5:45 TREFFEN. Ja, Sie lesen richtig…die Weimarfahrt des 11. Jahrgangs startete um 5:45 an der MUK. Mehr oder weniger müde trafen sich die Schüler*innen des 11. Jahrgangs zu dieser Morgenstunde, um nach Weimar zu fahren, denn wie jedes Jahr reisten die Unterprimaner in diese Hochburg des Klassizismus. Pünktlich um 6:00 fuhren die Busse los, damit wir irgendwann mittags in Thüringen ankommen würden. In der Dunkelheit und bei strömendem Regen fuhren wir um Hamburg, mit aufgehender Sonne an Hannover und am Harz vorbei, irgendwann dann über die ehemalige innerdeutsche Grenze, durch viele kleine und größere Dörfer in Sachsen-Anhalt und Thüringen…dann, nach Stunden des Schlafens, Lachens, Lesens, Musikhörens und Unterhaltens, kamen wir in der viertgrößten Stadt Thüringens, in der 134. größten Stadt Deutschlands an: Weimar.
Die Jugendherberge trägt den charmanten Namen Germania. Nachdem sich um die Zimmer gestritten wurde, bezogen alle ihre 2er bis 5er Zimmer und richteten sich ein, viele waren hocherfreut über den kleinen Fernseher, der sich in einigen Zimmerecken finden ließ. Doch die Verschnaufpause währte nicht lange, denn das Programm für die Zeit in Weimar war proppenvoll. Zusammen gingen die Klassen gen Innenstadt, um sich auf dem Theaterplatz zu treffen. Begeistert fiel sofort allen die große Goethe-Schiller-Statue vor dem Theater auf. Doch damit alle Leser*innen etwas schlauer aus diesem Artikel gehen, hier ein kleiner Hinweis zu selbiger Statue: Goethe und Schiller wurden gleich groß dargestellt, obwohl Schiller tatsächlich wesentlich größer als Goethe war. Das ganze war aber kein Versehen, sondern pure Absicht, denn es sollte klar werden, dass beide für uns gleich wichtig waren und der eine den anderen in seinem Werk nicht überragte. Schweren Herzens mussten sich die Klassen nun voneinander trennen, da jede für sich eine eigene Stadtführerin hatte. Auf verschiedenen Routen bekamen die Q1a-d einen ersten Eindruck von Weimar, kurz zusammengefasst kann man sagen: Klein, aber oho! Nach eineinhalb Stunden hatten alle ein paar der zahllosen Sehenswürdigkeiten Weimars gesehen. Wir hatten nun etwas Freizeit und konnten diese verbringen, wie wir wollten, die Meisten zog es in den zentral gelegenen REWE, der kulinarisch alles bot, was sich die hungrigen Schüler*innen nur erträumen konnten. Abendbrot gab es in der Jungendherberge. In zwei Schichten (18. & 18:30) aßen wir Nudeln mit “Tomatensoße” und, wer wollte, noch einen Salat mit wahlweise Kräuter, Essig-Öl, oder !Bananen!-Dressing. Gesättigt versammelte sich der Jahrgang etwas später am Kino, um den Film “Goethe!” zu sehen.
Dieser beschäftigt sich mit den jungen Jahren des Johann Wolfgang Goethe (noch nicht geadelt). Einigen fielen während des Schauens die Parallelen zwischen Goethes Leben und denen der Hauptfigur in “Die Leiden des jungen Werther” auf. Der junge Goethe versucht sich als Schriftsteller, er schickt seinem Verleger das Manuskript von “Goetz von Berlichingen”, und als sein Vater ihm gerade vorwirft, dass er nichts aus seinem Leben mache, bekommt er eine Antwort. Goethe geht davon aus, sie sei positiv und gibt sie ungelesen seinem Vater. Dieser liest also und liest nichts Positives, denn der Verleger ist alles andere als überzeugt. Goethes Vater hat nun endgültig genug und nimmt seinen Sohn mit nach Wetzlar, damit er endlich etwas Anständiges lerne. Goethe beginnt eine Ausbildung zum Juristen. Dort wird sein Tischgegenüber, Jerusalem, zu seinem besten Freund. Auf einer Tanzveranstaltung lernen die beiden Charlotte Buff kennen. Sie ist die älteste von acht Kindern, und Goethe verliebt sich in sie. Zunächst scheint die Liebe perfekt, doch dann macht Goethes Vorgesetzer Kestner (im Film Albert) Charlotte einen Antrag. Keiner der drei weiß bis zu der Verlobungsfeier von dem Verhältnis zwischen Albert-Werther-Lotte, alle drei wissen nicht mit der Situation umzugehen. Zwischenzeitlich hatte Jerusalem sich umgebracht wegen seiner unglücklichen Liebe zu einer verheirateten Frau.
Wenn Sie wissen wollen, wie das Leben von Goethe weitergeht, dem kann ich diesen Film nur wärmstens empfehlen. Im Anschluss an den Film durften wir noch bis maximal 23:00 in der Stadt bleiben. Wie diese Zeit genutzt wurde, bleibt an dieser Stelle ein Geheimnis. Die offizielle Zimmerruhe war 24:00, zu der Einhaltung dieser schweigt der Autor/die Autorin an dieser Stelle auch.
Dienstag, Tag 2. Das Programm dieses sonnigen Tages war ganz auf Goethe und Schiller gemünzt. In fünf Gruppen, zu verschiedenen Zeiten, wurden das Wohnhaus von Schiller, das von Goethe und das Goethe-Nationalmuseum besucht. Schiller lebte, im Gegensatz zu Goethe, bescheidener, meiner Meinung nach aber in einem wirklich schönen Haus. Mittels Audioguide dauerte die Besichtigung der beiden Wohnhäuser jeweils etwa eine Stunde. Für die Lateiner unter uns noch der Hinweis, dass man auf der Türschwelle von Goethe mit dem Wort “Salve” begrüßt wird, nachdem man eine besondere Treppe hochgegangen ist. Die Stufen sind sehr flach, sodass man beim Hochgehen den Effekt erlebt, man würde ganz besonders erhaben zu den Türen des Wohnhauses gelangen. Im Goethe-Nationalmuseum bekamen wir eine Führung und erfuhren mehr über die anderen Talente Goethes: Geologie, Malerei, Rechtswissenschaft, aber natürlich auch über die Literatur. Nach Ende der Besichtigung hatten wir alle wieder etwas Freizeit, um am Abend das E-Werk in Weimar zu besuchen. Wir besuchten eine Vorstellung, die den Namen “Goethe mit Schlagwerk und Geige” trug. Der Versuch, diese Vorstellung nicht wertend zu beschreiben, wäre: Ein Mann stellt sich vor das Publikum und rezitiert verschieden kostümiert, mal mit Handpuppen, mal ohne, mal singend, mal rappend, unterschiedliche Gedichte Goethes. Um den Inhalt zu unterstützen, wird er von einem Percussion-Spieler und einer Geigerin begleitet. Das dauerte etwas mehr als eine Stunde, dann konnten alle das E-Werk wieder verlassen und sich etwas zu essen kaufen. Round about 19:45 trafen sich alle im Speisesaal der Jugendherberge und verzehrten das Gekaufte. Gewinner des Tages waren dabei wohl die Pizzerien und Subway-Läden Weimars.
Am Mittwoch ging es schon zurück, aber vorher stand uns allen noch ein schwieriger Besuch bevor: das Konzentrationslager Buchenwald. Etwa eine halbe Stunde dauert es, bis man von Weimar aus dort ist. In strömendem Regen und bei dichtem Nebel näherten wir uns diesem grausamen Ort. Als erstes sahen wir einen Film zu dem KZ, der uns auf den anstehenden Besuch vorbereiten sollte. Wir erfuhren etwas über das Leben der Häftlinge und die Schikanen, die sie erleiden mussten, über Folterung und Ermordung. Nach dem Abspann war es in dem Saal, der wohl über 200 Menschen fasste, still. Niemand erhob sich sofort von seinem Sitz, man merkte das jeder Anwesende noch mit dem Gesehenen kämpfte. Eigenständig durften wir danach das Gelände besichtigen. Da keine Worte die Schrecklichkeit des Ortes und die Gefühle der Besucher beschreiben können, werde ich es auch nicht versuchen. Aber damit allen Menschen klar wird, wie schrecklich diese Zeit war, und dass wir alles dafür tun müssen, damit es nicht wieder passiert, sind diese Besuche so wichtig. Sehr bedrückt gingen alle zu den beiden Bussen zurück und traten die Heimfahrt nach Lübeck an.
Über die vielen Stunden der Fahrt besserte sich die Stimmung wieder. Der glücklichste Moment des Tages war sicherlich der Halt bei der zweiten Raststätte, wo alle endlich etwas essen konnten und der “Burger-King” förmlich überrannt wurde. Zwischen sieben und halb acht hielten wir wieder wohlbehalten auf dem Parkplatz der MUK und wurden in den meisten Fällen von unseren Eltern abgeholt.
An dieser Stelle danken wir noch einmal Frau Lindow, Frau Großmann, Frau Brauner, Frau Müschen und Herrn Kempe, die drei Tage lang fast hundert Schüler*innen (auch inhaltlich) betreuten und alle wohlbehalten wieder zurück brachten. Die Fahrt war für alle ein tolles Erlebnis und wir alle haben die verschiedensten Dinge aus Weimar mitgenommen; bei mir ist es definitiv, dass nach Goethe ein Gestein benannt ist: das Goethit. Wir wünschen dem kommenden elften Jahrgang im nächsten Jahr eine hoffentlich genauso interessante Zeit!