Das Katharineum erweitert im zweiten Halbjahr sein Unterrichtsangebot um ein neues Format. Im Fach „Forschen und Lernen“ (F&L) werden Schülerinnen und Schüler zu einem frei gewählten Interessengebiet eigenverantwortlich forschen. Dafür haben sie zwei Stunden pro Woche Zeit. In einer angeleiteten Unterrichtssequenz werden vorab grundlegende methodische Fähigkeiten eingeübt, z.B. zur Themenfindung und Informationsbeschaffung, Arbeitsorganisation und Dokumentation von Ergebnissen.
Das neue Fach wird in den Jahrgängen 6, 8 und 10 angeboten. Das Konzept ist Ergebnis eines mehrjährigen Schulentwicklungsprozesses. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, in welcher Form wir Erkenntnisse aktueller Unterrichtsforschung umsetzen, um Ziele unseres Leitbildes (TU ES) zu erreichen.
F&L bietet Schüler:innen die Chance, an Themen unabhängig von den Grenzen der Schulfächer zu arbeiten und selbst zu Experten zu werden. Ausgehend von ihren Interessen werden sie auf diese Weise altersgemäß und individuell gefördert. Wir hoffen, so auch die Lernfreude in den Jahren der Pubertät zu steigern.
In F&L übernehmen Schüler:innen in größerem Maße als sonst Verantwortung für die Gestaltung ihres eigenen Lernprozesses. Die Lehrkräfte unterstützen sie auf dem Weg zur Beantwortung ihrer Forscherfragen. Noten gibt es nicht. Kooperationen mit außerschulischen Lernorten sind ausdrücklich erwünscht.
Mit „Forschen und Lernen“ legen wir frühzeitig Grundlagen für wissenschaftlicheres Arbeiten in der neuen Profiloberstufe. Dazu gehören die Fähigkeit, tragfähige Forscherfragen zu entwickeln, den eigenen Arbeitsprozess selbstständig zu koordinieren, Ergebnisse inhaltlich sinnvoll zu strukturieren und zu dokumentieren. Die angestrebten Endprodukte variieren in den verschiedenen Jahrgängen und werden mit steigendem Alter der Schüler:innen komplexer.
Das neue Fach wird individuellen Neigungen und Fähigkeiten Raum geben, Eigeninitiative, Kreativität und kritisches Denken trainieren. Das Überschreiten von Fächergrenzen, die Einbindung von außerschulischen Lernorten und die Kommunikation mit Experten außerhalb der Schule fördern kommunikative und soziale Fähigkeiten.
Die Ergebnisse werden am 8. Juli 2025 auf einem „Forschertag“ öffentlich präsentiert.
Bei der Konzeption von „Forschen und Lernen haben wir uns von Lehrkräften aus Hamburger und Kieler Gymnasien beraten lassen, die bereits mit vergleichbaren Unterrichtsformaten arbeiten. Im vergangenen Schuljahr führten darauf aufbauend die Kolleg:innen Asmussen/ Leibersperger, Müschen/Schrader, Noetzel/Kempe und Feller Pilotversuche zum Forschenden Lernen in verschiedenen Lerngruppen durch (siehe Fotos). Die inspirierenden räumlichen Möglichkeiten des neuen Übergangshauses im ehemaligen Karstadt-Gebäude wurden dabei für den offenen Unterricht gewinnbringend genutzt.
In allen vier Lerngruppen waren die Ergebnisse der Pilotprojekte überaus ermutigend. Beispielhaft verdeutlichen dies die Auszüge aus dem Feedback eines Elternpaares (6. Klasse) zum Pilotprojekt von Frau Nötzel und Herrn Kempe:
„Wir möchten uns von ganzem Herzen bei Ihnen für Ihre herausragende Arbeit während der Schulprojektarbeit bedanken. Es ist beeindruckend, dass Sie sich entschieden haben, dieses wichtige Projekt bereits in der 6. Klasse durchzuführen. … Die Art und Weise, wie Sie die Schüler durch das Projekt begleitet haben, war genau richtig. Ihre Unterstützung war stets präsent, ohne jedoch die Eigenverantwortung der Schüler zu untergraben. Sie haben es geschafft, die Schüler zu motivieren und sie dazu anzuspornen, ihr Bestes zu geben. Diese Fähigkeit… wird ihnen nicht nur im schulischen Kontext, sondern auch im späteren Leben von großem Nutzen sein.
Besonders hervorheben möchten wir, dass Sie die Eltern bewusst aus dem Prozess herausgehalten haben. Dies hat den Schülern die Möglichkeit gegeben, selbstständig zu arbeiten und Verantwortung für ihr eigenes Projekt zu übernehmen. Diese Erfahrung der Selbstständigkeit und des eigenverantwortlichen Arbeitens ist für die persönliche Entwicklung der Schüler von unschätzbarem Wert. Für einen erfolgreichen Start ins Arbeitsleben kann man nicht früh genug beginnen und Sie haben den Schülern mit diesem Projekt einen wertvollen ersten Schritt ermöglicht.
… hat sehr von dieser Erfahrung profitiert und wir sind uns sicher, dass auch seine Mitschüler ähnliche positive Entwicklungen durchgemacht haben. Ihr Engagement und Ihre Bereitschaft, innovative und vielleicht unkonventionelle Wege zu gehen, haben maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses Projekt ein voller Erfolg wurde.
Nochmals vielen Dank …. Sie haben nicht nur einen großen Beitrag zur schulischen Ausbildung der Kinder geleistet, sondern sie auch auf wertvolle Weise auf ihre zukünftigen Herausforderungen vorbereitet….“
Wir starten vor dem Hintergrund der ersten Erfahrungen aus den Pilotprojekten gespannt und motiviert in die schulweite Erprobungsphase von „Forschen und Lernen“. In drei Wochen geht es los…
Karin Gerresheim