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„Grenzen überwinden“ 2024 – eine Reise in die Vergangenheit

„Grenzen überwinden“ 2024 – eine Reise in die Vergangenheit

In Geschichtsbüchern liest man viel über den Zweiten Weltkrieg, in der Schule wird er ausgiebig besprochen. Man hört von den Schicksalen der betroffenen Menschen, wie sie Familie und Freunde verloren, man hört von Angst und Flucht. Die Nachkriegszeit in Deutschland war ebenso von diesen Schwierigkeiten geprägt. Die innerdeutsche Grenze riss Leben in zwei, teilte eine Nation und versetze Menschen in Angst und Schrecken.

Man hört diese Geschichten, man bespricht sie im Unterricht, aber versteht man sie wirklich? Kann man die Gefühle der Menschen nachvollziehen, wenn man sie nur aus Büchern kennt? Auf der Projektwoche „Grenzen überwinden“, an der dieses Jahr zwölf Schülerinnen und Schüler des Katharineums, sowie Schüler:innen der Jenaplanschule in Rostock teilnahmen, wurden die Auswirkungen, die Erfahrungen der betroffenen Menschen auf ganz persönliche Weise verdeutlicht, erzählt und verstanden. Die Woche öffnete vielen die Augen und machte klar, wie Menschen mit der Teilung Deutschlands umgingen, wie sie davon betroffen waren und welche Konsequenzen daraus für sie entstanden.

Die Grenze ist nun Geschichte. Die Mauer entstand nach dem Zweiten Weltkrieg und öffnete sich im November 1989, vor fast 35 Jahren. Es leben immer noch Menschen, die diese Zeit miterlebt haben. Viele Großeltern können Geschichten von der Mauer und der Teilung erzählen. Aber das wird nicht immer so sein. Wenn alle Zeitzeugen verschwunden sind, wer erzählt dann diese Geschichten? Wer erinnert uns daran, was für schreckliche Dinge während der Teilung Deutschlands passierten, damit so etwas nie wieder passiert?

Das Projekt „Grenzen überwinden“ fand Antworten auf diese Fragen. Jedes Jahr fahren Schülerinnen und Schüler in ehemalige Grenzgebiete, dieses Mal war es eine Begegnungsstätte am Goldsee in Groß Thurow, um Zeitzeugen zu interviewen und sie nach ihren persönlichen Geschichten und Erfahrungen zu fragen.

Die Interviews sind das große Highlight der Projektfahrt, auf die sich die Teilnehmenden im Laufe der ersten Tage vorbereiten. Es wurden Techniken zum Führen eines Interviews, sowie Hintergrundwissen über die Nachkriegszeit in Deutschland vermittelt. Dieses Jahr hatten sich vier Zeitzeuginnen und Zeitzeugen dazu bereiterklärt, sich den Fragen der neugierigen Schüler:innen zu stellen und über ihre Vergangenheit zu berichten. Dabei war es sehr interessant zu hören, wie unterschiedlich die Geschichten dieser Menschen waren, wie sie auf verschiedene Weisen damit umgegangen sind und wie sich diese Erlebnisse auf ihre Leben ausgewirkt haben.

„Das Gespräch mit ihnen als Zeitzeugin hat mich zum einen sehr berührt, aber auch stark nachdenklich gemacht und im Großen und Ganzen einen Eindruck hinterlassen, der sich nur schwer in Worte fassen lässt. Sie erzählten uns ihre Geschichte aus einem Blickwinkel, den ich vorher noch nicht persönlich gehört hatte. Eine Geschichte, die auch die düsteren Seiten des Lebens in der DDR anspricht, wie es sonst kein Geschichtsbuch könnte“, schrieb eine Teilnehmerin am Ende der Fahrt in ihrer Reflexion.

Die Interviews mit den Zeitzeugen waren persönlich, emotional und aufschlussreich. Sie schufen ein ganz neues Verständnis für die deutsche Nachkriegszeit. Die Erzählungen drehten sich um Inhaftierungen und Gefängnisaufenthalte, Flucht und Zukunftsängste, Vertrauen und Betrug, Hilfe und Solidarität und um Überleben und Widerstand. Die Zeitzeugen sind mutige, inspirierende Menschen, deren Geschichten sehr beeindruckend waren. Mit Menschen sprechen zu dürfen, die solche Erfahrungen gemacht und überstanden haben, war ein Geschenk.

 

 

 

Neben den Zeitzeugeninterviews unternahmen die Schüler:innen Wanderungen durch die wunderschöne Natur des Grenzgebietes. Heute sind diese Bereiche Naturschutzgebiet, in denen der Natur freien Lauf gelassen wird. Deshalb führte der Wanderweg nicht nur einmal durch dichtes Dickicht, über Äste und umgestürzte Bäume und kleine Berghänge hinauf.

Wenn man genau hinschaute, sah man manchmal alte Grenzwege oder verlassene Wachtürme, die teils von der Natur schon fast verschluckt worden waren. Diese Wanderungen halfen den Jugendlichen, sich die Grenzgebiete bildlich besser vorzustellen, und boten die Gelegenheit, sich mit den anderen zu unterhalten und dadurch eine engere Verbindung zwischen den beiden Schulen zu knüpfen.

 

 

 

Der Titel des Projekts „Grenzen überwinden“ lässt sich in dieser Hinsicht nicht nur im historischen Kontext verstehen. Auch die Schüler:innen überwanden Grenzen zwischen „Ost und West“, zwischen Lübeck und Rostock, indem neue Freundschaften und Bekanntschaften geschlossen und auch hier Geschichten und Erfahrungen geteilt wurden. Abends wurden Spiele gespielt oder Marshmallows am Lagerfeuer gegrillt. Auch die gemeinsame Projektarbeit bewirkte, dass sich die Schüler:innen näher kamen.

Die Interviews wurden zum einen als Audio-Dateien aufgenommen, ein Film ist entstanden und in Gruppenarbeit wurde eine Reflexion an die Zeitzeugen geschrieben.

Dieses Material kann für weitere Geschichtsprojekte und Wettbewerbe genutzt werden und soll somit auch folgende Generationen ganz hautnah erleben lassen, welche Auswirkungen das geteilte Deutschland für viele Menschen hatte.

Ein großer Dank geht an Frau Gerresheim und Frau Behrens (Rostock), sowie Herrn Wagner für die Organisation dieser besonderen Woche! Und natürlich gilt ein großes Dankschön den Zeitzeugen, die sich die Zeit genommen haben, bei diesem Projekt mitzuwirken. Ihre Erzählungen haben uns sehr beeindruckt und inspiriert! Vielen Dank, dass Sie Ihre Geschichten mit uns geteilt haben. Wir werden diese Gespräche sehr lange in uns tragen und wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft!

Redaktion des Website-Teams

 

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