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Auf den Spuren von Potter, Shakespeare und Churchill – die Q2c in London

Auf den Spuren von Potter, Shakespeare und Churchill – die Q2c in London

Das Geschichtsprofil des Q2-Jahrgangs reiste vom 3. bis 8. September mit Frau Gerresheim und Frau Müschen nach London und Oxford. Die Reiseerinnerungen der Schüler:innen geben vielfältige Einblicke in die Highlights dieser Fahrt:

„Normalerweise ist England für dessen typisches britisches Wetter bekannt: Regen und grauer Himmel. Doch die Wetter-App sagte voraus, dass sich der Sommer in der ersten Septemberwoche auch auf der Insel nochmal blicken lassen würde. Diese Aussicht machte den extrem frühen Start unserer Reise (2 Uhr morgens an einem Sonntag!) fast wieder wett. Und die App hielt ihr Wort: Eine volle Woche Sonne, blauer Himmel ohne Wolken und 25-31°!“

„Trotz guten Wetters ist die Küste von Dover nicht von Anfang an zu erkennen, nach einer Weile erheben sich dann aber vor uns die majestätischen weißen Klippen…“
„Abends während der Rush-Hour durch Londons enge Straßen zu fahren, mit einem riesigen Bus und einem Fahrer, der höchst fragwürdige Witze reißt, scheint vielleicht auf den ersten Blick befremdlich. Trotzdem weckte diese neue, hell erleuchtete Stadt mit ihren hohen Gebäuden Aufregung in uns: Nach einer langen Anfahrt waren wir endlich da!“

„Riesige Kulturschätze, Figuren, Friese und sogar Tempel sind in großen Hallen zur Schau gestellt, um die Geschichte Londons und Englands und ihrer Beziehungen zur restlichen Welt zu erzählen. Auf der Suche nach historischem und kulturellem Erbe findet man in London Museen und Erinnerungsstätten an jeder Ecke. Als Geschichtsprofil waren wir dort gut aufgehoben. Neben geschichtlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten hatte London natürlich noch mehr zu bieten. Viel leckeres Essen, eine beeindruckende Skyline und die im Vergleich zu Lübeck so unterschiedliche Atmosphäre einer Millionenstadt.“

„Wir hatten ein Programm mit dem Schwerpunkt auf historischen Aspekten. Der erste Tag umfasste bereits einen ordentlichen Rundumschlag durch die kulturellen Attraktionen Londons. Nach einem Spaziergang durch breite Prachtstraßen erreichten wir das British Museum, wo wir auch unsere erste Streitfrage diskutierten: Sollen Schätze aus der Kolonialzeit an ihre Herkunftsländer zurückgegeben werden? Im Britischen Museum sind Schätze wie die berühmten Elgin Marbles für die Allgemeinheit kostenlos zu bestaunen. Rückgaben an Herkunftsländer wurden in manchen Fällen zur Selbstbereicherung korrupter Politiker genutzt oder unsachgemäß gelagert. Aber wie gesagt nur in machen Fällen…“
„Von den Exponaten ausgehend ist das Britische Museum der Traum jedes Geschichtsinteressierten, hier kann man besonders Schätze aus antiken Hochkulturen bestaunen: Enorme Maya-Ornamente, faszinierende Mumien aus dem alten Ägypten, eine Sammlung verschiedener Jaden aus China. An Vielseitigkeit ist dieses Museum kaum zu schlagen.“

„Streitfragen stellten wir uns im Laufe der Studienfahrt angesichts verschiedener Erinnerungsorte immer wieder: Sei es zu historischen Persönlichkeiten wie Winston Churchill, Sir Arthur Harris oder Horatio Nelson und dem heutigen Umgang mit ihnen oder – vor dem Buckingham Palace – zu der Frage, ob die Monarchie in Großbritannien heute noch zeitgemäß ist.“
„Auf unserem Weg kommen wir am Trafalgar Square vorbei (mit der berühmten Säule zu Ehren von Horatio Nelson), an der Downing Street, einem Winston Churchill-Denkmal (noch so eine kontroverse Figur), Big Ben, den Houses of Parliament und endlich an einer Wache, sogar mit Pferd. Um uns Westminster Abbey kostenlos von innen anzuschauen, nehmen wir am Evensong teil, einem Gottesdienst, bei dem ein ausgezeichneter Chor singt. Danach spazieren wir zum Buckingham Palace und weiter zur ‚Speaker‘s Corner’ im Hyde-Park…“
„Staunen ist ein Begriff, der meine Erfahrung von London ganz gut zusammenfasst. Ich staune, wenn ich hinter einer unscheinbaren Ecke mal wieder ein schönes Bauwerk entdecke. Ich staune, wenn ich die vielen verschiedenen Menschen sehe und die Sprachen höre, die sich über die Geräusche der Stadt erheben…“

„Nach 30.000 Schritten am ersten Tag sind Dienstag alle erleichtert, denn heute fahren wir U-Bahn! Erster Programmpunkt ist das Imperial War Museum, in dem Flugzeuge von der Decke hängen und auch sonst die Ausstellungsweise sehr überzeugt. Aber die Themen sind ernst! Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Holocaust… Wir wählen selbst einen Schwerpunkt aus und kommen alle tief berührt und nachdenklich wieder heraus. Man kennt schon viele Fakten, aber dies ist die britische Perspektive und die Einzelschicksale, von denen erzählt wird, verdeutlichen die Brutalität der Vergangenheit.“

„Die imposante doppelte Artilleriekanone vor dem Eingang zog gleich die Aufmerksamkeit auf sich und ließ auf einen anschaulichen Besuch hoffen. Die Exponate in der großen Eingangshalle stammten aus Konflikten, die noch nicht lange zurückliegen, wodurch ich einen Bezug zur Gegenwart herstellen konnte. Ein alter Jeep hatte Journalisten im Nahen Osten als Pressefahrzeug Schutz geboten. Auch in der Ukraine gibt es sicher solche Fahrzeuge… Das Gefühl, dass Inhalte greifbar werden, begleitete mich durch den gesamten Ausstellungsbesuch. „Ich bleibe an einem britischen Lancaster-Bomber stehen, der mit einer Micky Maus bemalt ist. Laut Infotafel war dieser Bomber an mehreren Angriffen auf deutsche Städte beteiligt, wurde schwer beschädigt, aber nie abgeschossen. Die Vielzahl der Angriffe, die allein dieser Bomber flog, zeigt, was für eine Zerstörungskraft die Bombenkampagnen der Alliierten hatten. Schräg gegenüber steht das deutsche Flak-Geschütz 88, welches zur Luft- und Panzerabwehr genutzt wurde.“

„In der Galerie über den Nordirlandkonflikt fiel mir der sensible Umgang mit dem Thema auf. Aufgrund der anhaltenden Spannungen waren die Kuratoren sehr darauf bedacht, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen.“

„Nach diesem geschichtsträchtigen Vormittag gibt es in den schönen Hallen zu essen was das Herz begehrt des Borough Market und einen traumhaften Blick auf die Londoner Skyline im Sonnenschein vom 10. Stockwerk der Tate Modern. Für den Nachmittag haben wir frei und können auf eigene Faust die Stadt erkunden. Shoppen in der Oxford Street, Buchläden in Notting Hill, es gibt tausend Dinge zu tun. Abends sammeln sich alle im Hyde Park, um den Tag beim gemeinsamen Picknick ausklingen zu lassen. Als wir wieder rauswollen, sind die Tore verschlossen. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als im Halbdunkeln über den Zaun zu klettern!“

Mittwoch fahren wir mit Busfahrer Olli nach Oxford. Dort erwarten uns zwei Damen, die uns durch diese verwunschene Stadt führen: „Eine Speisehalle wie die große Halle in Hogwarts, Büchereien wie aus Märchen und 39 Colleges, von denen viele eine jahrhundertelange Geschichte haben. Wir gehen durch die Straßen von Oxford, der weltberühmten Universitätsstadt 90 km nordwestlich von London und bewundern die Stimmung, während uns unsere Stadtführerin vorbei an der alten Markthalle, der Christ Church Cathedral, an Büchereien, Parks und Colleges führt.“

„Man kann nichts anderes tun als zu staunen, denn egal, wo man hinguckt, es bietet sich einem ein beeindruckender Blick auf alte Kapellen, große Türme, Universitätsgebäude mit buntem Glas inmitten von Spitzbögen. Ich als leidenschaftlicher Fußballer kann meine Augen kaum von dem perfekt frisierten Rasen des Fußballfeldes nehmen, welcher den Anschein hat, mit der Nagelschere geschnitten zu sein.“

„Ein Vorraum der Bodleian Library, durchströmt von Lichtstrahlen, die durch unzählig viele kleine Fensterscheiben in den hohen Raum eindringen. Der Blick wandert an den mit gotischen Bögen verzierten Steinwänden hoch bis zur Decke. Symbole, Zeichen, Ruhe. Wir gehen eine Steintreppe hoch, vorbei an den mit Gold verzierten Namen von Sponsoren. Dann stehen wir da. Ein riesiger Raum, fast ausschließlich aus Holz, bis an die Decke gefüllt mit Büchern in Ledereinbänden, eins älter als das andere. Der Raum ist ausgeschmückt bis in die letzte Ecke. Der Geruch von alten Büchern erfüllt die Luft. Die Decke ist mit Malereien bedeckt. Hier wurden Teile der Harry Potter- Filme gedreht…“

„Im Wadham College gibt es eine Bekannte von Frau Gerresheim, welche uns eines der Colleges von innen zeigen kann und unsere Fragen über das britische Studiensystem beantwortet. Auch Frau Gerresheim gibt Einblicke in ihre Studienzeit hier und erklärt uns Unterschiede zu deutschen Universitäten. Während unsere Klasse durch die Gänge und Höfe von Wadham läuft, schleicht sich das Gefühl ein, man sei in einem Harry Potter Film. Spitzbögen, Kapelle und der große Essensaal mit langen Holztischen und Kerzen vermitteln das Gefühl, Teil einer höheren Klasse zu sein. Als Schüler lässt mich das über die Zukunft nachdenken. Hier zu studieren wäre ein Traum.“

„Wieder in London angekommen, fahren wir zum Globe Theatre, Shakespeares Theater, welches in den 1990er Jahren originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Wir sehen Macbeth. … Das Stück selbst ist unerwartet lustig, denn es wird, wie häufig bei Shakespeare, viel mit dem Publikum interagiert. Die Schauspieler sprechen ohne Mikrofone, was die Authentizität steigert, und das brutale Stück verfehlt seine Wirkung nicht. Am Ende leben nur noch wenige und alle Prophezeiungen haben sich erfüllt.“

„Bei Shakespeare sterben doch immer alle. Möchte man meinen, wenn man Hamlet im Lübecker Theater gesehen hat. Daher ging ich an diesen Programmpunkt etwas voreingenommen heran. Diese Kritik wurde durch den Schulbesuch im Theater Weimar verstärkt, bei dem das Publikum unkonzentriert und die Schauspieler statisch wirkten. Ganz anders war da der Besuch im Globe Theatre. Das Stück war brutal, aber emotional mitreißend. Die Schauspieler verzichteten auf altmodische Kleidung, sie trugen moderne Uniformen und Waffen. Sie wirkten sehr professionell und gleichzeitig nahbar. Wir standen im Innenraum, dicht an der Bühne, das Publikum wurde aktiv einbezogen und kommentierte mit.“

„Bei unserer Ankunft am Theater ging über Themse die Sonne unter. Nach dem Stück war es dunkel, man sah die Skyline Londons bei Mondlicht. Ein Anblick, den ich nicht vergessen werde.“

 

„Am nächsten Morgen hieß es schon vor dem Frühstück Koffer in den Bus einladen, da es bereits am Abend wieder zurück nach Lübeck ging. Überwiegend übermüdet, da die Nacht doch relativ kurz war (unter anderem unternahm Frau Müschen um 4 Uhr nachts noch eine Attacke, die sich definitiv sehen lassen konnte, mit einer Keksverpackung auf eine Wespe, nachdem sich diese in einem der Zimmer verirrt und tatsächlich einen Stachel in einer Hand hinterlassen hatte…), machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Themse, um einige Sehenswürdigkeiten auch vom Wasser aus bewundern zu können. Vom Westminster Pier fuhren wir zur Tower Bridge und liefen ins East End.“

„London ist eine Stadt mit vielen Facetten. Jede Ecke ist anders und bietet unterschiedlichste Eindrücke. Ob Architektur, Kunst oder Kultur, jede Straße, jedes Haus hat seine ganz eigene Geschichte. In einer Minute steht man noch zwischen den Hochhäusern im Bankenviertel, nur wenige Straßen weiter erlebt man Viertel, die von Einwanderern und fremden Kulturen geprägt sind. Dadurch erhält man in London auch viele Perspektiven auf Aktuelles und Vergangenes.“

„Das East End war und ist ein multikulturelles Viertel. Früher galt es als das Armenviertel von London. Unser Stadtführer Stuart erzählte uns von den deutschen Auswanderern, die sich im 19. Jahrhundert hier ansiedelten. Später war das East End Londons jüdisches Viertel, bevor sich ab der Mitte des 20. Jahrhunderts immer mehr Menschen aus Bangladesh hier ansiedelten. Bis heute ist das East End stark durch ihre Kultur und Religion geprägt, viele Straßenschilder und Geschäfte zeugen davon. Stuart zeigte uns ein Gebäude, was im Laufe der Jahrhunderte zunächst als methodistische Kirche, dann als Synagoge und heute als Moschee genutzt wird. Es gibt vermutlich nur sehr wenige weitere Gebäude, die drei Weltreligionen auf diese Weise zusammenbringen.“

„Im heute hippen Londoner East End öffneten vor 250 Jahren in der Industriellen Revolution Fabriken ihre Tore, alte Arbeitsplätze fielen weg und neue wurden geschaffen. Proletarische Arbeiter fanden ein Obdach im East End, dieses entwickelte sich daher schnell zu einer eher schlechten Londoner Adresse. Auf unserer geführten Stadttour, die mein persönliches Highlight unserer Studienfahrt nach London war, wurde spätestens in der Brick Lane die historische Vergangenheit des Viertels deutlich. Auf der Suche nach Arbeit zogen besonders Südasiaten, vornehmlich Menschen aus Bangladesch, in dieses Viertel. Heute prägen die traditionellen Restaurants und Supermärkte der Familien das Stadtbild. Von ausgefallenen Bekleidungsläden über Street Art bis hin zu riesigen modernen Wohnhochhäusern, man wurde hinter jeder Ecke der engen Gassen aufs Neue überrascht. Besonders die bunten Graffiti-Wände und die farbenfrohen Plakate haben das Viertel belebt, verschönert und einzigartig gemacht. … Die Gentrifizierung macht auch vor dem East End nicht halt. Das Stadtbild der kleinen Reihenhäuser, in dem einst Arbeiter wohnten, wird nun mehr und mehr durch riesige und luxuriöse Apartmentkomplexe ergänzt. Dieses enge Zusammenleben von Arm und Reich hat mir erneut gezeigt, wie facettenreich Englands Hauptstadt ist.“

 

„Auf unserer Abschlussfahrt nach London besuchten wir als Geschichtsprofil des 12. Jahrgangs mit Frau Gerresheim und Frau Müschen viele geschichtsträchtige Orte. Bei einer geführten Stadttour durch das East End, einem kulturellen Mittelpunkt für viele verschieden Ethnien, in dem es vor Street Art und Vintage Läden nur so wimmelt, und auf Spaziergängen vorbei an Big Ben, den Houses of Parliament, Buckingham Palace und dem London Eye lernten wir die Stadt aus vielen verschiedenen Perspektiven kennen. Auch vom Wasser aus auf einer Bootstour auf der Themse an der Tower Bridge vorbei und von der Aussichtsplattform der Tate Modern im zehnten Stock aus. Wir picknickten als Klasse zusammen im Hyde Park, der direkt an unserem Hostel lag, und bewunderten den engelsgleichen Gesang beim Evensong in Westminster Abbey. Durch die Zeit gewirbelt und in der Vergangenheit aufgetaucht fühlten wir uns bei unserem abendlichen Besuch im Globe Theatre, wo wir uns Macbeth von Shakespeare ansahen. Die schauspielerische Leistung war wirklich beeindruckend und das Ganze unter freiem Himmel an der Stelle zu erleben, wo einst Shakespeare seine damals neuen Stücke dem Publikum präsentierte, war sehr eindrucksvoll.

Wir sind durch die letzte Klassenfahrt unserer Schulzeit nicht nur als Klasse und Freunde noch enger zusammengewachsen, sondern hatten auch die Chance, eine wirklich faszinierende Stadt mit vielen ihrer Facetten kennen lernen zu dürfen. Vielen Dank an unsere Lehrerinnen für das Organisieren dieser unvergesslichen Fahrt!“

Klasse Q2c

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