Ein (Schul)-Tag in der Corona-Krise
Freitag (20:03 Uhr) : Vor ein paar Wochen war das noch ein Tag, über den man sich gefreut hätte, denn das Wochenende hätte vor der Tür gestanden. Doch was ist ein Freitag jetzt noch? Ein weiterer Tag in der immer währenden Isolation.
Eigentlich hätte man um die Aufsteh-Zeit herum langsam den Weg in die Schule ergreifen müssen, doch das ist jetzt nicht mehr so, stattdessen stellte sich die Frage, wie man die zahllosen Stunden füllen sollte.
Ein Lichtblick am diesem Tag bot die Aussicht, dass am Abend „Let’s Dance“ laufen würde.
Ein Blick auf den Schreibtisch offenbarte die schulische Arbeit, die noch bevorstand. Zahlreiche Arbeitsaufträge warteten auf ihre Bearbeitung, doch würde man in den „Quasi-Ferien“ wirklich die Überwindung dazu finden? Aber andererseits blieb einem auch nichts anderes übrig, denn die Beschäftigungsmöglichkeiten wurden im Laufe der Tage, mit mehr und mehr Regierungsbeschlüssen und -verordnungen, immer eingeschränkter.
Also, auf an den Schreibtisch, jetzt galt es nur noch einen Arbeitsauftrag zu finden, der das Interesse weckte, an Auswahlmöglichkeiten mangelte es definitiv nicht.
Nach ein bisschen Rumgewerkel an verschiedenen Aufgaben war es Zeit für eine Pause.
Ein Gang in die Stadt, um Brötchen und etwas zu Essen zu kaufen, begann damit, eine Frau zu treffen, die an jeder Hand zwei Packungen Klopapier trug und in ihrem Kinderwagen weitere Packungen deponiert hatte. Das tägliche Unverständnis für die Menschen, die hamstern, war wieder geweckt, genauso traf man aber die andere Seite der Medaille. Ausgelassene Stimmung beim Einkaufen, Körperkontakt ohne Ende und das Flanieren durch die Straßen, obwohl die Läden doch geschlossen sind. Eine Stadt zwischen Panik und Ignoranz. Bei Edeka wusste man sich nur noch damit zu behelfen, mit Band am Boden die zwei Meter Abstand an den Kassen aufzukleben, da ansonsten der Drang, eng aufeinander zu stehen, zu groß zu sein schien.
Zurück in den sicheren vier Wänden waren es immer noch unendlich wirkende Stunden bis zur Prime-Time.
Sollte man es wagen, zu einem Buch zu greifen oder sich gar anders kreativ die Zeit zu vertreiben? Schulsachen konnte man auch immer noch machen. Gesagt, getan. Trotzdem, immer noch nicht 20:15.
Nun hatte Netflix doch gewonnen. Laptop an, Streaming-Dienst geöffnet und beginnen konnte das Versinken in eine heile Welt.
Aber irgendwann musste man dann doch einmal Nachrichten gucken. Wessen Gesicht würde man begegnen? Das Christian Drostens, das Markus Söders oder das des armen italienischen Gesundheits-Beamten, der über die schrecklichen und traurigen Geschehnisse in Italien, so gefasst, wie eben möglich, aufklärte. Alternativ würden die Nachrichten vielleicht die Darstellung der exponentiell-verlaufenden Kurve, die uns zeigen sollte, wie die Anzahl der Neuinfektionen in die Höhe schnellt, bieten.
Irgendwie war es dann das alles. Bayern verhängte die Ausgangssperre, das Saarland zog nach und Daniel Günther forderte uns auf, ihn nicht zu enttäuschen, italienische Soldaten mussten Leichen wegbringen, da die örtlichen Bestattungsunternehmen nicht mehr hinterherkamen… Bilder des Grauens.
Endlich begann die Show, die erhoffen ließ, einem ein paar Stunden Ablenkung aus dem Alltagstrott und den Schauern des Virus zu ermöglichen.
Doch stattdessen: Leere Ränge, die Moderatoren stetig mit zwei Meter Abstand, die Tanzpaare über die leeren Ränge verteilt, eingespielter Applaus und wenig Euphorie. Mal mehr, mal weniger geschickt absolvierten die Paare ihre Standard-, lateinamerikanischen oder anders-gearteten Tänze, doch der Funke wollte nicht so richtig überspringen, umso mehr häuften sich die Griffe zum Smartphone, was erlebten die Freunde? Eigentlich auch nichts.
Es bleibt nichts anderes übrig als die Situation weiter zu beobachten und zu hoffen, dass alle ihren Teil zur Eindämmung des Virus erfüllen. Werden die Mahnungen von Politikern, Virologen und Ärzten Gehör finden, obwohl der Zeitvertreib immer schwieriger wird?