Städtisches Gymnasium mit altsprachlichem Zweig | seit 1531

Unterm Kirschbaum mit … Frau Böhm

Unterm Kirschbaum mit … Frau Böhm

Was unterrichten Sie und warum genau diese Fächer?

Ich unterrichte Englisch und Französisch, denn Fremdsprachen sind die Möglichkeit, mich mit anderen Menschen aus anderen Ländern und anderen Kulturen zu unterhalten und ihnen auf diese Weise näher zu kommen. Das ist ein Grund und zum anderen: Ich habe während der sogenannten Lehrerschwämme studiert. Das heißt, es war nicht sicher ob, ich zu dieser Zeit eine Stelle als Lehrerin bekommen würde, und deswegen habe ich Sprachen gewählt, weil ich damit auch noch auf andere Berufe hätte ausweichen können, zum Beispiel Auslandskorrespondentin oder Übersetzerin.

 

Waren das auch Ihre Lieblingsfächer in der Schule?

Ich hatte in der Schulzeit eigentlich keine Lieblingsfächer. Mir hat die Schule allgemein Spaß gemacht. Ich hatte Lieblingslehrer und Lehrerinnen und deren Fächer haben mir dann natürlich auch mehr Spaß gemacht.

 

Wie lange unterrichten Sie bereits am Katharineum?

Da muss ich überlegen, weil ich an so vielen Schulen schon gearbeitet habe. Ich bin, glaube ich, seit 2006 hier am Katharineum.

 

Wollten Sie schon immer Lehrerin werden?

Ja, aber ich hatte noch eine Alternative, das wäre nämlich, Kinderärztin zu werden. Da ich aber schon ab dem 14. Lebensjahr erfolgreich Nachhilfeunterricht gegeben hatte – ich hatte sehr viele Nachhilfeschüler – und diese sich alle verbessert haben, dachte ich: Ja, sicher ist Lehrerin der richtige Beruf für mich.

 

Würden Sie den Beruf Lehrerin weiterempfehlen?

Ich würde eigentlich niemandem einen bestimmten Beruf empfehlen, weil da so viele persönliche Dinge eine Rolle spielen. Ich habe den Beruf sehr gerne gemacht, aber ich finde auch, ein Beruf ist eine Berufung und ich würde sagen: Jeder muss seinen Beruf so wählen, dass dieser Beruf ihn erfüllt, wenn er ihn ausübt, und dass er Spaß daran hat. Man sollte zufrieden sein, wenn man den Beruf, den man gewählt hat, ausübt. Und wenn das nicht der Fall ist, dann sollte man noch einmal umdenken.

 

Gibt es etwas an Ihrem Beruf, dass Sie gar nicht mögen?

Ja! Definitiv! (alle lachen) Also, das sind die Korrekturen! Und da insbesondere die Oberstufenklausuren. Ich korrigiere überhaupt nicht gerne! Ich würde lieber mehr unterrichten statt zu korrigieren. Ich warte auf die Erfindung, dass Computer das irgendwann mal alles korrigieren werden! (lacht) Und was ich auch nicht so gerne mag, ist Noten geben. Beim Korrigieren und beim Notengeben, habe ich immer das Gefühl, dass ich nicht gerecht bin und das auch nicht sein kann! Ich fände ein Schulsystem ohne Noten, in dem Schüler trotzdem viel lernen, wirklich optimal!

 

Ist Ihnen eine Klasse in Erinnerung geblieben und wenn ja warum?

Eigentlich denke ich bei sehr vielen Klassen an besondere Dinge, die da passiert sind. Ich könnte jetzt aber nicht sagen, dass mir eine Klasse in besonderer Erinnerung geblieben ist.

 

Welches besondere Erlebnis aus dem Schulleben können Sie uns erzählen und warum ist es so besonders?

Ehrlich gesagt, es gibt ganz viele besondere Erlebnisse. Ich bin jetzt seit 41 Jahren Lehrerin und da gibt es so einiges, was man erlebt, und sehr vieles ist besonders. Vieles sehr positiv, aber leider gibt es auch Trauriges und Problematisches, was man erlebt. Ein besonderes Erlebnis war, dass ich einmal eine Schülerin in meinem Skikurs hatte (Ich habe auch Skiunterricht erteilt, über 10 Jahre lang) aus der 10. Klasse, die keine Beine hatte. Das heißt, sie hatte Prothesen – sie konnte gut laufen, aber beim Skifahren ging das mit Prothesen nicht. Da saß sie auf einer Art ganz niedrigem Sitz, wie so eine Schale, und diese Schale hatte einen Ski unten dran, und sie hatte ganz kurze Skistöcke in den Händen und hat sich so den Berg hinunter manövriert. Für mich war das unglaublich, denn diese Schülerin war sehr gut integriert. Sie war immer gut drauf und das hat mir gezeigt, welche Stärke sie hatte, das Leben so zu akzeptieren, wie sie geboren war und das Beste draus zu machen! Das hat mich beeindruckt und das habe ich nie vergessen.

 

Mit welchen drei Worten würden Sie das Katharineum beschreiben?

Ich bin ja Sprachlehrerin und habe mir gedacht: drei Worte – ich mache ein Satz daraus:
In. Ständiger. Bewegung.
Und das sehe ich nicht nur intern, sondern auch extern, also auch baulich gesehen, da ist die Schule in ständiger Entwicklung.

 

Inwiefern hat das Katharineum Sie verändert bzw. weitergebracht?

Was mich weitergebracht hat, sind zum einen Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen, aber mich haben auch Schüler und Schülerinnen weitergebracht, zum Beispiel indem sie mir die neueste Technik erklärten, und dieses gegenseitige Lernen habe ich immer sehr geschätzt.

 

Was glauben Sie ist der Unterschied oder das Besondere zu anderen Schulen?

Also ich sag es mal so, ich war an vielen Schulen, aber hier habe ich eine sehr disziplinierte Schülerschaft vorgefunden, in der die Schüler:innen größtenteils motiviert und engagiert sind. Es gibt sehr viele Zusatzangebote in den AGs und das finde ich auch sehr bemerkenswert!

 

Das Katharineum hat ja den Schwerpunkt auf dem altsprachlichen Zweig. Sehen Sie noch andere Schwerpunkte am Katharineum?

Natürlich der neusprachliche Zweig! Ganz klar! Ich unterrichte ja Englisch und Französisch! Ich hatte als Schülerin Latein, aber ich habe das wieder abgegeben, um noch andere lebende Sprachen zu lernen. Also ich finde schon, dass es hier noch sehr viele Schwerpunkte gibt, zum Beispiel die Austauschprogramme. Ich finde aber auch die Kunst und Musik sehr interessant, insbesondere in der Musik die Musicals. Und zwar die Musicals, die von den Schüler:innen betreut werden.

 

Was ist Ihr Lieblingsfest am Katharineum?

Oh … Mein Lieblingsfest … Ich finde einige Feste hier schön, unter anderem das Klosterfest. Aber wie ich eben auch schon sagte: Ich schau mir sehr gern die Musicals an! The Last Night of the Proms! Das zeigt mir die Schüler:innen von einer anderen Seite. Ich liebe auch die Abi-Entlassungsfeiern, obwohl sie manchmal mit ein bisschen Wehmut verbunden sind!

 

Sie unterrichten ja noch die Q2. Warum haben Sie sich genau für diese Klasse entschieden?

Man kann eigentlich nicht sagen, dass ich mich für eine Klasse entschieden hätte, die ich jetzt noch unterrichte. Herr Philippi hatte mich vor den Sommerferien gefragt, ob ich die damalige Q1 nach meiner Pensionierung weiter unterrichten wolle, denn sonst hätte noch mal ein Lehrerwechsel stattfinden müssen. Ich hatte einige Schüler und Schülerinnen davon schon seit der achten Klasse in der dritten Fremdsprache und ich wollte dann gerne diesen Kurs noch zu Ende führen, was mir auch viel Spaß bereitet.

 

Und wird es nicht langweilig, die gleichen Themen immer wieder zu behandeln?

Absolut nicht! Die Themen sind alle so formuliert, dass sie zwar denselben Titel haben, dieselbe Überschrift, aber was man als Lehrer selbst daraus macht, das ist auch meine Freiheit und das finde ich auch schön an meinem Beruf! Ich kann immer andere Texte wählen, andere Lektüren. Das ist das eine, also es ist niemals dasselbe, und dann kommt noch hinzu, dass die Schüler und Schülerinnen anders reagieren, es sind andere Menschen und dadurch wird auch der Unterricht immer anders. Außerdem: Wenn ich mich in meinen eigenen Stunden langweile, dann habe ich irgendetwas falsch gemacht; dann stimmt etwas nicht! Und das Problem muss behoben werden.

 

Freuen Sie sich in den Ferien wieder auf den ersten Schultag? Oder freuen Sie sich mehr auf die Ferien?

Ich freue mich eigentlich schon auf den ersten Schultag, weil ich das schön finde, wenn die Schüler und Schülerinnen rufen „Hello, Mrs Böhm!“ oder dann „Guten Morgen, Madame Böhm!” Wie auch immer. Allerdings bin ich eigentlich eine absolute Nachteule. Und wenn ich dann am ersten Schultag zur ersten Stunde Unterricht habe, finde ich das weniger schön. (lacht)

 

Was oder wen werden Sie vermissen, wenn Sie das Katharineum verlassen?

Ja … ganz sicherlich die Schüler und Schülerinnen! Aus eben genanntem Grund, denn es ist einfach schön, diese jugendliche Frische hier zu erleben! Und natürlich auch die Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen im Lehrerzimmer. Definitiv werde ich nicht die Korrekturen vermissen! 😉 (alle lachen)

 

Redaktion des Website-Teams

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