Das 19. Jahrhundert bringt nicht nur gesellschaftlich, sondern auch am Katharineum viele Umbrüche und Wandlungen mit sich: 1801 wird neben der lateinischen Gelehrtenschule ein Realzweig eingeführt, dessen Fächer stärker auf die Bedürfnisse künftiger Handwerker und Kaufleute zugeschnitten sind. Neben dem altsprachlichen Unterricht werden Französisch und Englisch angeboten, auch Fächer wie Wirtschaft, Statistik und Zeitungskunde werden zeitweise gelehrt. Zunächst wird der humanistische und der “bürgerliche” Unterricht in einer Art „Gesamtschulsystem“ in leistungsdifferenzierten Kursen ineinander verzahnt, bis sich das System mehrerer und dementsprechend zusammengesetzter Klassen pro Jahrgang durchsetzt. 1828 wird die mündliche und schriftliche Abschlussprüfung eingeführt, zunächst noch als freiwilliges Examen für Schüler, die ein Stipendium anstreben, bis das Abitur 1869 allgemeine Pflicht wird. Das Katharineum ist es, das zuerst 45-minütige Schulstunden einführt. Neben dem eigentlichen Schulunterricht gibt es schon früh im 19. Jahrhundert ein kulturell orientiertes Schulleben mit Theater- und Musikaufführungen, auch Schulfeste und ausgedehnte Studienfahrten der Primaner gehören zum festen Programm der Schule. In den Reihen des Kollegiums arbeiten zum Teil hoch renommierte Wissenschaftler wie die Altphilologen Johann Friedrich Jacob (der damalige Direktor des Katharineums) und Johannes Classen, die Historiker Ernst Deecke und Friedrich Wilhelm Mantels, der Astronom G. Sack oder der Künstler Carl Julius Milde. Letzterer richtete 1838 im Hochchor der Katharinenkirche gemeinsam mit Schülern eine erste Sammlung Lübecker Kunstaltertümer ein und gilt deshalb als der erste Denkmalpfleger Lübecks.
Katharineum zu Lübeck