Freitag, 10:22, Dänemark, Aabenra. Enttäuschte Blicke in den vierzehn Gesichtern der Volleyballerinnen und Volleyballer unserer Schule. Beide Mannschaften verlieren ihr Auftaktspiel; die selbst gesteckten hohen Ziele scheinen schon nach den ersten beiden Sätzen in die Ferne zu rücken …
Doch beginnen wir besser im Vorfeld. Jeden Freitag treffen sich ab 14:30 zum Wochenabschluss spielfreudige Schülerinnen und Schüler, um in der Volleyball-AG die anstrengenden Wochen ausklingen zu lassen. Eineinhalb Stunden lang wird mit- und gegeneinander gehechtet, gebaggert und geschmettert.
Ein AG-Höhepunkt ist dabei das jährliche Einladungsturnier der Deutschen Schule Apenrade in Dänemark. So auch dieses Jahr. Da die Anreise Zeit benötigt, machen sich die 14 Sportler:innen gemeinsam mit Frau Dreiling und Herrn Leibersperger am Donnerstagnachmittag auf den Weg in den Norden. Nach Bahn- und Busfahrt wird in der Internatsschule zunächst die Sporthalle fachmännisch bezogen: Schlafsäcke und Mitternachtssnacks werden ausgepackt, die Sportsachen angezogen. Ein erstes Training am Vorabend des Turniers soll beginnen.
Schnell aber macht sich Hunger bemerkbar und die Gruppe begibt sich gemeinsam auf den Weg zum traditionellen Italiener, um mittels App alle Jahre wieder herauszufinden, was die dänischsprachigen Zutaten auf den Pizzen bedeuten. Den in den vergangenen Jahren stets angesteuerten Italiener gibt es zwar nicht mehr, aber vier Häuser weiter einen neuen, der nicht nur unglaublich freundlich auf die große Schar reagierte, sondern durch eine ganz eigene Zutatenfülle auf den Pizzen in Erinnerung bleiben wird.
Im Anschluss geht es zur Platzbegehung in die große Sporthalle. Die deutschdänischen Gastgeber und eine weitere Turniermannschaft sind schon vor Ort und daddeln vor sich hin. Manchmal vermischen sich hier die Teams und spielen locker gegeneinander; dieses Jahr aber scheinen sich einige Mannschaften viel vorgenommen zu haben: Alle Teams bleiben unter sich, beäugen sich gegenseitig und schmieden letzte Pläne und Strategien.
Weil man natürlich nicht aufhört, wenn es am schönsten ist, sondern erst, wenn sich jemand verletzt, werden viele kleine Spiele bis in die späten Abendstunden hinein veranstaltet. Dann geht es den kurzen Fußweg zurück zum zuvor bezogenen Schlafplatz.
Zum Frühstück um kurz nach 08:00 – wenn die Internatsschüler in den Unterricht müssen – trotten nach und nach alle Spielerinnen und Spieler mit einem noch etwas müden „Moin“ herein und stärken sich für das anstehende Turnier. Die Erwartungen sind hoch: das Treppchen soll möglichst von beiden Mannschaften bestiegen werden.
… und nun also, nach dem ersten Spiel beider Mannschaften, die Ernüchterung: „Katharineum 1“, bestehend aus angehenden Abiturient:innen, spielt den ersten Satz unentschieden, den zweiten verliert das Team gegen seinen Gegner knapp mit 3 Punkten – es wird auf Zeit gespielt.
„Katharineum 2“ setzt sich aus Schüler:innen der zehnten und elften Klassen zusammen, ausnahmslos im Verein spielende Volleyballer:innen. Auch sie verlieren ihr Auftaktmatch gegen einen bockstarken Gegner. Enttäuschung bricht sich Bahn. Aber das Turnier ist noch nicht vorbei – hinten schnackt die Ente …
Viel Zeit für Analysen bleibt jedoch nicht, „Katharineum 1“ spielt gleich erneut, die zweite Mannschaft muss als Schiedsgericht ran. Gleichwohl ein paar Worte zur Frage, woran hat’s gelegen? Die erste Mannschaft ist noch nicht wach, steht noch gar nicht richtig auf dem Feld. Acht vergebene Aufschläge sprechen eine deutliche Sprache. Also ein kurzer Wachmacher vom Trainerteam und dann rein ins zweite Spiel. In der Folge gewinnt die erste Mannschaft jedes ihrer weiteren Vorrundenspiele und erreicht den zweiten Platz in ihrer Gruppe – geht doch!
Und die etwas jüngere zweite Mannschaft? Im ersten Spiel sind sie mehr mit dem Schiedsrichter beschäftigt als mit sich selbst. Das müssen sie einmal reflektieren. Danach jedoch fangen sie an, sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren, bessere Absprachen untereinander zu führen und einfach „ihr“ Spiel zu spielen. Auch sie gewinnen jedes weitere Spiel und werden damit ebenfalls Gruppenzweiter. Beide Teams schaffen es ins Halbfinale!
Hier muss sich „Katharineum 1“ trotz ganz starken Spiels geschlagen geben und erreicht das kleine Finale; „Katharineum 2“ setzt sich in ihrem Halbfinale souverän durch und darf somit das „große“ Finale spielen.
Und nun wird es Holleywood-like: Für beide Mannschaften heißt es im letzten Spiel des Tages gegen den jeweils gleichen Gegner anzutreten wie einige Stunden zuvor am frühen Morgen. Würden sie die Niederlagen vom Tagesbeginn aus dem Kopf und ihre beste Leistung auf das Feld bekommen?
„Katharineum 1“ spielt konzentriert und ruhig, das Spiel bleibt eng, aber die einfachen Fehler vom Morgen bleiben aus. Der erste Satz wird knapp gewonnen; im zweiten ist dann die Luft beim Gegner raus und unsere Volleyballer:innen holen sich insgesamt einen doch souveränen und verdienten 3. Platz! Gratulation!
Der Finalgegner unserer zweiten Mannschaft bleibt aber stark: Lange Kerle, schnelle Damen, ein gutes Defensiv- und ein effektives Offensivspiel zeichnet sie aus. Unsere Katharineer versuchen erfolgreich dagegenzuhalten, doch der erste Satz geht erneut an den Gegner: wieder mit 3 oder 4 Punkten.
In den zweiten und damit letzten zehn Minuten des Turniers schreiben dann aber Hollywood-Redakteure das Skript: Unsere Mannschaft erwischt einen guten Start und führt rasch mit drei bis vier Punkten. Der Gegner zieht nach, auch hier bleibt es eng. Wer nach zweimal zehn Minuten insgesamt mehr Punkte haben würde, gewinnt das Turnier.
Dann folgt plötzlich eine Aufschlagsserie, unsere Volleyballer:innen setzen sich ab: fünf Punkte, dann sechs, sieben, acht. Plötzlich ist man neun Punkte vorn. Nun heißt es halten, ohne auf Zeit zu spielen.
Am Ende des zweiten Satzes zeigen beide Mannschaften, dass sie ein mehr als würdiges Finale spielen und zu recht „da oben“ stehen, aber schließlich kann sich unsere Mannschaft im zweiten Satz deutlich absetzen und gewinnt ihr Spiel! Auswärts- und Turniersieg! Herzlichen Glückwünsch!
Die Freude im gesamten Katharineumstross ist riesig, die Rückfahrt kurzweilig und der Ausflug ins Nachbarland ein voller Erfolg.
Und schließlich ist die ganze Fahrt von der Erkenntnis geprägt: Hinten schnackt die Ente – oder so ähnlich.
Till Leibersperger für die Volleyball-AG