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Organisierte Kriminalität, Autodiebstahl in großem Stil, Wohnungseinbruchsdiebstahl!

Organisierte Kriminalität, Autodiebstahl in großem Stil, Wohnungseinbruchsdiebstahl!

– Die 10d beim Amtsgericht Lübeck –

Die Idee für den Besuch einer Gerichtsverhandlung kam bereits letztes Schuljahr direkt aus unserer Klasse, als wir uns im Rahmen des Wipo-Unterrichts bei Frau Nötzel mit Jugendkriminalität und Jugendstrafrecht beschäftigten. Ein Jahr später war es nun so weit: Ein Teil der Klasse nahm mit Frau Nötzel als Zuschauer:innen an der Verhandlung zu einem Wohnungseinbruchsdiebstahl teil, die andere Gruppe war mit Frau Arndt mi Nachbarsaal bei einer Gerichtsverhandlung zu Autodiebstahl in großem Stil.

Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie so eine Verhandlung wirklich abläuft: Der Angeklagte, der in mehrere Häuser eingebrochen ist, wurde sogar in Handschellen hereingeführt. Außerdem saßen die ganze Verhandlung lang zwei Wachtmeister:innen mit im Gerichtssaal. Überraschend war, dass die angeklagte Person selbst gar nicht viel gesagt hat, sondern der Verteidiger für ihn gesprochen hat. Außerdem hat die Verhandlung mehrere Stunden gedauert, obwohl es bestimmt oft vorkommt, dass Leute etwas stehlen.

Weil es um vorstellbare Straftaten ging, waren diese Fälle sehr spannend für unsere Klasse. Wir konnten nachvollziehen, was passiert ist. Daneben war es spannend zu erfahren, was zum Beispiel Gründe für ein Verbrechen sind.

Der Ablauf der Verhandlung war ziemlich genau geplant. Zwischendurch wurden verschiedene Zeugen hereingerufen, um ihre Aussagen zu machen. Die Zeugen waren die Personen, bei denen eingebrochen wurde, und eine Polizistin, die allerdings nicht viel mit dem Fall zu tun hatte. Trotzdem war es wirklich interessant zu sehen, wie der Fall aus verschiedenen Perspektiven gesehen wurde.

Mich hat erstaunt, dass es bei der Vernehmung hauptsächlich um die emotionale Situation der Betroffenen durch den Einbruch ging. Wir hatten nicht erwartet, dass das es so wichtig sein würde. Daran haben wir gemerkt, dass auch beim Gericht viel auf die Menschen und nicht nur auf Paragrafen geachtet wird.

In einer kleinen Pause hatten wir sogar die Möglichkeit, den Richter:innen Fragen zu stellen. Der Verteidiger war als Schüler auch auf dem Katharineum. Er konnte uns genau erzählen, wie er zu seinem Beruf gekommen ist. Alle Jurist:innen waren sich einig, dass das Studium ziemlich anstrengend war, aber auch, dass ihnen der Beruf jetzt gut gefällt.

Bei der anderen Verhandlung ging es um den Inhalt von Telefonaten zwischen den verdächtigen Personen, die von der Polizei mitgehört wurden. Dabei wurde geprüft, wer was gesagt hat. Da es sich hauptsächlich um Gespräche handelte, die nicht auf deutsch geführt wurden, mussten sie übersetzt und die Übersetzungen kontrolliert werden.

Der Täter der Einbrüche wurde am Ende zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Bei der Länge der Strafe gibt es keine festen Regeln, sondern es wurde auch auf die Motive des Täters und seine Lebenssituation geachtet.

Die Möglichkeit, eine Gerichtsverhandlung zu besuchen, steht jedem offen, da sie öffentlich sind. Nur bei Jugendstrafsachen und Familiensachen ist die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Informationen zu Besuchen (einzeln oder mit Schulklassen) findet ihr hier:

https://www.schleswig-holstein.de/DE/justiz/gerichte-und-justizbehoerden/AmtsgerichteSH/AGSchleswig/BesucherService/IhrBesuchBeiGericht/BesuchBeiGericht_node.html

Lovisa Christiansen, 10d, und Frau Nötzel