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Ode an die Freude – das Brüsselpraktikum 2020

Ode an die Freude - das Brüsselpraktikum 2020

18.-25. Januar 2020, das ist eigentlich der Zeitraum für das Wirtschaftspraktikum, aber 16 Schüler*innen von unserer Schule bekamen die Chance, ihr Praktikum ein bisschen anders zu verbringen, nämlich in Brüssel.

Die Fahrt nach Brüssel war aber keinesfalls ein netter Urlaub für zwischendurch. Das Ziel war es, einen Einblick in die Arbeit und Abläufe im EU-Parlament und darum herum zu gewinnen.

Im Voraus wurden unter den Schüler*innen, die sich beworben und das Auswahlverfahren überstanden hatten, die Praktikumsplätze vergeben. Die Plätze verteilten sich über Stellen bei Parlamentsabgeordneten, parteilichen Stiftungen und anderweitigen Institutionen, die in Brüssel eng mit der EU zusammenarbeiten.

Voller Vorfreude trafen wir uns am Samstag, den 18. Januar, um 8:45 am Bahnhof, mit Frau Arndt und Herrn Leibersperger. Die Fahrt nach Hamburg verlief ohne große Zwischenfälle, und so konnten wir in aller Ruhe auf den nächsten Zug warten. Als dieser kam, trafen wir das erste Mal mit den Dänen zusammen. Dänen? Um Verwirrungen vorzubeugen: Von unserer Partnerschule in Apenrade kamen weitere  Schüler*innen, inklusive Lehrkraft, mit nach Brüssel. So fuhren wir als große Gruppe nach Köln weiter… Beziehungsweise war es geplant, dass alle in Köln aussteigen. Ob das so geklappt hat, lassen wir an dieser Stelle mal offen, denn „what happens between Köln and Bonn, stays between Köln and Bonn!“ Ob es alle Leser glauben oder nicht, eine halbe Stunde später saßen alle im Zug nach Brüssel („saßen“ ist ein bisschen geflunkert, drei Leute liefen noch durch den Zug). In Brüssel klappte die ganze Aussteige-Problematik dann auch besser, und ohne uns zu verlaufen, fanden wir das Hostel, in dem wir die nächste Woche verbringen würden.

Als sich alle eingerichtet hatten, und die Zimmer ohne Streitigkeiten verteilt waren, gingen wir in der Dunkelheit alle zusammen in die Stadt. Wirklich beeindruckend wirkte dabei der Grote Markt/ Grand-Place of Brussels. Der Platz hat ein gothisches Rathaus, die anderen Gebäude sind geschlossen Barock, und so ergibt sich ein sehr harmonisches Bild. An dem Platz trennte sich die große Gruppe in kleinere Grüppchen auf und es wurde nach etwas Essbarem gesucht. Von Pizza, über Pommes und asiatischen Burgern (mehr oder minder scharf) wurde alles gegessen. Nach der allabendlichen Zimmerrunde von unseren beiden Lehrern gingen alle schlafen, um sich körperlich für die kommende Stadtführung zu rüsten.

Nach dem Frühstück traten wir eben diese Stadtführung an. Stephan, ein netter Flame, der uns Brüssel zeigte, war ehemaliger Hochschuldozent und konnte zu jedem Gebäude, jeder Ecke, jedem Park und jeder Bar einen historischen Überblick geben oder einfach eine Anekdote erzählen. Uns wurde gezeigt, wo zu Ehren eines russischen Zaren ein Brunnen gebaut wurde. Die Stelle war insofern interessant, als dass dieser Zar da wohl hingekotzt haben soll.

Was uns berichtet wurde, hatte aber nicht nur direkt mit Brüssel zu tun, sondern im Zirkelpark brachte uns der Stadtführer die heutigen Probleme Belgiens näher: Ob es die finanzielle Diskrepanz zwischen Flandern, Wallonien und Brüssel ist, oder die damit verbundene fast unmögliche Regierungsbildung. Auf der Führung machten wir einen Zwischenstopp in einem Café, von dem aus man einen tollen Blick aus dem siebten Stock auf die Stadt hat und gleichzeitig auch die beste chocolat chaud (heiße Schokolade) Belgiens trinken kann. Ich nehme mir an dieser Stelle einfach mal heraus zu bestätigen, dass sie tatsächlich unheimlich lecker war. Wir sahen den Justizpalast, das Arbeitsschloss (ja, es gibt auch noch ein Wohnschloss) der königlichen Familie. Gegen Ende kamen wir dann wieder am Grand Place an, wo uns der Stadtführer auf einen architektonischen Fehler am Rathaus aufmerksam machte (Gucken Sie doch einmal in der Fotogalerie unten, ob sie den Fehler entdecken). Zum Schluss bekamen wir noch diverse Empfehlungen für Waffel- und Pralinenläden, sowie Bars. Diese knapp viereinhalb Stunden haben uns auf eine interessante und amüsante Art die Stadt und die Leute näher gebraucht.

Die nachmittägliche Aufgabe war es, schon einmal den Weg zu seinem jeweiligen Büro abzugehen, damit man nicht direkt am ersten Arbeitstag am Weg scheitern würde. Die Strecken, die zurückgelegt werden mussten, waren dabei ganz unterschiedlich lang. Einige gingen dreißig Minuten, andere fast eineinhalb Stunden (was in diesem Fall aber nicht an der Länge der Strecke, sondern am Erschöpfungszustand lag). Auch dieser „Spaziergang“ brachte einem noch einmal einen anderen Teil der Stadt nahe, ob man nun ins Europaviertel gehen musste oder in eine andere Richtung. Nachdem sich alle noch einmal in die Stadt geschleppt hatten, um nicht hungernd schlafen zu gehen, konnte letzteres dann aber endlich ausgeführt werden.

Montag: Die Zeiten des Arbeitsbeginns waren zwischen 9 und 13 Uhr verteilt und so gingen morgens alle alleine oder zu zweit in Richtung Büro. Die Aufregung stieg noch, je näher man kam. Würden die Mitarbeiter nett sein?, Würden die Aufgaben abwechslungsreich sein?, Würde man sich schnell genug einleben? Diese Fragen bewegten natürlich auch die Lehrer und so wurde am Abend wieder eine Runde durch die Zimmer gemacht, wo alle von ihren Erlebnissen und Eindrücken erzählten.

Dienstag: Am Dienstag hatten wir alle zusammen ein Treffen mit einem Abgeordneten des Europaparlaments und das sogar im Parlament. Nachdem alle die Sicherheitskontrolle überstanden hatten – inkl. Jacken, Rucksäcke, Laptops und Gürtel usw. –, trafen wir Niclas Herbst in einem Raum des riesigen EU-Parlament-Komplex.

Niclas Herbst wurde für die CDU Schleswig Holstein ins Parlament gewählt. Er kommt ursprünglich aus Ratzeburg und hat nun einen Sitz bei der EVP (Europäische Volkspartei) im Parlament. Er erzählte uns seine ersten Eindrücke aus Brüssel und Straßburg und welche Aufgaben er hat. Er sitzt im Fischerei-, Haushalts- und Haushaltskontrollausschuss. Herr Herbst berichtete ganz offen über die positiven, aber auch über die negativen Aspekte der Arbeit als MEP (Member of European Parliament), über die Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern der Fraktion oder die Schwierigkeiten, die zum Beispiel bei der Abstimmung und Arbeit mit seinen polnischen Kollegen entstehen. Bei seiner Arbeit vergisst er niemals, aus welchem Bundesland er kommt, und guckt so bei allen Entscheidungen auch immer auf die Auswirkungen für Schleswig-Holstein.

Der Mittwoch und der Donnerstag waren vor allem geprägt von den persönlichen Erfahrungen unserer Praktikant*innen. Alle sammelten ganz unterschiedliche Eindrücke, ob sie nun bei einem Abgeordneten, einer Stiftung, oder einer anderen Oragnisation waren. Abends kamen alle immer völlig begeistert zurück in die Jugendherberge. Die Tage strichen schnell ins Land und gänzlich unterschiedliche Dinge fanden statt:

Über die Woche verteilt gab es z.B. diverse Neujahrsempfänge und Veranstaltungen. Direkt am Montag gab es den Neujahrsempfang der FDP Brüssel. Aus Erzählungen kann ich von Trüffeln und Champagner berichten, die gereicht wurden. Und so spektakulär wie das Essen schon klingt, war sicherlich auch das Treffen mit Christian Lindner, der dort war. Am Dienstagabend hingegen wurde der Neujahrsempfang der Grünen gefeiert, bei dem es kulinarisch etwas anders zuging, nämlich mit veganen Burgern, die aber nicht weniger lecker als das Luxusessen bei der FDP gewesen sein sollen.

Freitag: Traurig traten alle ihren leider schon letzten Arbeitstag an und gingen zum letzten Mal den Weg zum Büro, gingen das letzte Mal durch die Tür, begrüßten zum letzten Mal ihre Betreuer*innen und traten zum letzten Mal die Erfüllung ihrer Aufgaben an.

Am Abend ging die ganze große Gruppe, Dänen und Deutsche zusammen, italienisch Essen. Viele sahen sich das erste Mal seit einigen Tagen, weil die Arbeitszeiten und Aufenthaltsorte so unterschiedlich waren. Die Gespräche waren sehr angeregt und jeder erzählte von seinen persönlichen Highlights und den lustigsten Momenten. Danach war es uns bis 23 Uhr noch frei gestellt, wie wir den restlichen Abend verbringen könnten. Einige schlenderten zurück zur Jugendherberge, andere ließen ihn mit „Kirschbrause“ ausklingen.

Samstag: Am Samstag den 25.1. ging es schon zurück nach Lübeck. Alle Ein- und Ausstiege gingen völlig ohne Probleme vonstatten, und so wurde die Fahrt mal mehr, mal weniger produktiv genutzt und gegen 19:00 kamen alle gesund und munter zurück in Lübeck an.

An dieser Stelle möchten wir, als Gruppe, noch einmal Frau Arndt und Herrn Leibersperger für die Betreuung vor Ort danken: insbesondere Frau Arndt für die alljährliche Organisation der Plätze und dafür, dass beide in kritischen Situation einen kühlen Kopf bewahrt haben, ob nun ein Handy oder eine Person kurzfristig verschwunden war; oder dafür, dass sie uns an unserem Praktikumsplatz besucht und geguckt haben, ob es uns gut geht und angeregte Diskussionen und Gespräche mit uns und den Betreuern geführt haben und die ganze Woche die Verantwortung für 16 Halbstarke getragen haben. Wir hoffen, wir haben es Ihnen nicht zu schwer gemacht, und sie konnten die Woche auch genießen und vor allem auch ein bisschen etwas Neues mitnehmen.

Und zu guter letzt ein Appell an alle Obersecunda:  Wenn ihr nächstes Jahr wieder die Gelegenheit habt, euch für das Brüssel-Praktikum zu bewerben, nutzt die Chance. Ich denke, als diesjährige Brüsselfahrer*innen können wir euch versprechen, dass ihr eine unvergessliche Woche haben werdet, ganz egal welchen Platz ihr ergattert, und wie stressig eure Woche sein sollte.

Redaktion des Website-Teams

 

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