Musical- und Orchesterauftritte, Siegerehrungen, Jugend debattiert, Vorlesewettbewerbe, Jahrgangsversammlungen, Jahrbuchfotos, Unterricht und Klausuren und noch vieles mehr – all diese Veranstaltungen finden seit Jahren in unserer Aula statt. Insbesondere zu den jährlichen Aufführungen von Lateintheater, Musical und Orchester oder zum Klosterfest und zur Last Night of the PROMS wird die Aula von vielen Menschen besucht.
Im September 2020 wurde die neue Aula offiziell eingeweiht. Doch wann wurde die Aula eigentlich errichtet? Wie sah sie damals aus? Zu welchen Anlässen wurde sie genutzt? Und warum sieht die Aula heute ganz anders aus?
Im Jahr 1531 wurde aus dem 1225 errichteten Franziskanerkloster eine Lateinschule. Versammlungen und Veranstaltungen waren vermutlich auch damals schon üblich. Trotzdem wurde die Aula als solche erst 1892 zu Ostern eingeweiht.
Der Tagesbericht der Lübeckischen Anzeigen beschreibt diese am 6. April desselben Jahres als „eine schöne Halle, die würdig die ‘als ein kleines Reich für sich dastehende Gruppe von Gebäuden’ vervollkommnet und gleich dieser sich durch Schönheit, Bequemlichkeit und praktische Einrichtung auszeichnet.“
Gebaut wurde die Aula ursprünglich mit einer tonnenartig gewölbten Decke, die mit Holztäfelungen versehen war, die durch Kronenleuchter mit jeweils acht Kerzen beleuchtet wurde.
Im Gegensatz zu unserer heutigen Aula befand sich an Stelle der heutigen Bühne ab 1892 eine in Frankfurt (Oder) gebaute Orgel. Ursprünglich war geplant, 184 Sitzplätze bereitzustellen, wobei der damalige Direktor der Schule, Professor Schubring, entschied, dass man sich auf 174 Sitze beschränken würde.
Dementsprechend beinhaltete die Aula nach einer Beschreibung von 1893 im Osten ebenfalls Platz für eine Orgel, den „Sänger-Chor“ mit 150 Mitgliedern, ein Rednerpult, sowie die sogenannte „Schwelle“ für Prüfungen und Vorträge. Dadurch erfüllte die Aula laut Lübeckischen Anzeigen die damaligen Anforderungen, die an eine Aula gestellt wurden, sodass sie nicht nur für schulische Zwecke genutzt werden, sondern auch als „Lokal für Konzerte“ dienen konnte.
Der Luftangriff auf Lübeck der Royal Air Force in der Nacht zum Palmsonntag 1942 führte genau 50 Jahre nach Einweihung der Aula dazu, dass Brandbomben das Dachgeschoss des Hauptgebäudes und die Aula des Katharineums zerstörten. Daraufhin wurde ein Notdach über der Aula errichtet, um die noch übriggebliebenen Teile des Gebäudes vor Feuchtigkeit, Fäulniss und Schwammbildung zu schützen. Laut Stadtbaudirektor Herr Pieper bestand die Standsicherheit trotz der Sprengbomben weiterhin, sodass das Gebäude wieder vollkommen hergestellt werden könne.
Bis 1952 diente die Aula als ein Weinlager für den Weingroßhandel Engelhard & Söhne, bis sie schließlich für schulische Zwecke wieder hergerichtet wurde. Das Notdach blieb weiterhin bestehen. Orgel, „Sänger-Chor“, Rednerpult sowie die “Schwelle” fanden dabei jedoch offiziell keinen Platz mehr, stattdessen wurden behelfsmäßige Zusatzbühnen aufgebaut.
1992 forderte ein unbekannter Redner, dass zum einen eine neue Aula benötigt würde, weil die zu dem Zeitpunkt vorhandene Ausstattung ursprünglich nur als Provisorium vorgesehen gewesen sei und die Räumlichkeiten „nicht nur hässlich, sondern in Teilen beschädigt, akustisch und technisch unzureichend und platzmäßig ungünstig genutzt“ seien. Des Weiteren würde es es einen Mangel an Unterrichtsräumen geben, weshalb zusätzlich eine Aufstockung der Aula gefordert wurde.
2000 wurde die Aula also nicht nur instand gesetzt, sondern ebenfalls aufgestockt, wodurch im ersten Obergeschoss die vier neuen Klassenräume 1.18-1.21 entstanden.
Das dafür benötigte Geld konnte Stand 1992 nicht von der Hansestadt Lübeck als Schulträgerin übernommen werden, weshalb der Bund der Freunde zu Beginn 10.000 D-Mark als Unterstützung spendete und Bekannte ebenfalls zur Unterstützung aufrief.
Nach langer Planungszeit, viel investierter Zeit von Eltern, Lehrkräften und Schüler:innen und einem ganzen Jahr Bauarbeiten in der Aula konnte diese 2020 in einem Covid-bedingten nur kleinen Rahmen neu eingeweiht werden. Dank diversen Spendenaktionen beim Klosterfest, einem Sponsorenlauf, zahlreichen Einzelspenden an die Kulturmark und den Fundraising-Verein konnte die Aula gemeinsam mit der Unterstützung der Stadt und der Possehl-Stiftung umfassend saniert werden.
Während der Umbaumaßnahmen wurde eine Lüftungsanlage eingebaut, die Elektrik komplett saniert, alle Wände gestrichen, die Holzelemente aufgearbeitet und neue Aufhängungen für die Technik eingebaut. Mit der Technik-AG wurde ein neues Technikkonzept erarbeitet und im Zuge dessen energiesparsame LED-Scheinwerfer, eine neue Lautsprecheranlage sowie eine große Leinwand und ein hochqualitativer Beamer eingebaut. Auch die Steuerungstechnik auf der Technik-Empore wurde auf den aktuellen Stand gebracht und ermöglicht der Technik-AG seitdem, die verschiedenen Veranstaltungen in der Aula mit modernster Ausstattung zu begleiten.
Ebenso wurden die Raumbeleuchtung und die Verdunkelung ausgetauscht, sodass sich die Aula wieder perfekt beleuchten bzw. verdunkeln lässt. Für den Komfort der Besucher:innen konnten mithilfe von Stuhlpatenschaften neue, bequeme Stühle angeschafft werden.
Noch immer ist die Aula ein Ort für Veranstaltungen, genau so, wie die Grundidee einer Aula es vor 130 Jahren vorsah. Und das trotz der vielen Veränderungen, die teils gezwungenermaßen, teils freiwillig vorgenommen wurden.
So gut wie jeden Tag finden in der Aula in der heutigen Zeit Proben statt. Da ist es kaum vorstellbar, was die Aula schon alles erlebt hat, denn seitdem sie errichtet wurde, gingen nicht nur einfache Schülerinnen und Schüler wie wir hier zur Schule, sondern auch die ein oder anderen später berühmten Katharineer saßen mit großer Sicherheit schon in der Aula und lauschten beispielsweise Konzerten.
Wenn ihr nun das nächste Mal in der Aula seid, schaut doch mal, ob ihr noch irgendwelche Ähnlichkeiten zu damals erkennen könnt. Auf den zweiten Blick mag sich vielleicht doch nicht so viel verändert haben …
Redaktion des Website-Teams