokolade probieren (ein Highlight für viele Franzosen – quelle surprise?).
Weil nach den Besuchen der beiden Museen noch etwas Zeit übrig war, beschlossen die deutschen Lehrerinnen, die die Franzosen auf ihrem Ausflug begleitet hatten, kurzfristig auf die Elbphilharmonie zu steigen und dem Besuch Hamburg von oben zu zeigen. Diese eindrückliche Aussicht galt als der Lieblingsmoment vieler französischen Schüler:innen und das nicht ohne Grund. Von oben auf die alte Speicherstadt und die abendlich beleuchten Straßen gucken zu können, ist wirklich immer eine Reise mit der langen Rolltreppe wert. 🙂
Trotz des schlechten, nebligen Wetters machten sich die französischen Austauschschüler:innen, begleitet von ein paar deutschen Schüler:innen, am Mittwoch auf den Weg nach Schlagsdorf zum Grenzhus-Museum. Das Grenzhus ist, wie der Name schon verrät, ein Grenzmuseum, das die Geschichte der innerdeutschen Grenze zwischen Ostsee und Elbe aus der Sicht der Menschen im Grenzraum erzählt. Weil dieses Thema eine so große Bedeutsamkeit in Deutschland hat, wurden unsere Gäste im Grenzhus aufgeklärt und auf eine historische Reise in die Nachkriegszeiten Deutschlands genommen.Sie besuchten den Grenzstreifen und wurden von einem netten älteren Herrn durch das Museum geführt, der ihnen zu jeder Ausstellung etwas erklärte.
Nach diesem aufschlussreichen Besuch machten sich die Franzosen zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Weg – in die Gläserne Molkerei in Mecklenburg Vorpommern. Dort schauten sie zu Beginn ein Video über die Herstellung von Bioprodukten und wurden durch das Käselager geführt. Sie bekamen selbsthergestellten Käse zu kosten und wurden zu richtigen Käseprofis ausgebildet.
Nach einem anstrengendem Tag und mit schwirrenden Köpfen von den ganzen neuen Informationen und Eindrücken, fuhren unsere Käsespezialisten wieder nach Hause und verbrachten den restlichen Nachmittag bei ihren Austauschpartnern zu Hause.
Donnerstag war wieder ein Tag randvoll gepackt mit lauter Programmpunkten. Die ersten beiden Schulstunden verbrachten wir gemeinsam im Unterricht, bevor die Franzosen sich dann auf den Weg ins Rathaus machten, um dem Bürgermeister einen Besuch abzustatten. Im Rathaus wurden den französischen Austauschschüler:innen von Herrn Lindenau viel über die Geschichte Lübecks und zum Rathaus erläutert. Sie durften einen Blick in sein Büro werfen und ihnen wurde eine Geheimtreppe hinunter in den Audienzsaal gezeigt. Für Getränke, Marzipan und Fotobücher wurde beim Besuch ebenfalls gesorgt.
Danach wurden sie von einer Mitarbeiterin durch das schöne Rathaus geführt. Da zum Zeitpunk ihres Besuches ein Reporter vor Ort war, erschienen die Franzosen den Tag darauf in der HL-Live mit Artikel und Foto mit dem Bürgermeister. So kurz erst hier und schon in der Zeitung – so etwas muss man auch erst einmal schaffen!
Um den Abend und den gesamten Austausch gemütlich und gemeinsam ausklingen zu lassen, hatten unsere Lehrerinnen zusammen mit uns eine kleine Party um 16 Uhr in der Schule organisiert. Für genügend Verpflegung für den Abend wurde natürlich auch gesorgt. Es gab diverse Kuchen, Kekse und Getränke. Zuhause hatten wir alle zusammen mit unserem Austauschpartner einen kleinen Vortrag zu unserem Lieblingsfoto vorbereitet, die wir uns im Laufe des Abends vorstellten. So wurde uns allen ein kleiner Einblick in die einzelnen Austauschwochen und individuellen Erfahrungen und Highlights gegeben, die noch einmal den wirklich gelungenen Austausch widerspiegelten.
Freitagmorgens mussten wir alle wieder früh aus dem Haus, weil die Abreise unserer Gäste auf um acht am MuK-Parkplatz festgelegt worden war. Dort wurde die eine oder andere Träne verdrückt, denn obwohl wir unsere Besucher nur für eine kruze Woche bei uns hatten, knüpften wir in diesen sieben Tagen Verbindungen und schlossen Freundschaften, die wir nicht wieder so schnell vergessen werden. Nach einem letzten „Au revoir“ und „Bon voyage“ stiegen die französischen Austauschschüler:innen in den Bus Richtung Heimat mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken und auch wir deutschen Schüler:innen gingen mit neuen Erkenntnissen in unsere gewohnten Alltagsabläufe über.
Ein großes Dankeschön geht an Frau Grigull und Frau Joyeaux, so wie alle französischen Lehrkräfte, die an diesem Austausch beteiligt waren! Aber natürlich auch an alle Schüler:innen und deren Familien, die mit großem Engagement und offenen Armen die französischen Gäste bei sich zu Hause aufgenommen haben!
Ein weiterer Dank geht an das Rathaus, das mit mühevoller Arbeit und großem Engagement den Empfang der französischen Schüler:innen organisiert und geplant hat. Nach diesen gelungen Reisen hoffen wir natürlich auf ein baldiges Wiedersehen und auf einen beständigen Austausch zwischen dem l‘Institut Notre Dame und dem Katharineum!
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