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Lernen mal anders – Interview mit Herrn Schrader

Lernen mal anders - Interview mit Herrn Schrader

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Das dachte sich auch Herr Schrader und startete auf YouTube eine Reihe mit Mathe-Erklärvideos. Zu diesem besonderen Projekt und der allgemeinen Lage haben wir ihn interviewt, um einen Einblick hinter die Kulissen zu bekommen.

 

1.) Wie sind Sie auf die Idee gekommen, für ihre Schüler*innen via Youtube Erklärvideos zu machen?

Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir das gemeinsam im Unterricht in der Q1c als Idee entwickelt, an dem Freitag, als letztendlich in der 1./2. Stunde schon klar war, dass der Unterricht länger ausfällt. Dann kam ich irgendwie auf die Idee, so eine Art Ersatz zu schaffen, um sozusagen den direkten Schülerkontakt, der momentan nicht geht, auf eine andere Art herzustellen. Am Anfang hatten wir überlegt, dass auf einer Live-Platform zu machen, aber das habe ich technisch tatsächlich nicht hinbekommen. Aber das war letztlich der Anstoß, und dann bin ich Freitag nach Hause und habe die ganze Familie damit genervt, wie man denn jetzt ein Livevideo machen könnte. Das habe ich aber, wie gesagt, nicht hingekriegt und dann gedacht: Ach komm, dann machst du die zweitbeste Variante. Dann drehst du halt so ein paar Videos und mal sehen, was daraus wird. <lacht>

2.) Ist es komisch, vor einer leeren Klasse zu unterrichten?

Ja, absolut. Beim ersten Mal musste ich mich schon überwinden. In Summe habe ich ja jetzt schon 12 oder 13 kleine Videos gedreht, da schaltet man irgendwann ab und stellt sich vor, dass da Schülerin XY in der zweiten Reihe sitzt oder Schüler XY irgendeine schlaue Frage hat. Und es passieren ja tatsächlich die gleichen Dinge wie im Unterricht, dass ist schon ganz lustig. Ich verrechne mich an ähnlichen Stellen, aber es ist unheimlich schwierig, den Fehler dann selbst zu finden, wenn da keiner sitzt, der sagt: „Herr Schrader, da muss jetzt aber ein Plus oder ein Minus sein, sie haben da wieder etwas verdreht!“ Das ist natürlich ganz lustig, aber tatsächlich ist das eigentlich gar nicht so lustig, dass wir euch hier nicht sehen. Ich vermisse diesen direkten Kontakt schon sehr. Deswegen freue ich mich über diesen Anruf (Anm. d. Red.: Interview wurde per Telefonat geführt).

3.) Ist der zeitliche Aufwand für die Videos in der Schule groß? 

<überlegt> Jein. Der eigentliche Aufwand ist dann am Ende das Schneiden, das ist tatsächlich nervig. Ich habe zwar einen relativ schnellen Computer, aber es dauert halt immer lange, bis die ganzen Videos hoch- und heruntergeladen sind. Da bin ich dann meist den ganzen Nachmittag mit beschäftigt. Die Videos an sich, seht ihr ja, sind ungeschnitten. Da stehe ich die viertel Stunde vor der Kamera und mache das. Da mache ich auch keine zwei Versuche, es ist dann so, wie es ist. Auch mit allen Versprechern und Verdrehungen. Manchmal merke ich dann gar nicht, was ich für einen Blödsinn erzähle <lacht>. Aber an sich dauert das nicht so lange. Ich baue das nur einmal kurz auf und filme quasi sofort los. Das einzige ist, dass ich mir vorher Notizen schreibe, was ich denn jetzt überhaupt machen will – logischerweise, denn so ganz frei Hand mache ich das natürlich nicht. Jetzt habe ich gerade eine Aufgabe, die sich ein Schüler gewünscht hat, nochmal gerechnet: Eine Punkt-Geraden-Abstandsaufgabe. Die werde ich dann gleich noch aufnehmen. Heute auch nur ein Video, weil ich gestern ein paar mehr hatte, und ihr seid ja auch gut „befüllt“ mit Arbeitsaufträgen. Glaube ich zumindest, und nicht nur in Mathe.

Ergänzung Redaktion im Interview, dass tatsächlich viele Arbeitsaufträge verteilt worden sind.

Darf ich auch mal eine Frage stellen, wie macht ihr denn das, wie strukturierst du deinen Tag, dass ist ja eigentlich noch viel spannender, als meine Versuche, meine Zeit sinnvoll zu verbringen (Anm. d. Red: Nein ist es nicht!)

Antwort Redaktion: Versuch, früh aufzustehen, um einigermaßen im Rhythmus der Schulzeit an den Arbeitsaufträgen zu arbeiten und die Bearbeitung der Aufgaben zu strukturieren.

Das ist, glaube ich, echt sinnvoll, sich selbst so ein bisschen zu zwingen, dass man nicht zu lange im Bett liegen bleibt. Deshalb bin ich auch fast jeden Tag in die Schule gefahren. Allein weil ich zu Hause keine Tafel hab <lacht>. Ich drehe aber auch nicht nur die Videos, ich mache ja noch ganz andere Sachen. Ich habe gerade die neuen Klassen zusammengestellt; das ist sonst auch immer ein Heidenaufwand. Da wurde mir auch gut geholfen von den Kollegen und das ist ziemlich nett. So haben mir Herr Kempe geholfen und Frau Stern, die hier dann auch so herumscharwenzeln und auch nicht so recht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. Die Fremdsprachenwahl ist jetzt auch durchgeführt. All sowas, was sonst so nebenbei läuft, kann ich jetzt gut in Ruhe abarbeiten. Es gibt also immer noch ein bisschen was zu tun.

4.) Was kostet die Nachbearbeitung der Videos noch einmal an Zeit?

Wie gesagt, dass ist viel mehr, als das einzelne Video drehen. Und zwar deutlich mehr. Ich muss das erstmal auf den Computer, dann in iMovie (ich mache das mit iMovie) importieren, dass dauert auch. Dann noch zwei, drei Texte einfügen, dass dauert zwar nicht so lange, aber dann wieder exportieren und hochladen. In Summe macht der Computer das alleine, aber man muss das immer mit zwei, drei Clicks initiieren und dann rechnet er stundenlang. Also es dauert schon die drei-/vierfache Zeit von dem, was ich in der Schule brauche. Bei einem viertelstündigen Video vergeht gut eine Stunde, um dann in Summe hochgeladen zu sein.

5.) Nachfrage der Redaktion: Sind es jetzt nicht schon 12 oder 13 Videos?   

Ich glaube ja, heute kommt das 13. Video, das bringt bestimmt Glück, und dann sehen wir uns am 20. April hoffentlich wieder in der Schule. Dann kann ich damit auch wieder aufhören <lacht>. Ich bin übrigens nicht der einzige Lehrer, der das macht! Frau Asmussen erstellt jetzt gerade auch Videos, sie ist irgendwie von mir infiziert worden, also Virus läuft überall <lacht>. Die sind zu dem Thema Farbcollage, das ist ja auch interessant für euch. Es ist schwierig einen Arbeitsauftrag zu geben, und wenn Du dann von jedem einzelnen eine Frage kriegst und Du die beantworten sollst, als Lehrer, ist das echt kompliziert. Ich erklär das einmal mit einem Video und zeige, wie das gehen soll. Ich glaube das ist eine ganz gute Rückmeldung für euch, wenn ihr die Aufgaben gerechnet habt, dass ihr seht, ah, so hätte Herr Schrader das gerechnet.

6.) Fiel es Ihnen leicht, vor einer Kamera zu sprechen, oder war das anfangs noch sehr ungewohnt?

Nein, da bin ich irgendwie frei von Scham oder sonst irgendwelchen Gefühlen. Das mache ich einfach. Es ist immer schwierig – das vergesse ich auch immer –, mal in die Kamera zu gucken. Ich mache das dann halt wie im Unterricht, dass ich zu der Tafel spreche, oder mit dem Raum. Ich sehe das selbst im Video, dass ich immer nach links schaue, als wenn da einer sitzen würde, dabei müsste ich immer mit der Kamera sprechen. Ich bin aber auch kein Profi, was Kameras angeht, ist ja klar <lacht>. Sonst sitzt in der Ecke ja auch mal ein Schüler rum, mit dem man Augenkontakt aufnehmen kann, damit sie nicht einschlafen. Also schwer fällt es nicht, aber es ist auf jeden Fall ungewohnt.

7.) Haben Sie viel positives Feedback erhalten?

Ja, also die Kommentare sind natürlich sehr witzig, so Sachen wie „Schrader > Daniel Jung“ und was weiß ich alles. Besonders gefreut habe ich mich über einen Ex-Schüler, der ist gar nicht mehr bei uns, der hat auch einen Kommentar geschrieben, dabei hat der schon seit drei Jahren Abitur. Er hat geschrieben „Jetzt hab ich es endlich verstanden, Michael“! Das fand ich total lustig, dass er sich gemeldet hat. Aber auch im Familienkreis sind ganz viele im Alter um die 20, studieren jetzt und haben das mitbekommen und finden das jetzt auch ganz cool, dass der Onkel da so einen Blödsinn macht. Insofern freue ich mich über jedes Feedback. Ich hab auch tatsächlich erst einen Daumen runter gekriegt – ich habe heute morgen geguckt–, und alle anderen Daumen sind hoch. Das ist ja auch ganz toll dann. Wann kriegt man schon einmal von Schülern einen Daumen hoch?! Das ist auch etwas Besonderes!

8.) Gucken Sie eigentlich auch Daniel Jung?

Ich habe ihn häufig vorher geguckt und mich auch an ihm orientiert, aber es ist jetzt nicht so, dass ich sein Video gucke und mir überlege, dass ich das genauso oder besser mache. Also ich suche mir schon meine eigenen Aufgaben heraus, aber ich denke, der Stil ist sehr ähnlich. Aber ich glaube nicht, dass meine Videos jetzt so viral durch die Decke gehen wie die Daniel Jung-Videos. Aber andererseits, wer weiß, wie lange wir die Schule noch schließen, da kann ja noch einiges kommen <lacht>. Aber wir wollen das mal nicht hoffen.

9.) Gab es auch Feedback von unerwarteten Personen?

Nein, eigentlich nicht, nur manchmal kennt man die Leute nicht, die unter den Videos kommentieren, weil die ja meistens nicht, so wie ich, mit richtigem Namen arbeiten. Da weiß man dann nicht so genau, ob es ein Schüler ist. Aber auch Kolleg:innen haben mich geliked und abonniert. Also das war schon eher ungewöhnlich. Und Herr Leibersperger hat mich angeschrieben: „Du bist ja cool: Starke Videos!“ oder Herr Kempe meinte zum Beispiel auch: „Du bist ja eine coole Socke, das ist ja richtig Klasse, da hätte selbst ich Mathe wahrscheinlich im Abitur verstanden!“ <lacht>. Letztendlich öffnet man da auch seine Art zu unterrichten. Du wirst das sicher auch bestätigen, so wie ich da stehe, könntet ihr da auch sitzen. Der Unterrichtsstil ist nicht so anders als im normalen Unterricht. Außer die fehlende Kommunikation mit euch, dass ihr zwischendurch Fragen stellen könnt, etc. Aber ansonsten probiere ich, authentisch rüberzukommen.

10.) Haben Sie den Eindruck die Schüler*innen schauen die Videos regelmäßig oder ist das Interesse nach einem anfänglichen „Hype“ wieder abgeflacht?

Das glaube ich schon, aber das ist auch ok. Ich mache das auch irgendwie für mich, damit ich das Gefühl habe, ich kann davon längerfristig profitieren. Dann zeige ich in Zukunft vielleicht in Wiederholungsstunden einfach das Video. Ich habe darauf auch immer Zugriff. YouTube ist da echt super, dass kriegt man bei uns in der Schule irgendwie immer zum Laufen und dementsprechend wird mir das bestimmt bei kommenden Unterrichtseinheiten mal helfen. Aber klar, das erste Video hat 600 Aufrufe und die danach so zwischen 50-100, aber das ist ja auch logisch, dass finde ich auch nicht schlimm. Ich freu mich ja, dass die Videos zumindest eine gewisse Beliebtheit von euch als Reflektion bekommen und ihr das scheinbar ganz witzig findet. Wobei die Anfangseuphorie, wenn man die Aufrufzahlen anguckt, ein bisschen abgeebbt ist <lacht>. Ist ja auch in Ordnung, das erste Video ist noch spannend, aber ab dem dritten Mal wird es dann doch wie Unterricht und nervig. Aber gut, so ist das halt.

Anm. d. Red.: Der „Meerschweinchenzaun 1“ sticht bei den neueren Videos mit 84 Aufrufen heraus.

Ja gut, da habe ich versucht meine Abonnenten-Zahl nach oben zu bekommen! <lacht> Nein, die richten sich jetzt an die Kleinen, und da habe ich allen Eltern und allen aus der fünften Klasse, die ich unterrichte, auch die Links geschickt. Da ist natürlich klar, dass die jetzt ganz neugierig sind. Und die Aufgabe ist eigentlich sehr schön!

11.) Haben Sie über Email viele weiterführende Fragen zu den Themen bekommen, die in den Videos behandelt werden? 

Ja schon, da kommen dann schon Rückfragen. Aber eher bekommt man die Arbeitsaufträge, und das nimmt auch einen Teil der Arbeit ein, die dann zu korrigieren, abzufotografieren und zurückzuschicken, damit dann auch jeder eine persönliche Rückmeldung bekommt. in der fünften und sechsten Klasse habe ich ziemlich umfangreiche Arbeitsaufträge gestellt, aber auch versucht, die zu strukturieren, sodass sie dann pro Tag 30-45 Minuten daran arbeiten können.

12.) Hat das Video-Drehen Spaß gemacht oder kann das eine echte Klasse dann doch nicht ersetzen?

Nein überhaupt nicht, das kann eine Klasse gar nicht ersetzen. Aber es bringt mir Spaß, weil ich denke, ich tue etwas Sinnvolles mit meiner Zeit. Man kann zwischendurch auch mal etwas anderes machen, weil es auch nicht den ganzen Tag in Anspruch nimmt, zum Beispiel die Physik-Sammlung aufräumen, oder so. Aber es ist auf keinen Fall Unterricht im herkömmlichen Sinne, das vermisse ich jetzt schon. Andererseits will ich jetzt auch nicht klagen, ich denke, da gibt es auch gar keinen Grund zu. Da gibt es ganz viele andere Menschen, die jetzt wirklich deutlich schwierigere berufliche Situationen haben, vielleicht gar keinen Job mehr haben, oder eben im Krankenhaus arbeiten, in Schichten, in Anschlussschichten und überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen. Da wäre ich jetzt der Falsche, sich zu beschweren, dass ich leider die Schüler gerade nicht sehe. Nichtsdestotrotz ist das eine ganz ungewöhnliche Situation, die hoffentlich bald zu Ende ist. Nun haben wir auch erstmal die Osterferien, die werden wir so auch noch herumbekommen. Und dann hoffen wir auf einen baldigen Wiedereinstieg, der hoffentlich eher früher als später kommt – wobei ich nicht ganz so sicher bin, ob das so schnell etwas werden wird.

13.) Glauben Sie das am 20.04. die Schule weitergeht?

Meine persönliche Einschätzung, ich glaube es eher nicht, aber ich würde es mir total wünschen. Ich würde mir auch wünschen, dass unsere Schüler in Schleswig-Holstein das Abitur ganz normal ablegen, dass sie ihre Prüfungen ganz normal bestreiten dürfen. Sie haben sich alle darauf eingestellt und sind jetzt gut vorbereitet. Das ist irgendwie so, als würdest du – ich bin Sportler – auf einen Wettkampf hinarbeiten, trainierst, trainierst und trainierst und dann fällt der Wettkampf aus. Das ist ähnlich, wie für die Olympioniken, da die Olympischen Spiele jetzt ausfallen. Aber ich fände es für die Schüler besser, wenn wir da jetzt irgendwie eine Lösung fänden, die nicht heißt, wie heute (25.03.) von unserer Bildungsministerin vorgeschlagen, dass man eine Durchschnittsnote berechnet. Da fehlt irgendwie so dieses End-Ding. Das Abitur als Prüfung muss machbar sein, bei den Personalressourcen, die wir in den Schulen haben. Wir sind alleine 80 Kollegen. Da laufen hier auch jeden Tag genug herum. Wir könnten die Schüler quasi alle alleine in einen Raums setzen und die Prüfungen abnehmen. Bis zu den mündlichen Prüfungen vergehen dann auch noch einmal sechs oder acht Wochen. Bis dahin geht es dann vielleicht auch wieder normal. In Rheinland-Pfalz (Anm. d. Red.: und in Hessen) haben sie jetzt auch vor Ostern alle Prüfungen geschrieben, dass hätte ich auch richtig gefunden, aber ich bin nicht derjenige, der das zu entscheiden hat. Aber Föderalismus hin oder her, eigentlich kann es nicht sein, dass Schleswig-Holstein jetzt etwas anderes macht als Rheinland-Pfalz oder Bayern, das geht doch nicht. Aber das ist das, was man sich über den föderalen Staat so einkauft, ansonsten bin ich da auch ein Fan davon, aber in diesem Fall wäre eine zentrale Regelung wesentlich besser. Also ich hoffe wir starten am 20. wieder in die Schule!

14.) Haben Sie vor, die Videos weiterzuführen, auch wenn die Schule wieder normal läuft, als eine Art Vertiefung?

Muss ich dann sehen, weil es schon zeitaufwendig ist. Aber ich kann mir schon vorstellen, in den Ferien einzelne Themen als Vertiefungsmöglichkeit noch einmal durchzunehmen. Ich würde mich da auch super gerne auf euch einstellen, wenn ihr mir Themen vorschlagt – auch in Richtung Abitur gedacht –, die noch einmal als Video gedreht werden sollen.

15.) Wie geht es Ihnen privat in diesen schwierigen Zeiten?

Wie gesagt, ich kann eigentlich über nichts klagen. Ich kriege mein Gehalt in voller Größe. Ich bin gesund, ich habe auch in der Familie keinen Corona-Fall. Ich kümmere mich ein bisschen mehr um meine Eltern und Schwiegereltern, die alle über 80 sind. Für sie ist das natürlich sehr traurig, dass sie ihre Enkel jetzt nicht sehen können. Aber meine Frau und ich sind da sehr konsequent, was das angeht. Den Kontakt gibt es gerade nur per Telefon, das ist zwar blöd, aber jetzt notwendig. Zu Hause arbeiten meine Kinder vormittags ihre Arbeitsaufträge ab und nachmittags spielen wir dann mal im Garten Fussball oder so, Dinge, die man sonst nicht so macht. Ansonsten versuche ich, mich nachmittags auch mit dem Radfahren fit zu halten. Zwei/drei Mal die Woche bin ich schon eine ordentliche Zeit auf dem Rennrad gefahren.

16.) Was entbehren Sie persönlich am meisten durch die ganzen Einschränkungen?

Das ist natürlich hauptsächlich der soziale Kontakt mit euch, dass ist das, was mir eigentlich so am meisten fehlt. Auch sonst am Nachmittag, ich trainiere noch zwei Handballmannschaften und habe eigentlich den ganzen Tag Kontakt mit jungen Menschen und auch sehr netten Kollegen. Das fehlt mir total, ich kann mir das auf Dauer nicht vorstellen, ich brauche dann schon meine 300-400 Sozialkontakte am Tag. Sonst nerve ich meine Frau auch zu Hause zu sehr. Das ist auch ein Grund, warum ich morgens mal ganz gerne zur Schule fahre <lacht>. Ich muss dann noch was arbeiten, damit wir uns gegenseitig nicht zu sehr auf den Geist gehen. Das sind aber alles marginale Probleme.

17.) Können Sie etwas Positives aus der Gesamtsituation ziehen?

Ich glaube, dass die Entschleunigung, die alle Bereiche jetzt erfahren, sich positiv auswirken kann. Dass alle Leute dann mit viel Energie wieder ihre Sachen anschieben werden, wenn es alles wieder normal läuft. Auch dieser Stress, den sich die Leute häufig machen, kann jetzt mal abfallen. Das speziell ihr als Schüler jetzt gelernt habt, auch mal auf eine andere Weise zu lernen. Parallel dazu gibt es bei allen Krisen auch immer Gewinner. Einer der Gewinner ist hier sicherlich die Digitalisierung. Auch in der Schule wird sie sicherlich vorangetrieben werden. Herr Poetzsch-Heffter reibt sich schon die Hände <lacht>, dass wir jetzt in Zukunft auch viel mehr über Nextcloud arbeiten werden. Ich glaube, dass es diesen Papierarbeitsauftrag auf Dauer nicht mehr geben wird.

18.) Ist es geplant, falls der Unterricht noch länger ausfallen sollte, dass man doch über Online-Klassen versucht, den Unterricht voranzubringen? 

Wir haben mit der Schulleitung wöchentlich eine Sitzung und versuchen zu planen; aber wir sind auch abhängig von den Entscheidungen, die von „oben“ kommen. Dennoch haben wir das im Hinterkopf und probieren, digital schon ein paar Vorbereitungen zu treffen. Letztendlich müssen wir jedoch abwarten, aber nur mit Arbeitsaufträgen wird es sicherlich nicht weiter gehen. Für zwei Wochen geht das vielleicht, aber langfristig ist das auch keine Lösung. Denn keine Art von Medium kann den direkten Schüler-Lehrer Kontakt ersetzen.

19.) Wollen Sie den Schüler*innen in diesen besonderen Zeiten noch etwas mit auf den Weg geben?                     

Ja, bleibt gesund und fit und ich hoffe, dass wir uns so schnell wie möglich wiedersehen!

 

Wir danken Herrn Schrader ganz herzlich für das Interview, wünschen ihm natürlich Gesundheit und viel Erfolg für seine Internetkarriere!

Anbei findet Ihr/finden Sie den Link zu einem der Videos von Herrn Schrader. Ihr/Sie könnt vielleicht mal vorbeischauen!

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