Erfahrungen Uccellis/Udine – Katharineum zu Lübeck 2025
Seit fast 35 Jahren fahren Schülerinnen und Schüler nach Udine, um dort mit italienischen Schülerinnen und Schülern in einen Austausch über Kultur und Geschichte ihrer Region zu treten. Das Besondere dieser Fahrt muss jedoch den Beteiligten immer wieder neu bewusst gemacht werden – es ist eben keine Klassen- oder Studienfahrt, in deren Mittelpunkt die Besichtigung so berühmter Städte wie Venedig und Triest stehen, obwohl diese natürlich jedes Jahr wieder ein besonderes Highlight der Udine-Fahrt sind, wie die Reflexionen unserer 10 Schülerinnen beweisen.
Lotte: „Beim Anblick des Markusdoms war ich, ehrlich gesagt, einfach sprachlos.“
Aurélie: „Venedig hat mich mit der eindrucksvollen Architektur und einzigartigen Schönheit begeistert.“
Daher war 2025 bereits in der Vorbereitung einiges bewusst anders als sonst: Man musste sich in einem Motivationsschreiben bewerben und bereit sein, während des gesamten Austauschs ein persönliches Portfolio zu schreiben, in welchem Erwartungen, Erfahrungen, Schwierigkeiten und persönliche Weiterentwicklung festgehalten werden sollten.
Inga: „Der Udine-Austausch erscheint mir eine perfekte Gelegenheit, erste Austauscherfahrungen zu sammeln, ohne für einen zu langen Zeitraum unterwegs zu sein. […] Eine große Motivation ist für mich auch, dass man die Möglichkeit hat, im Internat zu leben, was ich schon immer gern mal ausprobieren wollte.“
Sina: „Ich erhoffe mir durch die Herausforderung, in einer Gastfamilie zu sein, selbstständiger zu werden und mehr Selbstvertrauen im Umgang mit fremden Menschen zu erlangen.“
Tamika: „Ich bin gespannt, welche Sichtweise ich auf meine eigene Kultur entwickle, wenn ich für eine gewisse Zeit Teil einer anderen bin.“
Aurélie: „Das Erlernen einer neuer Sprache fordert viel Selbstdisziplin. Dass wir Italienisch in einem Kurs nach unserem sonstigen Unterricht lernen werden, ist sicher nicht immer leicht.“
Bereits der Besuch der italienischen Gruppe machte deutlich, welche Chancen, aber auch Herausforderungen ein solcher Austausch haben wird.
Charlotte: „Es gab immer wieder Schwierigkeiten, aus den Gruppierungen auszubrechen und sich zu vermischen.“
Tamika: „Man wollte höflich bleiben, aber gleichzeitig offen und ehrlich sein – das war gar nicht so einfach und hat manchmal zu Kommunikationsschwierigkeiten geführt.“
Vor allem die gemeinsamen Aktivitäten, z.B. die Ausflüge nach Hamburg oder der Besuch des Grenzmuseums in Schlagsdorf halfen, erste Schwierigkeiten zu überwinden und vertrauter miteinander zu werden.
Sophie: „Aus einer organisierten Partnerschaft wurde binnen weniger Tage eine Freundschaft, die ich schon jetzt als etwas sehr Wertvolles empfinde.“
Inga: „Ich dachte, es werde für mich sehr ungewohnt sein, plötzlich mit einem fremden Mädchen täglich meinen ganzen Tag zu verbringen […], aber meine Austauschpartnerin und ich haben uns direkt richtig gut verstanden, sodass es sich für mich eigentlich gar nicht komisch angefühlt hat.“
Um auf den Gegenbesuch gut vorbereitet zu sein, war nicht nur die regelmäßige Teilnahme am Italienischkurs gefordert, um in der Gastfamilie bestehen zu können (Lotte: „Ich war überrascht davon, wie viel ich verstehen konnte.“), sondern auch in Zusammenarbeit mit den italienischen Partnerinnen und Partnern ein Referat unter einer selbstgewählten Forschungsfrage vorzubereiten.
Charlotte: „Ursprünglich fand ich die Vorstellung, dass wir alle zu einem Vortrag gezwungen werden, nicht unbedingt zielführend. […] Tatsachlich aber merkte ich bei der Vorbereitung, dass mein Thema gar nicht so uninteressant war und ich die Zugfahrt mit wirklich interessanten Texten verbrachte.“
Inga: „Bei meiner Recherche über das jüdische Ghetto bin ich auf interessante, aber auch erschütternde Informationen gestoßen und es war dann in Venedig sehr schön, dass ich schon etwas über den Ort wusste und viele Dinge wiedererkannt habe.“
Aurélie: „Dank meiner gründlichen Vorbereitung hatte ich einen umfassenden Überblick über die ‘Galleria dell’Accademia’[…] Dies war ein Vorteil, den andere nicht in gleichem Maße hatten.“
Mit seiner vielfältigen Geschichte beeindruckten Udine und das Friaul unsere Schülerinnen – vor allem die unerwarteten Gemeinsamkeiten im Hinblick auf die Zeit nach 1945 blieb den Schülerinnen im Gedächtnis:
Merle: „Beide [Deutschland und das Friaul] mussten nach 1945 einen Neuanfang wagen. Die Aufarbeitung des Faschismus verlief unterschiedlich intensiv.“
Sina: „Triest wurde nach 1945 ebenfalls von den Alliierten verwaltet und in Zone A und B aufgeteilt.“
Sophie: „Es war spannend, dass die Region in ihrer heutigen Form als eine Art kultureller Brückenkopf zwischen Italien, Österreich und den slawischen Ländern fungiert.“
Inga: „Meine Austauschpartnerin kam aus Albanien. So konnte sie gleich von ihren Erfahrungen aus zwei Ländern erzählen.“
Am Schluss des Portfolios sollte über die Erwartungen zu Beginn des Austauschs reflektiert werden. Neben den vielen tollen Programmpunkten kamen vor allem die persönliche Weiterentwicklung und die Begegnungen und Gespräche in den Familien zur Sprache.
Charlotte: „Da man bei ihnen [den italienischen Jugendlichen] wohnte, war man gezwungen, den Kontakt zu ihnen aufzubauen, sodass die Integration noch besser wurde. […] Mit der Zeit trauten sich die Italiener immer mehr, uns von sich aus anzusprechen.“
Juliana: „Ich habe gemerkt, wie ich während des Familienalltages immer mehr aus mir herausgekommen bin.“
Tamika: „Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, offen zu sein und Fragen zu stellen, denn meistens helfen die Gastfamilien dann gern weiter.“
Aber auch Schwierigkeiten wurde thematisiert.
Merle: „Außerdem frühstücken sie [die italienische Gastfamilie] nicht. Ich hab dann einfach jeden Morgen einen Müsliriegel gegessen und das ging dann.“
Inga: „Eine Schwierigkeit war, dass die Betreuer im Internat gar kein Englisch gesprochen haben. […] meine Partnerin hat dann aber für mich übersetzt.“
Amelie:„Meine Erwartungen haben sich zwar leider nicht immer erfüllt, aber es war trotzdem eine schöne Erfahrung. Man war sowohl von bekannten Leuten umgeben, mit denen man sich austauschen konnte, als auch von Leuten, die man durch diesen Austausch erst kennengelernt hat.“
Darüber hinaus wurde mehrfach der Wunsch formuliert, noch mehr Gelegenheiten zu schaffen, thematisch mit den italienischen Schülerinnen und Schülern im Gespräch zu sein.
Sophie:„Insbesondere die Gespräche über europäischen Identität und kulturelle Vielfalt könnten noch stärker in den Vordergrund rücken. […] Der Austausch hat meine Sicht auf die europäische Zusammenarbeit und die Bedeutung eines Dialoges innerhalb der EU vertieft.“
Aurélie: „Der Austausch hat mir neue Perspektiven auf Europa, zwischenmenschliche Beziehungen und mich selbst eröffnet. […] Ich bin überzeugt, dass er einen großen Beitrag leistet, junge Menschen für Vielfalt, Toleranz und gemeinsames Lernen zu sensibilisieren.“
Bestärkt durch diese offenen Reflexionen schauen wir motiviert auf die Planungen für den kommenden Austausch und freuen uns auf die Bewerbungen des neuen E-Jahrgangs.
Am Schluss nun aber vor allem der Dank – zunächst an unsere italienischen Kolleginnen des Uccellis, die mit viel Herzblut und Fürsorge unsere Planungen begleiten – nicht nur auf Seiten der Jugendlichen sind hier verlässliche Freundschaften entstanden. Grazie mille!
Wir danken unseren Schülerinnen Amelie, Aurélie, Charlotte, Inga, Lotte, Juliana, Merle, Sina, Sophie und Tamika für ihre Offenheit, sich dem Austausch zu stellen und über ihre Erfahrungen zu berichten. Es hat uns wirklich sehr viel Freude gemacht, mit euch unterwegs zu sein!
Ein großer Dank gilt der Kulturmark und dem Bund der Freunde, die uns auch in diesem Jahr wieder finanziell unterstützt haben – ohne diese feste Bank im Rücken wäre der Austausch nicht so verlässlich planbar gewesen.
Und wir freuen uns sehr, dass es unserem Kollegen Herrn Naumann gelungen ist, den Udine-Austausch in das ErasmusPlus-Programm zu integrieren, sodass diese Fahrt im Schuljahr 2025/26 finanziell gesichert sein wird. Dafür sind wir sehr dankbar!
Wir werden in diesem Jahr ca. 12- 15 Schülerinnen und Schülern des E-Jg. den Austausch ermöglichen können. Die italienische Gruppe plant entweder im Dezember 2025 oder Ende Januar 2026 nach Lübeck zu reisen und wir werden nach den Osterferien (Ende April 2026) in Udine sein. Bitte meldet euch bei Interesse per Mail mit einem kurzen Motivationsschreiben bei Frau Stern (kristina.stern@schule-sh.de) oder Frau Frost (silke.frost@schule-sh.de).
In diesem Sinne: Grazie e arrivederci a Udine!
FRO/STE





























